Flüsse in Düsseldorf Wo es beim Hochwasserschutz noch hakt
Düsseldorf · An der Zweibrückenstraße und der Altenbergstraße muss jeweils noch eine dauerhafte Schutzwand errichtet werden.
Hochwasser ist so ein Thema, welches uns wohl noch sehr lange begleiten wird, das zeigt sich in diesen Tagen wieder, wenn nach langen Regenfällen in Düsseldorf der Rhein über die Ufer tritt. Die kleineren Flüsse von Düssel bis Kittelbach dürften aktuell zwar keine Gefahr darstellen, doch das Jahrtausendhochwasser vor anderthalb Jahren hat gezeigt, wie schnell eine Katastrophe eintreten kann. Betroffen war in Düsseldorf vor allem der Stadtbezirk 7. Und in den vergangenen Monaten ist bereits viel von der Stadt unternommen worden, um im Wiederholungsfall besser gewappnet zu sein. Abgeschlossen sind die Arbeiten zum Hochwasserschutz aber noch lange nicht.
In der Bezirksvertretung 7 hat der Stadtentwässerungsbetrieb (SEBD) jetzt einen ausführlichen Sachstandsbericht vorgelegt. Demnach ist bei starken Niederschlägen nach wie vor eine Gefährdung durch die Nördliche Düssel nicht auszuschließen. Die Nördliche Düssel weist ein fast vollständig verändertes, begradigtes Fließprofil auf, an das sich kaum natürlicher Retentionsraum mehr anschließt. Die städtische Bebauung ragt an beiden Uferseiten oft direkt an das Gewässer heran und befindet sich in potenziellen Überflutungsflächen. Mögliche Risiken können aber mithilfe der Hochwassergefahrenkarten ziemlich genau abgeschätzt werden.
Die überflutungsgefährdeten Bereiche lassen sich bis zu einem bestimmten Wasserstand mit technischen Hochwasserschutzanlagen wie Rückhaltebecken, Deichen oder Mauern schützen. Die Bemessungsgrundlage stellt dabei das hundertjährliche Hochwasser dar. Ein schadloser Abfluss eines Hochwassers dieser Größenordnung muss also eigentlich gewährleistet sein.
An der Ostparksiedlung
gibt es noch Fehlstellen
Im Stadtbezirk 7 gibt es laut Gefahrenkarten noch Fehlstellen entlang der Zweibrückenstraße an der Ostparksiedlung. Diese wurden mit einer provisorischen Hochwasserschutzwand im Vorjahr eliminiert. Für eine dauerhafte Hochwasserschutzwand an dieser Stelle läuft derzeit das Planfeststellungsverfahren. Gemeinsam mit der Hochwasserschutzwand an der Altenbergstraße im Stadtbezirk 2 – für die zwischenzeitlich der Bauauftrag vergeben wurde – wäre damit ein vollständiger Schutz für die Nördliche Düssel erreicht. Trotzdem besteht immer das Risiko, dass Extremereignisse auftreten, gegen die der technische Hochwasserschutz eben nicht ausreicht. Diese sogenannten Hochwasserrisikogebiete werden in den Gefahrenkarten durch das Szenario eines tausendjährlichen Hochwassers abgebildet. Im Stadtbezirk 7 trifft dies eben auf die Ostparksiedlung, aber zum Beispiel auch auf die südliche Dreherstraße oder die Glashüttenstraße zu. Das Hochwasser vom Juli 2021 war ein solches Extremereignis, gegen das letztlich kein Kraut gewachsen ist.
Nichtsdestotrotz wurden als Reaktion auf das Hochwasser 2021 neben dem technischen Hochwasserschutz viele weitere Maßnahmen angestoßen, um das Risiko auch im Extremfall zu verringern. Die Fachleute sprechen hier von Hochwasserrisikomanagement. So wurde eine städtische Arbeitsgruppe „Überschwemmungsgebiete“ mit Unterarbeitsgruppen zu verschiedenen Themengebieten gebildet, die sich seither regelmäßig treffen. Zu den Ergebnissen gehört zum Beispiel ein neuer Notfalleinsatzplan, der in Kooperation verschiedener Organisationseinheiten der Stadt entwickelt wurde. Weiterhin wurden fünf Gewässerpegel im Stadtgebiet ausgebaut und digitalisiert.
Darüber hinaus wurde die Anschaffung mobiler Systeme zum Hochwasserschutz vorangetrieben. Außerdem wurde die Erschließbarkeit neuer Retentionsräume im Stadtgebiet untersucht. Eine Möglichkeit kann in diesem Zusammenhang die angedachte Offenlegung der Nördlichen Düssel im Bereich des Glasmacherviertels darstellen. Der SEBD beschäftigt sich seit dem Hochwasser 2021 auch intensiv mit Hochwassersimulationen an den innerstädtischen Gewässern. Der SEBD hat sich in diesem Zusammenhang dazu entschieden, sowohl das Niederschlag-Abfluss-Modell (dies beschreibt die Abflussbildung zum Gewässer hin) als auch das Hydraulikmodell der Düssel für das Düsseldorfer Stadtgebiet komplett zu aktualisieren.
Der Pillebach ist kein Risikogewässer
Aufgrund des Umfangs und der Komplexität der Aufgaben wird die Fertigstellung der beiden Modelle inklusive aktueller Berechnungsergebnisse allerdings erst im zweiten Halbjahr nächsten Jahres erwartet. Weniger besorgniserregend ist die Situation am Pillebach. Denn beim Pillebach handelt es sich nach Einschätzung des SEBD nicht um ein Risikogewässer nach Hochwasserrisikomanagementrichtlinien. Er kann bei stärkeren Regenfällen in seinem Einzugsgebiet zusätzliches Wasser in die Nördliche Düssel transportieren oder auch von dort zurückgestaut werden, weshalb er Berücksichtigung in der Niederschlag-Abfluss-Modellierung findet. Am Pillebach sind zudem Maßnahmen zum naturnahen Gewässerausbau in Vorbereitung. Diese werden jedoch nicht aus Gründen des Hochwasserschutzes vorgenommen.