Düsseldorf Diesel-Gutachten für Düsseldorf: Schlechte Luft trotz Software-Updates

Die Grenzwerte für Stickoxid können laut einer Untersuchung nur mit technischen Nachrüstungen und Fahrverboten erreicht werden. Auch linksrheinisch sind Werte zu hoch.

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Düsseldorf. Die Verschmutzung mit Stickoxiden in Düsseldorf ist flächendeckender und der Kampf gegen sie schwerer als bislang gedacht. Diese beiden schlechten Nachrichten ließen sich am Donnerstag dem Umweltausschuss entnehmen.

Von besonderer Brisanz: Die Überarbeitung des Lohmeyer-Gutachtens, das wie berichtet Gegenmittel zur zu hohen Stickoxidverschmutzung aufzeigt. Zum einen trug Torsten Nagel vom Ingenieur-Büro Lohmeyer vor, dass die auf dem Diesel-Gipfel verabschiedeten Software-Updates in Düsseldorf mehr oder minder wirkungslos verpuffen würden. Hinzu kommt, dass die Datengrundlage im Zuge des Diesel-Skandals angepasst werden musste. Denn die Stickoxid-Ausstöße sind deutlich höher als angenommen — vor allem, weil viele Hersteller ab Temperaturen von unter 18 Grad die Abgasreinigung runterfahren, um den Motor zu schützen.

Das Lohmeyer-Gutachten beruht auf einer Analyse des Verkehrs auf der Corneliusstraße und besagt, dass die Stickoxidausstöße um 60 Prozent reduziert werden müssten, um die gesetzlichen Grenzwerte einzuhalten. Zu erreichen war das laut Gutachten bislang im Jahr 2020 (und der damit automatisch erneuerten Fahrzeugstruktur) bei Fahrverboten („Blaue Plakette“) für Diesel-Antriebe der Norm Euro1-Euro5 sowie Benzinern mit Euro1 und Euro2, bei Ausnahmeregeln für 20 Prozent der Betroffenen. Aufgrund des nun höheren Stickoxidausstoßes wäre das unter gleichen Voraussetzungen erst 2022 möglich.

Da politisch aber weder im Bund noch in der Kommune Düsseldorf Mehrheiten für Fahrverbote in Sicht sind, sind Szenarien ohne sie wahrscheinlicher. Laut Nagel würden die Grenzwerte auf Basis der neuen Daten und allein durch Fahrzeugerneuerungen erst im Jahr 2025 erreicht. Mit Software-Updates selbst für alle — also auch ausländische Hersteller, die die Hälfte des Bestands ausmachten — würden man laut Nagel gerade einmal drei Jahre gewinnen. Im Gespräch mit der WZ gab Nagel an, dass die aktuell geplanten Updates die Stickoxidbelastung kurzfristig nur um etwa drei Mikrogramm pro Kubikmeter reduzieren würden.

Zur Einordnung: 2016 wurden an den Hauptverkehrsachsen folgende Jahresmittelwerte gemessen: Corneliusstraße (58 Mikrogramm pro Kubikmeter), Dorotheenstraße (47), Ludenberger Straße (53) und Merowingerstraße (56). Der zulässige Grenzwert liegt bei 40. Die Empfehlungen von Nagel reichen von technischen Nachrüstungen über Lösungen für verbesserten Verkehrsfluss.

Die zweite schlechte Nachricht ergibt sich ebenfalls aus der städtischen Bilanz der Luftqualität für 2016. Dort zeigt sich, dass auch linksrheinisch zu hohe Stickoxidwerte zu verzeichnen sind. An der Burgunderstraße lag der Jahresmittelwert bei 44 Mikrogramm pro Kubikmeter und damit ebenfalls über dem Mittelwert. Eine Reaktion darauf ist laut Inge Bantz vom Umweltamt bereits erfolgt. Die Werte sollen in die Überarbeitung des Luftreinhalteplans einfließen, der nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts von der Bezirksregierung zu überarbeiten ist.

Immerhin gab es auch eine gute Nachricht. Die Belastung mit besonders gesundheitsschädlichem Feinstaub bleibt weit von Grenzwertüberschreitungen entfernt — im Gegensatz zur Situation in Stuttgart, wo sogar Dieselfahrverbote drohen. Auch die Belastungen mit Benzol und Ozon sind zu vernachlässigen. Und selbst die Belastung mit Stickoxiden nimmt im Jahresvergleich ab.