Designerin Stephanie Pothen macht jedes Kleid zum Unikat
Einst zog es die Düsseldorferin in die Schweiz — für die Liebe. Jetzt zog es sie zurück — für die Liebe zu Rhein und Mode.
Düsseldorf. Vielleicht gibt es ja wirklich keine Zufälle. In Zürich hatte die Düsseldorfer Mode-Designerin Stephanie Pothen ein charmantes Atelier am Neumarkt im Schatten des Kunsthauses in einer ehemaligen Schreinerei. Als sie jetzt, nach vier Jahren an der Limat an den Rhein zurückkam, suchte sie eine passende Wohnung. Nicht einfach. Sie fand sie schließlich in einem idyllischen Hinterhof in Flingern. Der Flachbau war früher einmal eine Schreinerei.
Nicht nur die Mode lebt von der Beständigkeit des Wechsels. Alles wiederholt sich. Und ist doch immer wieder anders. Auch für Stephanie Pothen. Gerade hat sie für sich ein neues Atelier gefunden, am Rande der Karlstadt, im Dunstkreis der kreativen Hohe Straße. Im September soll es eröffnet werden.
Stephanie Pothen, Schülerin der Modeschule Eller und eine Entdeckung der Designer-Schauen der CPD, gründet Mitte der 80er-Jahre ihr eigenes Label, verkauft ihre Kollektionen auf der Messe und über Vertreter in 50 Geschäfte. Das ist anstrengend, oft alles andere als kreativ, und es fehlt etwas Wesentliches: Der Kontakt zur Kundin, die Kontrolle, ob und wie ihre Mode angekommen ist.
Deshalb wird Pothen wieder direkt, klein und fein mit einem eigenen Laden in Unterbilk. Der ist schon bald Anlauf-Adresse für Frauen mit Persönlichkeit, die Mode mit Persönlichkeit suchen. So entstehen auch Freundschaften. Die vermisst Stephanie Pothen, nachdem sie nach Zürich umgezogen ist — der Liebe wegen.
Die treuesten Kundinnen scheuen nicht den Tripp in die Schweiz — der Mode wegen. Keine Einbahnstraße. Zweimal im Jahr präsentiert Stephanie Pothen weiter ihre Kollektion in Düsseldorf im Atelier der Künstlerin Johanna Hansen, macht nach wie vor einen guten Schnitt und die freundschaftlichen Fäden reißen nicht ab. Aber auch die Schweizerinnen lieben die schlichten, dennoch raffinierten Entwürfe der deutschen Designerin. Der „Zürcher Tages-Anzeiger“ bescheinigt ihr eine „radikale Subjektivität“.
Als es Stephanie Pothen zurückzieht an den Rhein, zieht ihr Mann mit, diesmal er der Liebe wegen. Auch zu Düsseldorf. René Grüninger ist auch unterwegs im Mode-Business, jetzt eben als Pendler.
Der Schritt zurück zum Ort ihrer Wurzeln ist für Pothen auch ein Schritt vorwärts: „Ich bin anders hier wieder angekommen.“ Dazu passt, dass sie jetzt im Rahmen eines Projekts mit dem Institut für Design an der Luisenstraße Label und Logo überarbeitet. Dabei will sie sich nicht neu erfinden, sondern treu bleiben. Wie ihrem Mode-Stil für starke Frauen.
Stephanie Pothen verkleidet ihre Kundinnen nicht. Es sind meist selbstständige Frauen aus kreativen und künstlerischen Berufen. Typischer Satz einer Trägerin dieser eigenwilligen Marke: „Ich ziehe mich morgens an und brauche dann nicht mehr dran zu denken, weil ich weiß, ich sehe gut darin aus.“ Die Designerin ergänzt: „Man soll sich in meinen Kleidern schön fühlen.“
Am Anfang steht der Stoff, der löst bei Stephanie Pothen den Prozess aus: „Es ist wie elektrisierend, meist sehe ich das Teil schon vor mir, das daraus entstehen kann.“ Es folgt der Schnitt in Nessel, der anprobiert, korrigiert, verfeinert wird, bevor er produktionsreif ist. Im Kleinen wiederholt sich der Prozess bei der Anprobe durch die Kundin im Atelier. Jedes Teil wird individuell angefertigt. Alternative Stoffe, auch Futterstoffe, Ärmellänge, aufgesetzte Taschen oder ihr Weglassen können frei ausgewählt werden.
Zuerst wollte Stephanie Pothen eine Saison aussetzen mit Modemachen. Doch das hat sie nicht ausgehalten. Neue Stoffe, afrikanische Muster, italienisch interpretiert, zarte Seide, mit abstrakten floralen Motiven, haben sie inspiriert. Erste Entwürfe wehen durch ihren kleinen Bambusgarten in Flingern. Poetisch, viel schöner als an Models. Stark und elastisch — wie Stephanie Pothen.