Die Gema will mehr Geld — Discos fürchten die Pleite
Die Gema will ihre Tarife ändern. Große Clubs und Discos sollen mehr, kleine weniger zahlen. Nun regt sich vielerorts Widerstand.
Düsseldorf. Stefan Prill weiß nicht so recht, wie es weiter gehen soll. Bereits jetzt zahlt er als Betreiber des Stahlwerks an der Ronsdorfer Straße jedes Jahr zwischen 15 000 und 20 000 Euro für das Abspielen von urheberrechtlich geschützter Musik an die Verwertungsgesellschaft Gema. Kommt die zum 1. Januar 2013 geplante Tarifumstellung, würde die Summe um weit mehr als hundert Prozent steigen.
Die Umstellung sieht vor, dass große Discos oder Clubs künftig weitaus stärker zu Kasse gebeten werden — pro hundert Quadratmeter Fläche und pro Euro Eintrittsgeld. Dadurch würden die Tarife für kleine Clubs sinken. Davon hat Prill allerdings nichts und ist sich sicher: „Schon jetzt sind wir für kleine Veranstaltungen nicht mehr interessant. Wenn die Regelung so kommt, gehen hier wohl die Lichter aus.“
In die gleiche Kerbe schlägt Stephan Büttner von der Bundesvereinigung der Musikveranstalter. Büttner nennt die neue Regelung „völlig indiskutabel“ und spricht von einem „willkürlichen Vorgehen eines Monopolisten“, der nichts im Sinn habe, als seine „marktbeherrschende Stellung auszunutzen“. Büttner sieht gar ein System hinter dem Vorgehen der Gema. Da immer weniger Tonträger verkauft werden, versuche die Verwertungsgesellschaft, sich das fehlende Geld bei den Disco- und Clubbetreibern sowie den Musikveranstaltern zu holen.
In der Tat sinken die Einnahmen der Gema kontinuierlich. Nahm sie 2000 noch 195 Millionen Euro durch die Vervielfältigungsrechte von Musik ein, waren es zehn Jahre später nur noch 75 Millionen Euro. Das können auch die zwar steigenden, aber bei weitem nicht ausreichenden Einnahmen aus dem Online-Geschäft nicht ausgleichen.
Gema-Sprecherin Gaby Schilcher weißt die Vorwürfe von sich. „Wir sind nicht daran interessiert, Unternehmer durch unsere neuen Tarife in den Ruin zu treiben.“ Es sei nicht mal Ziel der Gema, durch die Tarifumstellung Mehreinnahmen zu erzielen. Vielmehr gehe es um eine gerechtere und nachvollziehbare Lösung: „Es hieß immer, die alte Regelung begünstige die Großen, während die Kleinen im Verhältnis zu viel zahlen. Das wird nun geändert.“ Und da es viel mehr Kleine als Große gebe, werde die Gema dementsprechend auch nicht mehr Geld einnehmen.
Stahlwerk-Betreiber Prill unterstützt das grundsätzlich: „Es ist gut, dass die Kleinen entlastet werden. Aber der Vorschlag ist ungerecht für die Großen. Das Verhältnis stimmt nicht.“ Bereits jetzt seien viele Großveranstalter vor dem Aus, wie aktuell im Hafen zu sehen. „Ich will keine zehn Euro für ein Alt nehmen, um wirtschaftlich zu arbeiten. Das ist unglaubwürdig für das Stahlwerk.“
Auch die Schützenvereine wären betroffen, wenn sie für ihre Zelte Eintritt nehmen. Am Mittwoch Abend stand das Thema bei der Vorstandssitzung an.