Der Traum vom eigenen Acker

Immer mehr Düsseldorfer bauen ihr Gemüse selbst an. Dahinter steht nicht nur der Wunsch, sich gesund zu ernähren.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Der Schrebergarten ist out, der eigene Acker in. Zumindest bei den Gärtnern, die sich im Pfarrhaus St. Dionysius eingefunden haben. Dort erklärten am Mittwochabend Mitarbeiter von „Meine Ernte“, worauf Gärtner achten sollten, die ab Mai ein eigenes Stückchen Land in Volmerswerth bestellen möchten.

„Meine Ernte“ aus Bonn vermietet Gemüsegärten auf Äckern von Bauern in 25 Städten in Deutschland, seit 2010 auch in Düsseldorf. Die Zahl der Gärtner hat seitdem stetig zugenommen. In Niederkassel sind für die kommende Saison längst alle der mehr als 100 Plätze belegt, in Volmerswerth nur noch 20 frei. Kerstin Oldendorf von „Meine Ernte“ erklärt das damit, „dass die Leute mehr Wert auf gesunde Ernährung legen“. Außerdem trauten die Menschen nach all den Lebensmittelskandalen dem Bio-Siegel nicht mehr so recht.

Doch es ist wohl wesentlich mehr als das und das scheint auch Oldendorf zu wissen, wenn sie von „unendlicher Entspannung spricht“, die Gärtner auf ihrem Acker erfahren. Oder wie fantastisch Gemüse schmeckt, indem Liebe steckt. Oder davon schwärmt, wie wunderbar es ist, sonntags beim Tatort auf der Fensterbank vorgezogene Gemüsepflänzchen zu vereinzeln.

„Ich will wieder dreckige Fingernägel haben“, beschreibt Jens Hakemeier seine Motivation, einen Acker zu mieten. Außerdem ist da der Nachwuchs, dem der 34-Jährige gerne beibringen möchte, dass die Gurke nicht mit Plastikfolie ummantelt im Gemüseregal wächst. Und irgendwie ist da auch der Wunsch nach ein bisschen Abenteuer, das er auf dem Acker zu finden hofft. Ein Schrebergarten kann seinen Wünschen nicht entsprechen: „Den bindet man sich ja ewig ans Bein.“ Auch Marianne Werner schätzt es, dass sie sich auf dem Acker erst einmal eine Saison ausprobieren kann: „Ende des Jahres kann ich dann entscheiden, ob ich weitermachen will“, sagt die 63-Jährige.

Hinzu kommt, dass die Ackergärtner nicht allzu viel Zeit in ihr Gemüse investieren müssen. Schließlich ist es der Bauer, der Rotkohl und Rübenstiel für sie anpflanzt. Die Mieter müssen dann vor allem Unkraut jäten, ab und an gießen und neue Pflanzen setzen, wenn das erste Gemüse abgeerntet ist. Ach ja, und einkochen, wenn sie irgendwann nicht mehr wissen, wohin mit all den Zucchinis.