Der Schulstress nimmt zu – für Schüler, Lehrer, Eltern
Schüler, Eltern und Lehrer stehen zunehmend unter Druck. Die Stadt will eine Diskussion mit allen Beteiligten.
Düsseldorf. Steigende Belastung durch Turbo-Abi, immer mehr Nachhilfe, Schüler, die ohne Abschluss die Schule verlassen, Lehrer mit Burnout-Syndrom - Schule scheint ein ständiger Quell schlechter Nachrichten zu sein, viele Beteiligte fühlen sich überfordert. Die Stadt hat nun eine Veranstaltungssreihe aufgelegt, Titel: "Betrifft: Schule". Start ist kommende Woche (siehe Kasten).
Experten werden nicht nur vortragen, sondern sich auch der Diskussion stellen. Es wird um Bildungsverlierer gehen, neue Medien und Förderrezepte. Die Veranstaltungen sind offen, Eintritt ist frei.
Stefan Drewes, Leiter der schulpsychologischen Beratung, hat einen guten Einblick in die Probleme von Schülern, Eltern und Lehrern. Er erlebt "eine hohe Zahl von Schülern mit Überlastung." Die Gründe seien etwa die Unfähigkeit zum selbstständigen Arbeiten, aber auch mangelnde Unterstützung von zu Hause. "Solche Schüler leiden dann am meisten unter Verschärfungen wie dem Turbo-Abitur." Nachhilfelehrer in Düsseldorf merken das: Sie verzeichnen steigende Nachfrage.
In Beratungen ermuntern Drewes und Kollegen Eltern aber auch immer wieder, ihren Alltag der Schule anzupassen: "Wenn der Toni morgens nicht rechtzeitig gepackt ist, müssen vielleicht alle früher aufstehen." Berufstätige Eltern müssten sich klar machen, dass noch Zeit sein muss, bei den Hausaufgaben zu helfen, zur Not am Wochenende.
Viele Kinder kämen auch ohne Probleme durch die Schule. Aber die Schere zwischen den zu Hause Geförderten und denen, die in den Ferien auf der Straße rumhängen, geht laut Drewes auseinander. Die Bildungskinder hätten oft andere Probleme: "Viele verbringen Stunden pro Tag in Parallelwelten im Internet wie Facebook oder Schüler-VZ."
Um die neuen Medien als Bestandteil des Unterrichts wird sich auch ein Vortrag der Reihe drehen. Ein anderer um Strategien für einen stressfreien Unterricht. Viele Pädagogen fühlen sich überlastet, wie Christiane Schüßler von der Düsseldorfer Schulaufsicht erläutert: "Es werden mehr individuelle Förderung und psychologische Fähigkeiten erwartet, weil die Zahl der auffälligen Schüler steigt." Dazu erzeugten Reformen neue Rahmenbedingungen. Das führt bei manchen Pädagogen zu erheblichen gesundheitlichen Problemen.
Zu den Umwälzungen gehört auch die Umstellung auf den Ganztagsbetrieb. Nach Drewes’ Ansicht haben sich noch nicht alle Schulen ausreichend darauf eingestellt. So würden manche Lehrer noch Hausaufgaben aufgeben, ohne zu berücksichtigen, ob Schüler vielleicht am Nachmittag Unterricht haben.