Stadtplanung Die Ideen für Düsseldorfs Zukunft

Düsseldorf · Planer wollen das Potenzial der Mischgebiete jenseits der City heben – und die Kniebrücke zum Park machen.

Ein Düsseldorf-Panorama mit dem Rheinturm im Abendlicht.

Foto: picture alliance / dpa/Jan-Philipp Strobel

Wie wollen wir in Zukunft in Düsseldorf leben? Beantwortet werden soll diese Frage mit Hilfe eines neuen Stadtentwicklungskonzepts namens „Raumwerk D“, das die Stadt parallel zum „Mobilitätsplan D“ mit Hilfe der Bevölkerung und Fachleuten seit anderthalb Jahren in Workshops und Konferenzen erarbeitet. Die ermittelten Grundüberlegungen haben vier beauftragte Planungsteams aufgenommen und in ihre Ideen von einem „gesamtstädtischen Raumbild“ der Zukunft Düsseldorfs einfließen lassen, das sie am Donnerstag in der Turbinenhalle präsentierten.

Wo soll Grün erhalten bleiben, wo weiter, möglicherweise auch in die Höhe gebaut werden? Wo sollen neue Wohnungen entstehen, wo nicht? Welche Strukturen brauchen Bildung und Kultur, welche die Arbeitswelten, auch die Industrie? Und wie stehen diese Lebensräume in Beziehung? Und wie sind die stadtplanerischen Weichen zu stellen und die aus der Beantwortung dieser Fragen entwickelten Ziele zu erreichen? Erste Erkenntnisse sollten nun die Entwürfe liefern, die am Donnerstag zur Diskussion gestellt wurden (auch online ab sofort unter duesseldorf.de/raumwerkd). Die Anregungen sollen im nächsten Schritt in die Pläne einfließen, die am Ende des Prozesses zu einem Konzept zusammengefasst werden. Die Ideen:

Düsseldorfs 3. Stadt - Willkommen in der ersten Reihe! Berchtoldkrass Space&Options (Karlsruhe), Bauchplan (München), Argus Stadt und Verkehr (Hamburg), Hochschule Luzern (Luzern): Das Team unterteilt Düsseldorf in vier Stadträume: die Keimzelle Stadtkern mit Altstadt und City, die innenstadtnahen Viertel mit Gründerzeitbebauung, die sich wie ein Gürtel drumherum legen, eine daran anschließende  „dynamische Stadt“, ohne klare Struktur, und die Nachbarkommunen. Auf die sogenannte „dritte, dynamische Stadt“, in der 85 Prozent der Düsseldorfer wohnen, legen die Planer den Fokus, hier sehen sie die größten Chancen, stadplanerisch einzugreifen und die Herausforderungen Wachstum, Mobilität und  Klima zu meistern. In den Räumen selbst besteht Potenzial für „behutsames Stadtwachstum“, aber auch urbanes Leben, gemischte Nutzungen (Wohnen und Arbeiten), Fahrradfreundlichkeit. Zudem können Verbindungen zum Düsseldorf prägenden Rhein geschaffen werden, etwa vom Japanischen Garten, vom Uni-Campus oder von der Messe aus, neue Promenaden und Terrassen sollen entstehen. Auch im Osten der Stadt, der von Wald begrenzt ist, sollen solche „Ankerpunkte“ geschaffen werden.

Düsseldorfer Mosaik (Citfyförster Architecture + Urbanism (Hannover), Urbanegestalt (Köln), SHP Ingenieure (Hannover): Einen erstaunlich ähnlichen Ansatz wählte auch dieses Team und konzentrierte sich auf die undefinierte „Mosaikstadt“, wo sich Industrie mit Gartenanlagen, Kleingewerbe und Brache trifft. Innerhalb dieser Räume soll durch kleine, neue Verbindungen (Fußwege) eine deutlich bessere Vernetzung her. Zudem sollten die Gebiete als „Jungbrunnen der Stadt“ entdeckt werden und nicht als Defizit erkannt: für kreative Lebensmodelle, in denen auch „Brüche kultiviert“ werden, wo Platz für Experimente ist, wo lokal produziert wird und nachhaltig gewirtschaftet. Ebenfalls angedacht sind „Grünverbinder“, die sich wie Adern quer vom Wald zum Rhein über die Stadt ziehen. Sie sollen Freiräume für Sport und Naherholung schaffen.

