Influencer aus Düsseldorf Wie Friseur Dominik Tjumen ein Tiktok-Star wurde
Düsseldorf · Mehr als 100.000 Nutzer folgen dem Düsseldorfer Haar-Spezialisten in den sozialen Medien – dabei wollte Dominik Tjumen ursprünglich weder Influencer noch Friseur werden.
Zur Aufgabe eines Friseurs gehört es, sich um die Haare seiner Kunden zu kümmern. Der Düsseldorfer Dominik Tjumen tut das jedoch nicht nur in einem Salon, sondern auch auf Instagram und Tiktok – da sind es lediglich keine Kunden, sondern Follower.
Dabei wollte Tjumen, Jahrgang 1991 und in Frechen bei Köln aufgewachsen, ursprünglich weder Friseur noch Influencer werden. Als er sein Abitur abbrach, war er entschlossen, Musik zu machen, und arbeitete zunächst als Songwriter, Backgroundsänger und „Vocal Coach“. Aber zur Erfahrung eines Millennials, also seiner Generation, gehöre es nun einmal dazu, sich auch von dem einen oder anderen Traum zu verabschieden und sich der Realität zu stellen.– irgendwann habe er sich für das sicherere Geld entschieden, etwas halbwegs Kreatives, aber Solides sollte es sein.
Dann habe ihn ein Freund auf einen Friseursalon in Köln aufmerksam gemacht, der dringend neue Leute gesucht habe. So kam es dazu, dass Tjumen im Jahr 2013 seine Ausbildung begann. „Ich hatte gar kein Talent für den Job und musste mich echt erst mal reinfuchsen“, erinnert er sich. „Mit viel Mühe habe ich es dann am Ende geschafft, ein guter Friseur zu werden.“ Nach Düsseldorf sei er dabei gekommen, weil ihm Köln als wirtschaftlicher Standort nicht gefallen habe.
Auf Tjumens Tiktok-Kanal gab es anfangs nicht etwa Tipps zu Haaren, sondern unter anderem Gesangsvideos. „Ich wollte nicht auf den Beruf Friseur reduziert werden“, erzählt der 32-Jährige. Aber dann machte Tjumen doch sein erstes Video zu Haaren – weil er mit dem bisherigen „Content“, also den Inhalten anderer Nutzer, nicht einverstanden war. „Es war zu viel Werbung für Produkte, die ich nicht gut finde, sehr viel Panikmache und wenig Wissen über Haare“, erzählt Tjumen. „Mich hat es irgendwann so sehr genervt, dass ich mich vor die Kamera gesetzt und reingequatscht habe, was ich zu sagen habe.“
Die Videos mit Tipps rund um das Thema Haarpflege gingen viral, verbreiteten sich in kurzer Zeit rasant, gesehen wurde sie zum Teil von mehr als 10 000 oder sogar 100 000 Nutzern. Mittlerweile folgen mehr als 100 000 Tiktok-Nutzer Tjumens Kanal, auf Instagram sind es mehr als 80 000 Follower. Dabei überwiegen klar die Frauen – Tjumen schätzt den männlichen Anteil seines Publikums auf nur fünf Prozent. Dabei richte er sich mit seinen Videos nicht gezielt an Frauen, sondern achte darauf, möglichst inklusiv zu sein.
Über das Themenfeld Haare geht Tjumen gelegentlich hinaus – auch Videos zu Make-up sind bei ihm beispielsweise zu finden. Politische Themen will er jedoch vorerst nicht mehr ansprechen: „Das bekommt mir nicht gut, mich als Content Creator politisch zu äußern“, so Tjumen aus Erfahrung – als Content Creator, also als jemand, der Videos hochlädt, müsse man die Grenzen in der eigenen Nische erkennen. Privat könne er sich auch zu politischen Themen gut äußern, „aber das ist nicht der Sinn und Zweck meines Kanals“.
Auf die Frage, ob er seine Tiktok-Videos eher als eine Freizeitbeschäftigung oder als einen Nebenberuf sieht, hat Tjumen eine klare Antwort: „Es ist kein Hobby mehr, das ist ein zweiter Job.“ Jeden Tag sei er mehrere Stunden lang etwa damit beschäftigt, Kommentare zu beantworten. Mit seinem Hauptberuf Friseur wolle er aber nicht aufhören: „Mir macht die Arbeit im Salon Spaß“, auch eine Inspirationsquelle für seine Videos sei sie. „Das Social-Media-Game ist so flüchtig, du kannst jetzt total gehypet werden und eine Woche später kommt jemand Neues. Um die Bekanntheit und die Anzahl der Follower gehe es ihm auch gar nicht: „Ich mache das nicht für meinen ,Fame‘, sondern um Leuten mit ihren Haaren zu helfen und sie glücklicher zu machen“, betont Tjumen.