Die Rheinbahn will noch mehr Migranten einstellen
Vielfalt hat bei dem Unternehmen Tradition. Jetzt ist sie laut Vereinbarung mit dem Land Pflicht.
Düsseldorf. Zülfikar Kabak ist in Deutschland geboren, verbrachte aber die ersten zehn Jahre seines Lebens in der Türkei. Sein Vater wollte, dass der Sohn dort aufwächst, wo er später auch wieder leben sollte. Doch schließlich erkannte er, dass die Zukunft seiner Familie in Deutschland liegt. Zülfikar Kabak und seine Mutter kehrten zurück, der Junge ging hier zur Schule, absolvierte dann eine Ausbildung bei der Rheinbahn, die Meisterschule.
Seit vier Monaten ist er jetzt Leiter der Betriebswerkstatt in Lierenfeld, zuständig für 175 Fahrzeuge, unter sich 40 Mitarbeiter. „Es ist ein schönes Beispiel, was man mit Fleiß und Bildung erreichen kann“, sagt der 40-Jährige.
Und es ist ein Beispiel, von dem die Rheinbahn gern erzählt. Denn sie ist als erstes Unternehmen in NRW Partner der Landesinitiative „Mehr Migrantinnen und Migranten in den Öffentlichen Dienst“. Gestern unterzeichneten Staatssekretärin Zülfiye Kaykin und Rheinbahn-Vorstand Klaus Klar die Vereinbarung. Damit verpflichtet sich das Unternehmen, gezielt den Anteil von Mitarbeitern mit Zuwanderungsgeschichte zu erhöhen und die interkulturelle Öffnung im Betrieb zu fördern (siehe Kasten).
Bereits jetzt arbeiten bei der Rheinbahn 13 Prozent Migranten, sie stammen aus 33 Nationen. Bei den 200 neu eingestellten Fahrern 2012 lag der Anteil nun schon bei rund 16 Prozent. Integration hat bei dem Verkehrsunternehmen eine lange Geschichte: Als es in den 70ern an Arbeitskräften mangelte, reiste die Personalabteilung ins damalige Jugoslawien und warb dort Fahrer an, die samt Familie nach Düsseldorf kamen. „Sie sind inzwischen in der zweiten oder dritten Generation bei der Rheinbahn“, sagt Klar.
So ist es auch in der Familie von Fahrer Vassilios Dimitriadis. Seit 1965 lebt die Familie des Griechen in Düsseldorf. „Mein Vater war bei der Rheinbahn, meine Frau und Tochter sind es jetzt auch.“ Er lacht. „Ich bin richtig Rheinbahner.“
Ein Fall, wie er vergangene Woche vor Gericht verhandelt wurde, ist ihm noch nie passiert: Ein Busfahrer war von einem Paar ausländerfeindlich beleidigt worden, eine Schülerin, die dazwischenging, wurde von den Pöblern niedergeschlagen — sie wurden zu Geldstrafen verurteilt. „Das ist ein Extremfall“, sagt Dimitriadis. Und gerade innerhalb der vielfältigen Belegschaft spiele das Thema Rassismus überhaupt keine Rolle.
So hat es auch Virfel Massotoka (23) aus dem Kongo bei seinem Bewerbungsgespräch erlebt. Er macht jetzt seine Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Rheinbahn. Auch nach der Lehre will er im Konzern bleiben — und dann richtig nach Düsseldorf einwandern: Er wohnt noch in Köln.