Hauptstadt des guten Lebens (Must Städtebau GmbH (Köln), DTP Landschaftsarchitekten (Essen), Stellwerk (Darmstadt), Arup (Berlin): In diesem Entwurf wird es am konkretesten. Das Ziel, ganz provokant: Düsseldorf soll die lebenswerteste Stadt der Welt werden. Das geht mit einem Dreiklang: „Düsseldorf rückt zusammen. Düsseldorf passt sich ans Klima an. Düsseldorf steigt um.“

Wachstum ist hier vor allem im Bestand möglich, wo nachverdichtet wird, wo Nischen im Hinterhof genutzt werden, wo neue Arbeitswelten entstehen. Aber das Team sieht auch andere Flächen-Potenziale. In Reisholz solle lieber nicht ein neuer Hafen gebaut werden, sondern ein neues Quartier, direkt am Rhein. Auch die auffallend großen Parkplätze (etwa an der Messe) sollten zur Bebauung genutzt werden. Deutlich mehr Grün statt Straßenasphalt müsse zudem in die Stadt gebracht werden. Auch die Bahntrasse, die die Stadt in zwei Teile schneidet, müsse besser überwindbar sein, etwa an einer Stelle mit einem Brückenpark. Selbst die Kniebrücke wird in beide Richtungen einspurig und so eine Hälfte zum Parkbalkon über dem Rhein. Auch an Prinz-Georg-Straße sollen Bäume gepflanzt werden, wo Parkplätze sind.

Das alles geht natürlich nur, wenn vom Auto auf Alternativen umgestiegen wird. Vor allem der Lastenring soll Stationen zum Umstieg auf andere Verkehrsmittel bieten. Als Vorbilder werden Kopenhagen und Amsterdam genannt, die auch den Abschied von der Autostadt erfolgreich vollzogen hätten.

Düsseldorf Responsible City RHA Reicher Haase Assoziierte (Aachen), Land Germany (Düsseldorf), MIC -Mobility in Chain (Mailand), Burgdorff Stadt (Düsseldorf), IAT-Institut für Arbeit und Technik (Gelsenkirchen): Das Team stellt den Begriff Verantwortung ins Zentrum, etwa auch für die Nachbarn wie Mettmann und Neuss, mit denen auf Augenhöhe gearbeitet werden soll. Gemeinsame Wohn- und Verkehrskonzepte seien etwa nötig. Neben der „Region in Balance“ geht es vor allem auch um die „Produktiven Räume“. Hier soll der die Stadt stark machende Branchenmix  erhalten bleiben, auch Industrie und Landwirtschaft. Und die „Lebenswerten Orte“ von Kunst und Kultur bis zu Freiräumen gilt es zu stärken sowie die Vielfalt der Bevölkerung.

Hier mündet die Analyse etwa in „Grüne Klammern“ die Verbindungen wie Radschnellwege über Wald oder Rhein vom Umland nach Düsseldorf schaffen. Konzept für „Cool Streets“ mit mehr Grün und Aufenthaltsmöglichkeiten gehen mit der Verkehrswende einher. Auch hier sind eine Reihe von Orten für Mobilitätsstationen vorgeschlagen, die den Umstieg auf Verkehrsmittel jenseits des Autos möglich machen. Und kleine so genannte „Fluxräume“ sind identifiziert worden, die noch Neubebauungen zulassen, auch hier wird Reisholz vorgeschlagen.