Die Urkunde, die das Dorf an der Düssel zur Stadt machte
Um 1800 verschwand das Original. Eine Kopie befindet sich heute in München.
Düsseldorf. Lang, lang ist es her: Vor genau 725 Jahren unterzeichnete Graf Adolf von Berg eine Urkunde, durch die Düsseldorf, das Dorf an der Düssel, zur Stadt wurde. Wo und wie das geschehen ist, weiß niemand. Das Datum, der 14. August 1288, ist bekannt, nicht aber der Ursprungstext. Das Original ist verschwunden, von ihm existieren nur drei etwas voneinander abweichende Abschriften. Und diese wurden erst später angefertigt, denn die bei der Stadtgründung formulierten Privilegien wurden regelmäßig neu bestätigt.
Zum Beispiel von Herzog Johann von Kleve, Jülich, Berg, der sich am 9. Oktober 1511 ausdrücklich verpflichte, die Freiheiten und Rechte der Stadt „bei scheffenurteil zu lassen und zu behalten“. „Scheffenurteil“, das war die städtische Gerichtsbarkeit, in der nicht nur Schuldverschreibungen dokumentiert, Streitfälle geschlichtet wurden, sondern die auch Verbrechen nachging. Das galt bis zum 6. Oktober 1806, als die alte Stadtverfassung von den Franzosen hinweggefegt und damit der Inhalt des Stadterhebungsdokuments eigentlich Makulatur wurde.
Kurioserweise aber ist das Original schon um 1800 verschwunden. Ein Umstand, der vor über 100 Jahren dem Historiker Friedrich Küch (Archivar in Düsseldorf) aufgefallen ist. Allerdings war Küch der Letzte, der etwas über den Verlust der Urkunde herausfand. Selbst der ehemalige Stadtarchivleiter, Clemens von Looz-Corswarem, dessen Hobby das Stadterhebungsdokument war, konnte nichts Neues hinzufügen.
Fest steht, dass die Urkunde bis dahin relativ unbeachtet in den Archiven geschlummert hatte. Aus rein wissenschaftlichem Interesse hat der jülich-bergische Archivar von Johann Gottfried von Redinghoven diese im 17. Jahrhundert abgeschrieben.
Sie liegt im bayerischen Hauptstaatsarchiv. Noch einmal 100 Jahre später hat Stadtrat Th.J.J.Lenzen die Urkunde 1801 quasi neu entdeckt. Damals ging es um einen Streit über das Schöffengericht. Der Stadtrat wurde aufgefordert, neben einem Bericht über das Schöffenwesen auch die Urkunden von 1288 und 1511 hinzuzufügen. Zum letzten Mal wurden die Originale 1804 gebraucht.
Damals ging es um eine Entschädigung für den Verzicht auf die Zollfreiheiten. Allerdings lag schon damals die Urkunde von 1288 nur als Kopie vor. Kirchenhistoriker Ulrich Brzosa vermisst zum Beispiel Anweisungen, wie die Stadt ihre inneren Strukturen hätte aufbauen sollen. Zwei Jahrmarkstage sind festgelegt — zu Pfingsten und zu St. Lamberti am 17. September —, die Zollfreiheit und die städtische Gerichtsbarkeit. Das war es schon. „Fast drängt sich einem der Verdacht auf, als hätte der Schreiber keine Lust mehr gehabt und Feierabend machen wollen“, sagt Brzosa. Graf Adolf hat einfach mit seiner Gemahlin Elisabeth von Geldern das Siegel druntergesetzt. Wirklich viel hat er für Düsseldorf nicht getan. Immerhin beantragte er beim Papst die Erhebung der schon 1159 erwähnten Pfarrkirche St. Lambertus in eine Stiftskirche und brachte damit den Wirtschaftskreislauf in Schwung.