Der neue Stadtsprecher muss Kampagne können
In dieser Woche ist die Ausschreibung für die Leitung des Amtes für Kommunikation erschienen. Sie enthält viele Anforderungen an die Bewerber — und sehr interessante Zwischentöne.
Die Bewerbungen gehen direkt an den Chef. Am Ende der Ausschreibung für den Leiter oder die Leiterin des Amtes für Kommunikation steht, dass die Schreiben an Oberbürgermeister Thomas Geisel zu richten sind. Persönlich. Das ist im Prinzip gar nicht so ungewöhnlich, passt aber auffallend gut zu dem auffallend langen Text davor.
Geisel sucht einen Nachfolger für Kerstin Jäckel-Engstfeld. Die bisherige Kommunikationschefin der Stadt hatte Ende Mai ihre Kündigung eingereicht. Deshalb ist nun die Ausschreibung erschienen, die in 16 Unterpunkten erläutert, was man im Rathaus von den Bewerbern erwartet. Dabei fallen einige Formulierungen ins Auge, die angesichts der Umstände der erwähnten Kündigung und der gar nicht mehr so fernen Kommunalwahl einen besonderen Ton bekommen:
„Die Aufgabe erfordert eine absolut vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Oberbürgermeister.“ Dieser Satz steht wie eine Präambel vor den einzelnen Voraussetzungen und erwarteten Fähigkeiten. Mit der Frage, ob die neue Amtsleitung nun Sprecher der Stadt oder des Oberbürgermeisters ist, hatten einige Menschen auf dem Posten zu kämpfen, die Ausschreibung gibt die Antwort nun vor.
„Ihre Aufgaben sind insbesondere Vorbereitung und Durchführung von Medienterminen mit besonderer Bedeutung.“ Hier sind die beiden letzten Worte entscheidend. Geisel sah in der Vergangenheit seine Erfolge schlecht verkauft. 700 Millionen Euro fließen in die Schulen, aber kaum einer weiß das. Da die Kommunalwahl nur noch zwei Jahre entfernt ist, kommt es dem Oberbürgermeister nun verstärkt darauf an, dass die besonderen und vor allem die besonders guten Nachrichten mit ihm verbunden werden. Dazu passt auch der folgende Punkt.
„Für diese anspruchsvolle Tätigkeit erwarten wir Erfahrungen in der Entwicklung von Kommunikationsstrategien.“ An dieser Stelle wird noch deutlicher, dass es vor allem um einen Kampagnen-Experten geht. Von der Landesebene ist deutlich zu vernehmen, dass Ministerpräsident Armin Laschet vieles daran setzen will, dass seine CDU das Rathaus in der Landeshauptstadt zurückholt. Dem muss die SPD entgegenwirken — und das bedeutet ganz klar: Wahlkampferfahrung und auch Erfahrung mit Wahlkampf im Internet und in den Sozialen Netzwerken. Es erscheint gut möglich, dass die Landes-SPD beim nächsten Amtsleiter die Finger im Spiel hat, schließlich sind dort seit der Wahlniederlage noch erfahrene Kräfte, die eine neue Aufgabe gebrauchen können.
„Wir erwarten Erfahrungen als Journalistin/Journalist oder Erfahrung in crossmedialer Arbeit und Kommunikation.“ Heißt übersetzt: Nachdem die vorherige Amtsleiterin aus dem Journalismus kam, ist dies nun nicht zwingende Voraussetzung. PR-, Marketing- und andere Kommunikations-Experten scheinen nun auch denkbar. Das macht erst recht hellhörig, wenn später von „Verständnis für politische Zusammenhänge“ die Rede ist.
Die Bewerbungsfrist endet am 4. Juli. Die Auswahlgespräche sollen „unverzüglich“ stattfinden, das heißt, die oder der Neue könnte in wenigen Wochen anfangen, seine Kampagnen-Fähigkeit unter Beweis zu stellen.