Der Tannenhof wird 80

Ein paradiesisches Leben am Rand der Stadt, mit Vorgärten, Blumen und Bäumen.

Düsseldorf. Die Interessengemeinschaft Tannenhof feiert das 80-jährige Bestehen ihrer Siedlung zwischen den Bahnstrecken Eller-Rath und Düsseldorf-Erkrath sowie der Düssel mit einer Ausstellung. Sie wird am Samstag vom ehrenamtlichen Historiker Ulrich Brzosa hinter Schloss Eller eröffnet.

Die Vernissage verspricht, eine große Familienfeier für die 1200 Mitglieder zu werden. Man lebt oft seit einem halben Jahrhundert und länger zusammen. An jedem Mittwoch trifft man sich im Vereinshaus am Erfurter Weg bei Kaffee und Kuchen, hat Kinderfeste, Seniorenfeiern und Adventsveranstaltungen. Und wer einen runden Geburtstag hat, dem wird gratuliert. All das fördert das Gemeinschaftsgefühl.

Gebaut wurde die Siedlung in der Weltwirtschaftskrise, die Stadt stellte Erwerbslosen und kinderreichen Familien auf dem ehemaligen Gut Tannenhof zur Verfügung. Damals kauften die Bewohner Futtermittel oder Bäume verbilligt ein. Und auch heute noch gibt es für alle Bewohner Rabattabkommen mit den Stadtwerken oder einem Baumarkt.

Der Bau war damals nicht leicht: Wegen der Düssel, die die Siedlung durchzieht, war der Grund der „vorstädtischen Kleinsiedlung“ sumpfig und musste zuerst trocken gelegt werden. Die ersten Häuser waren primitiv, denn die Häuslebauer recycelten den Bauschutt aus Abbruchhäusern. Das Wasser wurde von Hand aus den Brunnen gepumpt. Und Anschlüsse an die öffentliche Energieversorgung waren gar nicht erst eingeplant. Selbst die Kanalisation kam erst in den 50er Jahren hinzu.

Diese armen Zeiten sind längst vorüber. „Hier ist es sehr grün und ruhig“, sagt die Siedlungs-Chefin Roswitha Pohlmann. Und Archivar Wilhelm Heinrich fügt hinzu: „Ich wohne noch immer im Haus, wo ich geboren bin. Es kann also nur schön bei uns im Tannenhof sein.“ Um dies unter Beweis zu stellen, zeigt er ein altes Foto von 1938 mit Tante Helene und Opa Eduard.

Heute ist es ein liebenswertes Wohngebiet mit blühenden Gärten. Es gibt so viel Obst, dass die Kirschen und Mirabellen auf den Bürgersteig und sogar auf die Straße fallen, wo sie niemand aufsammelt.

Die ersten Parzellen waren tausend Quadratmeter groß und durften nicht verändert werden, weil die Reichsheimstättenverordnung dies so vorschrieb. Selbst nach dem Zweiten Weltkrieg zahlten Anlieger Strafe, wenn sie ein Fenster veränderten. In der oberen Etage gab es zwei Zimmer für Flüchtlinge und ausgebombte Familien, in denen anfangs sieben und mehr Personen hausten. In den unteren drei kleinen Zimmern wohnten die Pächter.

Erst in den 70er Jahren wurden die Parzellen halbiert und in die Freiflächen neue Häuser gesetzt. Heute, da die Einwohnerzahl gesunken ist, werden immer noch 2000 Haushalte gezählt. Die Bewohner leben paradiesisch und sind mit Bahnen und Bussen an die Innenstadt angeschlossen. Was fehlt, sind Läden. Roswitha Pohlmann klagt: „Außer einem Bäcker und einer Lottobude gibt es nichts. Früher dienten 30 Geschäfte der Versorgung, heute liegen die nächsten Geschäfte an der Vennhauser Allee.“

Die Zeiten, da allein 594 Kinder im ersten Bauabschnitt Einzug hielten, sind vorüber. Nach Auskunft von Roswitha Pohlmann ist die Siedlung überaltert. Oder genauer: Die jüngeren Anlieger gehören in den seltensten Fällen der Interessengemeinschaft an. Sie wollen sich nicht binden, selbst bei einem Jahresbeitrag von 24 Euro nicht.