Die Vorleser sind zurück in den Düsseldorfer Hinterhöfen

Am Donnerstag macht der Verein Futuro Sí den Auftakt der drei Abende umfassenden Reihe. Spannende Künstler haben zugesagt für Lesungen in Friedrichstadt, Oberbilk und Bilk.

Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Auch in diesem Jahr veranstaltet das Zakk wieder Lesungen in Hinterhöfen. An drei Abenden im August werden die Plätze hinter den Häusern zu literarischen Bühnen. Drei soziale Vereine laden in diesem Jahr auf ihre Hinterhöfe: wieder einmal Futuro Sí, eine Initiative für Kinder in Lateinamerika in Friedrichstadt, die Flüchtlingsinitiative Stay in Oberbilk und die Spieloase, eine Kinderfreizeiteinrichtung in Bilk.

Zu jeder Lesung treten drei Autoren an: ein renommierter, ein mittelbekannter und ein unbekannter. Die Ziele: die Hinterhöfe als Erlebnisorte inszenieren, die gastgebenden Vereine bekannter machen und Nachwuchsautoren fördern.

Die erste Lesung findet am Donnerstag im Innenhof von Futuro Sí an der Corneliusstraße statt. Ein rotes Schild mit dem Vereinsnamen hängt über der schmalen Einfahrt. Zwei weitere Schilder verweisen auf den Weinhandel, mit dem Futuro Sí seine Kinderhilfsprojekte in Südamerika finanziert. Wie in vielen Hinterhöfen präsentiert sich auch hier ein bauliches Durcheinander. Pflasterstein und Asphalt, mehrgeschossige Häuser aus braunem und weißem Backstein, ein Gartenverschlag mit Wellpolyesterdach, der weiße Flachbau von Futuro Sí mit vergitterten Fenstern und ein paar Blumenkübeln davor. Am Donnerstagabend werden hier Bierbänke und ein Lesetisch mit Mikrofon stehen. Im Ladengeschäft werden südamerikanische Weine ausgeschenkt. Lyrikerin und Literaturvermittlerin Pamela Granderath wird die Hinterhoflesungen moderieren.

Im Futuro Sí beginnt Newcomer Nick Kokoromitis, der im Mai dieses Jahres zum ersten Mal bei den U20-Poetry-Slam-Meisterschaften in NRW auftrat. In einem Hinterhof hat er noch nie gelesen. Für Kokoromitis eine „große Verantwortung“, zumal Futuro Sí „eine sehr wichtige Organisation“ sei. Was genau der Nachwuchsautor vortragen wird, weiß er noch nicht, wird es aber „klassisch“ tun.

Auch für den bekannteren deutschen Dichter, Beatboxer und Spoken-Word-Lyriker Dalibor Markovic ist es neu, im Hinterhof zu lesen. Zwar spiele er mit seinem Sohn häufig Fußball im hauseigenen Hinterhof, trotzdem sei er auf die Atmosphäre in der Spieloase gespannt, wo er am 23. August auftreten wird. Der 42-jährige Markovic wird Texte aus seinem neuen Zyklus „Uniwärsum“ präsentieren. Sie beschäftigen sich mit „gegenwärtigen europäischen Gedanken“. Er liest stehend und wird auch einen Text als Beatbox begleiten, also mit dem Mund Schlagzeuge und andere perkussive Rhythmen imitieren.

Die Schweizer Schriftstellerin Michelle Steinbeck hat auch nie im Hinterhof gelesen. Sie wird als „Hauptact“ im Futuro Sí auftreten. Steinbeck hat ihre Karriere damit begonnen, im Pausenhof aus ihrem Tagebuch zu lesen. „Ich nehme an, im Hinterhof wird es ähnlich werden: Alle müssen ehrfürchtig still sein und lachen, wenn ich erwartungsvoll aufschaue“, sagt die Autorin augenzwinkernd. Steinbeck wurde vor zwei Jahren mit ihrem Debütroman „Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch“ bekannt. Auf die Frage, was sie reizvoll daran fände, im Hinterhof von Futuro Sí zu lesen, antwortet sie: „Ich bin auch für die Zukunft.“ Steinbeck wird komische Gedichte und kleine Geschichten aus ihrem neuen Buch lesen, das Anfang Oktober erscheint, höchstwahrscheinlich unter dem Titel „Eingesperrte Vögel singen mehr“. Die literarischen Kosmen, die Steinbeck kreiert, sind surreal, absurd, brutal, derb und morbide. Doch immer schwingt Komik mit. Auch im persönlichen Gespräch, als sie gefragt wird, wie sie ihre Werke präsentieren wird: „Ich übe gerade noch den einfachen Salto, aber werde es wohl eher klassisch halten mit meinem bereits bekannten Seidenäffchenkammerorchester und vielleicht einem süßen kinderfressenden Kommunisten am Eingang.“