Der Härtetest für angehende Notärzte

Horror-Szenario nach Unfall auf dem Rheinbahn-Gelände in Lierenfeld nachgestellt. Die Mediziner erledigten ihre Aufgabe gut.

Düsseldorf. Die Windschutzscheibe eines Kleinwagens ist zertrümmert, ihm fehlen die Rücklichter. Ein Bus der Rheinbahn scheint dem Kleinwagenfahrer frontal ins Auto gefahren zu sein. Im Bus hört man Verletzte verzweifelt die Namen ihrer Angehörigen rufen und vor Schmerz um Hilfe schreien. Krankenwagen und Feuerwehr versammeln sich um den Unfallort, um den Opfern zu helfen. Doch zum Glück — es ist alles nur eine Übung, die angehende Notärzte auf die Probe stellen soll.

Verblüffend echt erscheint die Kulisse, die das Deutsche Rote Kreuz für die diesjährige Einsatzübung für angehende Notärzte auf dem Betriebshof der Rheinbahn in Lierenfeld kreiert hat. Andreas Fromm, organisatorischer Leiter des Übungseinsatzes, erklärt das Szenario: „Der Busfahrer hatte während der Fahrt einen Schlaganfall, deshalb ist er auf die Gegenfahrbahn gekommen und hat den Kleinwagen erwischt.“

Die Businsassen, erklärt er, seien unterschiedlich stark verletzt. Es sei Aufgabe der angehenden Notärzte, die Stärke ihrer Verletzungen zu klassifizieren, sowie diese so schnell wie möglich zu behandeln. Im Ernstfall können schließlich wenige Sekunden über Leben und Tod entscheiden. Die Einsatzübung, erklärt er weiter, sei die letzte praktische Übung vor der mündlichen Prüfung, die die Ärzte am Ende des achttägigen Kurses absolvieren müssten. „Nach der mündlichen Prüfung sind die 16 Teilnehmer offiziell Notärzte.“

„Die Verletzungen sind natürlich nicht echt. Unsere Helfer sind professionell geschminkt, können gut schauspielern und haben sich bereiterklärt, bei der Einsatzübung mitzuhelfen“, erklärt Yvonne Fritz vom Jugendrotkreuz Düsseldorf. „Einige von ihnen sind sogar aus Bad Homburg in Hessen für den Übungseinsatz angereist.“

Ähnliche Praxisübungen, erklärt der angehende Notarzt Alexander Pütz (36) aus Bonn, habe man in den letzten acht Tagen häufig gemacht. „Die Ausbildung hatte einen sehr hohen Praxisanteil. Es gab nur zwei Tage, an denen wir uns auf theoretische Aspekte konzentriert haben.“ Notarzt, so Pütz, habe er eigentlich schon immer werden wollen. Er habe dann die Chance genutzt und sich für eine Notarztausbildung in Düsseldorf angemeldet. „Das war eine gute Entscheidung. Der Kurs war spannend und praxisnah. Besser noch, als ich ihn mir vorgestellt habe.“

Zwei Stunden und fünfzehn Minuten brauchten die angehenden Notärzte insgesamt, um alle „Verletzten“ angemessen zu versorgen. Der einsatzleitende Notarzt Dr. Marc Zellerhoff sprach den Ärzten dafür ein Lob aus.

Auch Andreas Fromm ist mit dem Ablauf des ziemlich aufwendigen Übungseinsatzes sehr zufrieden: „Unsere angehenden Notärzte haben das insgesamt sehr gut gemacht.“ Nun müssen die jungen Notfall—Mediziner nur noch die allerletzte theoretische Prüfung erfolgreich absolvieren.