Düsseldorf Die pure Gewalt der Töne

Die Band Manowar bedient alle Klischees des Metal-Genres.

Düsseldorf: Die pure Gewalt der Töne
Foto: Javier Cebollada/ dpa

Düsseldorf. Man könnte sagen: Die Bühne ist ein Tempel - und Manowar sind die Götter. Oder: Wenn Manowar spielen, dann sind sie der Kuchen und alle anderen Bands dieser Welt sind die Krümel - und jeder weiß ja, dass die Krümel zu schweigen haben, wenn der Kuchen spricht. Doch in welche Worte man es auch zu packen versucht, dieses Düsseldorf-Konzert der selbst ernannten New Yorker Metal-Legende auf Welttournee: Immer geht es um grenzenlose Selbstverliebtheit, eine gigantische Hybris und um die pure Gewalt der Töne.

Manowar sind auf der Bühne ein Ereignis. Aber das liegt mitnichten daran, dass sie brillante Musiker wären oder himmlisch begabte Songwriter wie Lennon oder Mozart, den sie respektieren, dem sie aber laut Bassist und Bandgründer Joey DeMaio den wahnwitzigen Wagner und dessen dröhnende Kompositionen vorziehen. Nein: Manowar sind ein Ereignis, weil sie die Karikatur einer Metalband sind. Vier Männer mit wallenden Mähnen, die restlos alle Klischees bedienen, die dieses Genre jemals besaß. Black Sabbath, Metallica und Slayer sind Metal-Poesie. Manowar sind der Metal-Comic. Und Comics machen Spaß - auch vor enttäuschend wenigen Zuschauern: Im Rather Dome verlaufen sich vielleicht dreitausend. Hinein passen viermal soviel.

Die Register ziehen die vier Amerikaner in einer Tour: Es gibt wüste Flitzefinger-Darbietungen auf der Gitarre. Es gibt von Eric Adams mit schwirrenden Stimmbändern gesungene Textzeilen, in denen es Begriffe wie „Donner“, „Feuer“, „Krieg“, „Kämpfer“, „Schwert“ hagelt. Es fahren Flammen gen Hallendecke. Und dann sind da noch DeMaios krude, für Musik-Gourmets nicht weniger als entsetzliche Soli, bei denen er auf den Holzkorpus seines Instrumentes prügelt oder einfach alle Saiten nacheinander mit einer Gestik zwischen David Copperfield und Kaiser Nero davon abreißt.

Dass sich der Bassist zudem nicht entblödet, den Fans, die mitunter aus den Beneluxländern und aus Osteuropa angereist sind, zotige Tipps für den Geschlechtsverkehr zu geben oder sich Dosenbier in den Rachen zu schütten, passt ins mittelalterliche Bild zwischen Heldentum und Pest und Cholera, das diese Band heraufbeschwört. Die Zuschauer kreuzen die Arme zum Manowar-Hammer. Und die Hosen an ihren Beinen flattern wegen der Schallwellen, die durch die Luft walzen, wenn es mit Karacho in die Hymne „Warriors of the world“ geht. „We will die for Metal.“ Sie würden sterben für den Metal. Sie würden sterben für diese Band.

Am Ende ist in der Halle eine uralte, tonnenschwere Dampflok über die Menschen gerollt, während in der Welt draußen die Justin Biebers und Rihannas mit fluffiger Leichtigkeit regieren. Manowar sind wie megalomanisches Popcorn-Kino: Es kracht und man ist froh, wenn das nächste Mal eine Liebesschnulze ansteht. Aber bestens unterhalten lassen kann man sich von diesen gewaltigsten aller Metalheads allemal.