Glosse Der Straßenraum ist für alle da — eigentlich

Das leben als Fahrradfahrer in Düsseldorf könnte so schön sein, wenn bloß die Fußgänger nicht wären. Eine Glosse unseres Gastautors Heinrich Spohr.

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Düsseldorf. Der Straßenraum ist für alle da! Doch es gibt Verkehrsteilnehmer, die stellen eine echte Behinderung für die auf zwei Rädern balancierenden Radfahrer dar: die Fußgänger. Die sind langsam, gucken nur nach vorne, nicht nach hinten. Die haben keine Rücksicht, keinen Respekt vor den Radfahrern, die sich über die Trottoire plagen müssen.

Da gibt es Fußgänger, die aus der Haustür auf den Trottoir treten, ohne sich davon zu überzeugen, ob nicht ein Radfahrer gerade vorbeirast, der plötzlich ausweichen und dadurch eine mit Kinderwagen kommende junge Frau ausbremsen muss.

Da gibt es Fußgänger, die in Gruppen auf dem Trottoir plaudernd stehen und dadurch den fließenden Radverkehr behindern. Trotz Klingelns bewegen sich Fußgänger oft nicht von der Stelle, machen keinen Platz. Können die nicht hören?

Überhaupt: Die Bürgersteige sind viel zu schmal. Auf gepflasterten Straßen können Radfahrer und Radfahrerinnen mit Einkaufskörben vor dem Lenker kaum fahren. Da wird man unzumutbar durchgeschüttelt. Die Frage lautet doch: Warum sind Bürgersteige nur für Fußgänger zugelassen?

Warum dürfen Radfahrer auf den Fußgängerstraßen der Altstadt und auf dem Rheinwerft entsprechend der Beschilderung nicht fahren? Mit welchem Recht werden solche Schilder aufgestellt? Der Straßenraum ist doch für alle da!

Radwege, wo es solche gibt, hören plötzlich auf oder werden zugeparkt. Warum werden Radfahrer gezwungen, auf rotbemalten Wegen zu fahren, die zu schmal sind? Da stehen an Straßenkreuzungen Ampeln herum. Seit die Verkehrsschutzleute abgeschafft worden sind, sollen diese Ampeln den Verkehr regeln; tun sie aber nicht. Sie blockieren den fließenden Fahrradverkehr.

Bei Rot sollen Radfahrer dort auch noch warten. Unglaublich! Ein Fahrrad ist doch kein Warterad. Wenn kein Auto fährt, kann endlich der Radfahrer frei und diagonal über die Kreuzung fahren. Rot gilt doch nur für Autofahrer, oder? Die haben ja einen Führerschein und eine Straßenverkehrsordnung.

Der Fahrradfahrer braucht so etwas nicht. Er hat ja den Über-Blick. Radfahrer sehen ja, was auf der Straße oder dem Trottoir los ist. Der Balanceakt des Fahrradfahrens ist ein Kunststück, bewundernswert! Wenn das die anderen Verkehrsteilnehmer achten würden. Das Kunststück wird noch größer mit einer Hand am Lenker und der anderen am Mobil- oder Smartphone. Schwierig wird’s nur bei Regen mit Regenschirm.

Aber zurück zu der Plage der Fußgänger auf den Fußwegen. Damit Radfahrer nicht mehr mit Fußgängern und Rot-Ampeln in Konflikt geraten, muss eine Lösung her: Fußwege, separate Radwege, bemalte Fahrstreifen auf Fahrdämmen, blockierende Ampeln, alles abschaffen. Der Straßenraum ist doch für alle da. Es gibt Länder auf dieser Erde, wo das funktioniert. Und wo sollen Fahrräder geparkt werde? Lassen wir das! Das ist ein anderes Thema.

(Heinrich Spohr. Archivfoto: dpa)