Düsseldorf Die Johanniter im Karnevals-Stress
An den tollen Tagen sind die Helfer wieder stark gefragt: Am Samstag haben sie ihr Wissen aufgefrischt — in Theorie und Praxis.
Düsseldorf. Auf dem Boden liegt ein junger Mann, der sich nicht mehr bewegen kann. Behutsam heben vier Einsatzkräfte der Johanniter den Patienten auf das Rettungstuch und bringen ihn anschließend in eine stabile Lage um ihn abzutransportieren. Einsätze dieser Art gibt es für die Johanniter an den Karnevalstagen in Düsseldorf viele. Die Szene mit dem jungen Mann, der am Boden liegt, hat sich am Samstagvormittag abgespielt — in diesem Fall handelt es sich aber nur um eine Simulation. „Für uns gilt es, auf alles gefasst zu sein“, sagt Pressesprecher Norman Hofman.
Die 90 Einsatzkräfte erwarten rund 300 Hilfseinsätze
Für die Hilfsorganisation ist Karneval der größte Einsatz im Laufe eines Kalenderjahres. Allein am kommenden Donnerstag, wenn Tausende Jecken Altweiber feiern, erwarten die 90 im Einsatz befindlichen Johanniter rund 300 Hilfseinsätze. „Von betrunkenen Karnevalisten, bis zu Herzinfarkten und Oberschenkelhalsbrüchen — es gibt eben leider nichts, was es nicht gibt“, erklärt Bodo Schadrack vom Leitungsstab Karneval der Johanniter. Mit den Kollegen vom Roten Kreuz, den Maltesern und dem Arbeiter-Samariter Bund sind es insgesamt 180 Erstversorger, die an Altweiber in der Landeshauptstadt Hilfe leisten.
In der Zentrale an der Erkrather Straße wurden die Johanniter nicht nur am vergangenen Wochenende mit Stationsübungen und Theoriestunden auf die tollen Tage in der Altstadt vorbereitet. Was gehört in den Notfallrucksack? Wie gehe ich mit der Trage richtig um? Wann muss ein Patient direkt ins Krankenhaus und nicht ins Notfallzelt gebracht werden? Auch wenn die meisten Ehrenamtlichen die Antworten auf diese Fragen kennen — eine Auffrischung vor den Karnevals-Einsätzen muss sein.
Donnerstag beginnt der Einsatztag um 8.30 Uhr und endet in der Nacht
Vor allem am Donnerstag und Sonntag, wenn in der Altstadt und auf der Königsallee das meiste Treiben herrscht, sind jeweils vier bis fünf Johanniter zu Fuß in einem Trupp unterwegs, um Schnittwunden, verstauchte Knöchel oder blutige Nasen zu versorgen. „Für Außenstehende mag das ein bisschen seltsam klingen, aber für uns gilt ,Spaß trotz Stress’“, sagt Schadrack. „Auf die Einsätze an Karneval freuen wir uns das ganze Jahr.“
Am Donnerstag beginnt der Arbeitstag für die Johanniter um 8.30 Uhr in der Zentrale. Eineinhalb Stunden später geht es in der Altstadt dann so richtig los. Um 2 Uhr in der Nacht zu Freitag ist offizielles Ende für die stressresistenten Helfer, die nur selten einmal ein „Danke“ erhalten werden an diesem Tag. Wie auch in den vergangenen Jahren arbeiten alle Hilfsorganisationen eng mit Feuerwehr, Polizei und Ordnungsamt zusammen. „Wenn es nötig ist, können die Teams immer per Codewort Hilfe von der Polizei anfordern“, sagt Schadrack. Am Montagabend gibt es zum Abschluss das „Dankeschön“ für die Johanniter: Mit einer großen Helfer-Party an der Erkrather Straße gehen dann die stressigsten und zugleich spaßigen Einsatztage des Jahres zu Ende.