„Dieser Straßenname muss weg!“

Bei „WZ-Mobil“ sprachen Anwohner und Experten über umstrittene Straßennamen — etwa die nach dem Kolonialherren Carl Peters benannte.

Foto: Judith Michaelis

Soll die Petersstraße weiter Petersstraße heißen? Anwohner und Experten diskutierten bei „WZ-Mobil“ über das Thema an der höchst umstrittenen Straße in Urdenbach. Sie liegt im so genannten Kolonialviertel, in bester Gesellschaft von anderen Kolonialherren, nach denen Straßen benannt wurden. Die Bezirksvertretung 9 und die für die Umbenennung gegründete Anwohner-Initiative „Neue Namen“ haben bisher erwirkt, dass der Rat der Stadt diese Namen von einer Expertengruppe, der auch Wissenschaftler der Heinrich-Heine-Universität angehören, prüfen lässt. Letztlich kann nur der Rat über eine Umbenennung entscheiden.

Carl Peters (1856-1918) war ein deutscher Kolonialherr, dessen Vorgehensweise sich durch brutale Gewalt auszeichnete. Die Bezirksvertretung ist dafür, die nach ihm benannte Straße umzubenennen. Und die nach Theodor Leutwein, Adoplh Woermann und Adolf Lüderitz benannten Straßen mit einem Zusatzschild zu versehen. Kurze Texte sollen einordnen, wer diese Männer waren. Das geht der Initiative nicht weit genug: Sie will auch diese Straßen umbenennen.

Gertrud und Walter Koch sind Anwohner der Petersstraße. Sie wissen um die Biografie des Mannes, nach dem ihre Straße benannt ist. „Ich denke, dass Herr Peters es nicht würdig ist, dass nach ihm eine Straße benannt wird“, sagt Walter Peters. Seine Frau ergänzt: „Das sehe ich genau so. Auf den ganzen Verwaltungskram im Zuge der Umbenennung haben wir aber natürlich wenig Lust.“

Gisela Schauer lebt auf der Lüderitzstraße. Ihre Adresse schreibt sie jedoch nur sehr ungern auf. Sie ist Mitglied der Initiative. „Bei unseren ersten Info-Veranstaltungen gab es aber zwei oder drei Anwohner, die sich ganz vehement dafür ausgesprochen haben, die Petersstraße nicht umzubenennen.“ Mehr noch: Hans Schuller weiß zu berichten, dass er für sein Engagement in der Initiative massiv angegangen wurde. „Einer hat gedroht, uns zu verklagen, wenn wir jemals wieder öffentlich über dieses Thema sprechen würden. Was natürlich absurd und ohne jede Rechtsgrundlage war.“

„Carl Peters hat eine besonders schlimme Historie“, betont Karl-Heinz Graf, der Bezirksbürgermeister im Stadtbezirk 9. „Wir haben das Thema der sogenannten Kolonialstraßen in der Bezirksvertretung vorgestellt, letztendlich muss das der Rat entscheiden. Wir werden dem Thema aber weiter nachgehen.“

Linken-Ratsfrau Angelika Kraft-Dlangamandla, Mitglied der Initiative „Neue Namen“, will eine Umbenennung von allen Straßen. Erklärungshilfen reichen ihr nicht. „Wenn man eine Straße benennt, dann ist es eine Ehrung für die Person. Es geht nicht, einfach ein Schild darunter zu hängen, denn das ist ein weiterer Schmuck. Der Straßenname muss weg“, fordert sie.

In einer Broschüre „Keine Ehrung für Kolonialverbrecher!“ hat die Initiative vor einigen Jahren historische Fakten zusammengetragen — auch über Carl Peters. Der Historiker Hans Schuller und der Pfarrer im Ruhestand Friedhelm Meyer brachten sie gestern mit zu „WZ mobil“. „Viele Kommunen sind mit den Änderungen schon weiter als Düsseldorf. Die Stadt ist sehr spät dran, was das Thema angeht“, meint Hans Schuller. „Rund 40 andere Kommunen haben den Namen Peters schon gestrichen. Er war einer der Schlimmsten.“

Eine für die Anwohner hilfreiche Anlaufstelle könne — wie in anderen Städten schon erfolgreich praktiziert — ein Bürgerbus sein. „Viele scheuen sich vor dem bürokratischen Aufwand“, sagt Angelika Kraft-Dlangamandla. „Dabei muss man nur den Ausweis und Pass ändern. In einem Bürgerbus können Anwohner alles vor Ort klären.“ Eine Idee, die auch Gertrud und Walter Koch gefallen würde.