Düsseldorf-Hafen Papierfabrik Hermes: Abriss wohl dieses Jahr

Eigentümer hofft auf rasche Lösung. Junge war durchs Dach gestürzt, es geht ihm schon wieder besser.

Düsseldorf-Hafen: Papierfabrik Hermes: Abriss wohl dieses Jahr
Foto: David Young / dpa

Düsseldorf. Der 15-jährige Sprayer, der am Montagnachmittag in der alten Papierfabrik Hermes im Hafen durch ein Loch in der Decke zehn Meter in die Tiefe gestürzt war, ist offenbar auf dem Wege der Besserung. „Die Ärzte haben große Hoffnung, dass er es schafft“, sagt Polizeisprecher Markus Niesczery. Und groß ist auch die Hoffnung, dass es auf dem Gelände nicht mehr zu weiteren schweren Unfällen kommen wird: Laut Eigentümer soll die alte Fabrik nun tatsächlich abgerissen werden.

Düsseldorf-Hafen: Papierfabrik Hermes: Abriss wohl dieses Jahr
Foto: M. Zanin

Ortstermin Dienstagnachmittag: Die Fenster und Türen auf den unteren Etagen sind mit Stahlplatten verrammelt; doch eine ist schon wieder verbogen — von einem Versuch, sie aufzuhebeln. „Morgen muss die Firma wieder kommen und nachbessern“, sagt der 49-jährige Mitarbeiter des Wachdienstes. Die Jugendlichen am Montag, sie müssten sich vor dem Unfall an ihm vorbeigeschlichen haben. „Das ist hier ein ewiges Katz-und-Maus-Spiel.“

Nachmittags nach Schulschluss kämen die Ersten, abends ab 23 Uhr wieder andere. „Nach dem Training“, sagt der Sicherheitsmann. Auch gleich nach dem Sturz des 15-Jährigen hätte er wieder junge Leute erwischt — bei seinem Hinweis auf das Unglück hätten sie nur müde mit den Schultern gezuckt. Paintball-Gruppen hat der Mitarbeiter in der stillgelegten Fabrik schon erlebt, Porno-Drehs, Kiffer — und natürlich jede Menge Sprayer.

Ebenfalls schon am Montagabend vor Ort war Markus Mertens von der Rialto Capital AG, der neuen Eigentümerin des Gebäudes. „Der Unfall hat mich sehr betroffen“, sagt der Vorstandsvorsitzende — und stellt auch klar, dass eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs gegen den 15-Jährigen nicht infrage komme: „Hauptsache, er wird schnell wieder gesund.“ Betroffen ist Mertens aber auch, weil er mit seinem Latein allmählich am Ende ist. Erst vergangene Woche, nach den zwei Bränden am Montag und Dienstag, habe er die 167 Stahlplatten vor Fenstern und Türen anbringen lassen. „Ich hätte nie damit gerechnet, dass man da noch reinkommt.“

Derweil laufen die Vorbereitungen für eine „Lösung“ des Problems: Anfang April soll endlich der Erbpachtvertrag mit dem Grundstücksbesitzer — den Neuss-Düsseldorfer Häfen — unter Dach und Fach sein; Mertens wartet zudem auf ein Bodengutachten. „Ohne das bekommen wir keine Abrissgenehmigung.“ Und die will er, das steht jetzt fest. Obwohl er die alte Fabrik und sogar die Graffiti-Kunst in ihr gern erhalten hätte. „Aber das Gebäude ist durch die ständigen Brandstiftungen jetzt zu stark beschädigt“, sagt er. „Das ist wirklich schade — auch für die Künstler.“ Noch in diesem Jahr sollen die alten Hallen verschwinden, im kommenden Jahr entsteht dann ein Office- und Logistikzentrum an dem Standort.

Bei der Feuerwehr ist man über diese Ankündigung sehr erleichtert: „Wir begrüßen diese Entscheidung“, sagt Sprecher Tobias Schülpen. Denn die Fabrik mache den Brandbekämpfern nicht nur viel Arbeit, sie sei auch ein gefährlicher Einsatzort. „Das ist kein Spielplatz“, stellt Schülpen nochmals klar. „Und wer dort Feuer legt, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch unsere Einsatzkräfte.“