Dillenburger Weg: 40-Tonner wecken ab 5.30 Uhr

Anlieger aus dem Gurkenland gründen eine Bürgerinitiative, um die Schwerlaster aus dem Wohngebiet zu vertreiben.

Düsseldorf. Der Dillenburger Weg ist eine verkehrsberuhigte Straße von sechs Meter Breite im Wohngebiet. Pflanzstreifen verengen seit 1988 die Trasse, die Bahnbrücke ist nur 3,70 Meter hoch. Nach der Schließung des Karstadt-Warenlagers gab es praktisch keinen Lärm mehr.

Nun aber hat die Segro Logistikgesellschaft die Hallen übernommen und preist im Internet die Anschlüsse an die Autobahnen A 57, A 52, A 44 und A 3. Die Hallen sind bis 20 000 Quadratmeter groß und werden teilweise untervermietet. Seitdem reißen Laster die Anlieger schon um 5.30 Uhr aus dem Schlaf. Spontan bildete sich eine Bürgerinitiative.

Die Laster sind keine 3,5-Tonner mehr wie einst bei Karstadt, sondern 40-Tonner. Die Fahrer in den überlangen Anhängern müssen mehrmals rangieren, um rückwärts durch die Einfahrt zu gelangen. Fahrer, die das Gebiet nicht kennen, brausen auf die Brücke zu und bremsen scharf, denn ihr Aufbau ist in der Regel 4,20 Meter hoch, die Brücke also 50 Zentimeter zu niedrig. Dann wird zurückgesetzt, auf dem Lidl-Parkplatz rangiert und schließlich im großen Bogen die Logistikfirma von der entgegensetzten Seite angesteuert.

Bei all diesen Fahrten kommt es nach Auskunft von Karl-Heinz Mang, dem Sprecher der Initiative, „regelmäßig zu Verkehrskonflikten“ am Kinderspielplatz und an der Kreuzung Herborner Weg, wo sich die Schwerlastwagen und die Busse 732 und 723 an einer sehr engen Stelle begegnen. Nach Auskunft von Mang wird „über Bordsteine und Einfahrten gefahren, um weiterzukommen. Angrenzende Bordsteine sind bereits beschädigt.“

Das Fass zum Überlaufen aber bringt der Nachtverkehr, denn nach 22 Uhr bis 6 Uhr früh macht Segro die Tore dicht. Wenn Laster aus anderen Ländern vorfahren, parken sie im Wohngebiet. Wie es morgens zwischen 5.30 und 6 Uhr am Dillenburger Weg zugeht, schilderte Anlieger Thilo Marquaß vor einer Woche in der Stadtteilkonferenz im Rathaus Eller: „Gegen 5.30 Uhr schmeißen die Fahrer ihre Motoren an, damit sie warm werden, und lassen sie 20 Minuten laufen. Das geschieht direkt vor unserem Schlafzimmer. Es gibt keine Kommunikation mit den Fahrern. Wer schützt uns vor diesem Autoverkehr?“

Anlieger Helmut Gabor meint: „Das Gurkenland ist ein schöner, kleiner, gewachsener Stadtteil. Aber nun stehen dort die 40-Tonner. Die Straße wird zerstört, die wir als Anlieger bezahlt haben.“ Anlieger Heinz-Joachim Maiss von der Marburger Straße berichtet von Kanalbauarbeiten an der Marburger und Sturmstraße. Die Bauarbeiter ließen ihn durch ihre Videogeräte gucken. Das Ergebnis teilte er im Rathaus Eller mit: „Der Abwasserkanal liegt nur 1,2 bis 1,6 Meter unter der Straße. Die Kanalisation so dicht unter der Fahrbahndecke muss bei einer Belastung mit 40-Tonnern Schaden nehmen.“

Inzwischen haben sich 50 Anlieger vom Dillenburger Weg der Initiative angeschlossen, auch Bürger aus der Sturm- und Marburger Straße wollen mitmachen. Wie es weiter geht, ist unklar. Verwaltungsstellenleiter Peter Frymuth erklärt im Rathaus Eller lediglich: „Der Zustand ist nicht gut. Das ist unstrittig.“ Und Bezirksvorsteher Gerwald van Leyen meint: „Uns sind die Hände gebunden. Wir haben Ortstermine gemacht, wir haben mit Fachleuten gesprochen. Aber eine Antwort der Verwaltung gibt es noch nicht.“

Mang hält dagegen: „Da der Dillenburger Weg nicht als Gewerbegebiet ausgewiesen ist, müsste die Ansiedlung von Speditions- und Logistikunternehmen untersagt werden.“ Die aber wurde ausdrücklich genehmigt.