Kabarettistischer Tanz auf dem Vulkan
Am Freitag hat das neue Stück der LutherRatten „Klug ist Trug“ Premiere.
Düsseldorf. Sie nennen sich gerne die „Hofnarren der evangelischen Kirche“ — die Kabarett-Truppe der LutherRatten. Im Dezember stehen sie seit 30 Jahren auf der Bühne der Luther-Kirchengemeinde, mit Programm „Klug ist Trug“ starten sie am Freitag in die neue Kabarettsaison.
Ausgehend vom diesjährigen Kirchentagsmotto aus dem 90. Psalm „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf das wir klug werden“, hat sich die sechsköpfige Truppe so ihre Gedanken darüber gemacht, was Klugheit eigentlich ist. Und kommt gegen Ende zu dem resignierenden Schluss, dass Dummheit wohl das eigentliche Erfolgsmodell ist, das sogar die Evolution besiegt. „Denn sonst wäre die Dummheit längst ausgestorben. Aber sie lebt - und wie.“ Sogar so sehr. dass sie den Weltuntergang einläutet.
Dazwischen liegen zwei kurzweilige Stunden, in denen in bester Hippie-Manier zu einer Weltverabschiedungsparty geladen wird. „Go-Go-Party für Mutter Erde“ nennt es Blacky Weizsman, alias Andreas Beaugrand, der auch die Texte mit verfasst hat. „Trotz meiner Mühen ist meine Ökubilanz eine einzige Ökokatatrophe — jetzt bin ich es leid, ich will feiern“, erklärt Blacky in seinem Prolog.
Dass eine riesige Ratte (glücklerweise keine lebende, sondern eine aus Plüsch) immer dabei ist, wissen LutterRatten-Fans mittlerweile. In diesem Jahr bekommt sie aber Gesellschaft von einem knallbunten Luftballon in Papageienform. Und von einem Schwung voll skurriler Partygäste, die die Befindlichkeiten unserer Gesellschaft (aber auch Kirche) karikieren.
Da ist der Theologe Friedwart Lang („Oberratte“ Jürgen Weller), der immer wieder das Gespräch mit Gott sucht, obwohl dieser eher nicht mit Trivialitäten belästigt werden möchte. Weller, der seit über 30 Jahren als Gemeindepädagoge tätig ist und Gründungsmitglied ist, mimt auch den Bürgermeisterkandidaten Lucky Klug von der „Schwall“, sprich SchwarzAlternativenListe, der bei der Party auf Stimmenfang geht. Quasi Gegenpol ist der hungrige Ruhrpottler Manni Dumbrowski (Jörg Kupitz), immer wieder nach dem Buffet fragt, das jedoch nie eröffnet wird. Denn immer wieder kommt etwas dazwischen.
Der Auftritt der „Sensemannsingers“ zum Beispiel in schwarzen Kutten mit Totenmaske. Oder ein Dialog friesischer Bauern über ökologischen Anbau: „Ich habe jahrelang auf Brache gemacht, das war prima, keine Arbeit aber ein Scheck von der EU." Oder einem Hohelied auf das Gottesgeschenk der Industrie oder der Banken. „Denn Geld geht nicht verloren, es geht nur woanders hin“.
Je weiter der Mix aus bissigen Texten und flotten Lierden fortschreitet, desto mehr mischt sich aus dem Off die Dreieinigkeit ein (eigentlich eine Viereinigkeit, denn auch Maria ist dabei). Und selbst Buddha hat einen Auftritt. Bis mit dem Ende des Stückes das Ende der Welt kommt — oder der Anfang einer neuen, besseren. Übrigens: Jetzt wird die Bedeutung des Papageis klar: Er steht für den Heiligen Geist. Fazit: Ein rattenscharfes Programm, das Vorfreude auf das Lutherjahr 2017 weckt.