Drogen-Razzia: „Fast jeder Zweite hatte Stoff dabei“
durchsuchung Polizei will Partyszene stärker überprüfen. Rheingold-Aktion war nur ein Anfang.
Mit einem Großaufgebot rückte die Polizei am frühen Samstagmorgen zum Rheingold-Club am Hauptbahnhof aus. Am Abend hatte ein dreitägiger Partymarathon der Techno-Szene begonnen, geplant anlässlich des 15-jährigen Bestehens des Magazins "Partysan". Verdeckte Ermittler hatten den entscheidenden Tipp gegeben und die Nacht von Freitag auf Samstag für eine erfolgreiche Drogenrazzia empfohlen. Um punkt zweiUhr schlugen rund 200Beamte zu. Sie fanden 120Tütchen mit Ecstasy-Pillen sowie Amphetamine und Haschisch. Der Boden war übersät mit Stoff - in Panik von Gästen weggeworfen.
Zum Zeitpunkt der Razzia befanden sich fast 400Gäste in der Disko, so dass Einsatzleiter Rüdiger Korp mit Blick auf den Drogenfund bilanzierte: "Rein rechnerisch hatte jeder Zweite Stoff dabei."
Schon seit Monaten observieren eingeschleuste Kripobeamte die Partyszene am Hauptbahnhof. Fünf junge Männer waren als Dealer in den Fokus geraten. Sie wurden bei der Razzia vorläufig festgenommen, einer trug die Drogen wie in einem Bauchladen mit sich herum. Mittlerweile sind alle jedoch wieder auf freiem Fuß. Weder die Drogenmenge, die sie bei sich führten, noch die kriminelle Vorbelastung reichten für eine Untersuchungshaft aus. Jetzt werden Strafverfahren eingeleitet. Korp geht davon aus, dass die Dealer den größten Teil des Stoffs in der Nähe der Disko bunkern, in einem Auto zum Beispiel. Gefunden wurde jedoch nichts, die Ergebnisse von zwei Wohnungsdurchsuchungen stehen noch aus.
Seit Januar stellten Beamte bei Diskobesuchern verstärkt Rauschmittelkonsum fest. Nichts Neues mutmaßen Anhänger der Technosszene. Auf der Internetseite http://usb.unitedsb.de heißt es in einem Kommentar: "Dass das Rheingold kein Laden ist, wo man nur Tee und Wasser trinkt, ist ja nicht erst seit zwei Wochen bekannt."
Die Rheingold-Betreiber entschuldigten sich gestern zwischenzeitlich auf ihrer Homepage für die "Vorfälle am Freitag".
Laut Korp gibt es in Düsseldorf noch mehr Locations, wo gefeiert und Rauschgift konsumiert wird. Auch dort werde künftig kontrolliert.
Die Party ging am Samstag weiter, jedoch drohen dem Veranstalter nun rechtliche Konsequenzen, da bei der Razzia zehn Minderjährige weit nach Mitternacht in dem Club angetroffen wurden.