Hip Hop: Die Ladies mischen mit
Tanz: 700 Hip-Hop-Tänzerinnen zeigten am Wochenende im Tanzhaus, dass sie ihren männlichen Kollegen die Stirn bieten können.
Düsseldorf. Hip-Hop, eine Männerwelt mit viel Bling Bling und Machogehabe? Eine Welt, in der sich junge Frauen mit kurzem Rock und Bikinioberteil neben muskulösen Herren räkeln? Klingt nach Klischee, entspricht allerdings oft der in Musikvideos dargestellten Realität.
Höchste Zeit, sich der Öffentlichkeit vorzustellen, finden zahlreiche talentierte Hip-Hop-Tänzerinnen aus ganz Deutschland. Die passende Bühne verschaffte ihnen an diesem Wochenende das Tanzhaus NRW. Unter dem Titel "HipHop Ladies’ Attack" fanden dort zum ersten Mal den gesamten Samstag und Sonntag über Workshops, Auftritte und Wettbewerbe statt - von Frauen für Frauen.
"Durch eine reine Frauengemeinschaft wollen wir die Mädchen ermutigen, aus sich herauszugehen", sagt die gebürtige Düsseldorferin Georgina Philp (25), die mittlerweile in Berlin lebt und dort mit dem Tanz ihr Brot verdient. Sie gehörte an den vergangenen zwei Tagen zu den elf internationalen Tänzerinnen, die Mitorganisatorin Renate Meyers vom Tanzhaus als Workshop-Leiterinnen gewinnen konnte. "Hip-Hop ist schon eine Männerdomäne. Unser Aufruf lautet deshalb: Seid aktiv! Werdet gesehen!"
Das hat Julia Esser (17) aus Neuss schon lange verinnerlicht. Sie tanzt seit vier Jahren und unterrichtet selbst junge Künstlerinnen in ihrer Lieblingsdisziplin. "Da gibt es so viele unterschiedliche Stile, und überall kann man seinen eigenen Geschmack einbringen", findet die Schülerin.
Das kann sie auch im Hip-Hop-Workshop der Schwedin Martha Nabwire, bei der die Teilnehmerinnen am Sonntagnachmittag ganz schön ins Schwitzen geraten. "Versucht nicht, wie ich auszusehen, sondern tut, was euer Körper tun will", rät Nabwire ihren Schülerinnen, die sich konzentriert in die Choreographie stürzen und diese alsbald fast fehlerlos beherrschen.
Unter ihnen ist auch die fünfzehnjährige Marbelle Kalthoff aus Düsseldorf, die beim Tag der offenen Tür im Tanzhaus auf den Hip-Hop gekommen ist. "Da ist mir richtig das Herz aufgegangen", berichtet sie lachend. Folge jenes schicksalshaften Ereignisses: ein Tanzfilm-Marathon von "Dirty dancing" bis "Step up"und die sofortige Anmeldung zum regelmäßigen Unterricht - natürlich im Tanzhaus.
An den Kursen, die am Sonntag stattfanden, durften auch Männer teilnehmen, während der Samstag ganz allein den Damen gewidmet war. 400 Teilnehmerinnen wurden erwartet, 700 reisten schließlich an, davon 500 am Samstag und 200 am Sonntag. "Die Resonanz war super", freut sich Philp.
Die jungen Frauen seien motiviert und interessiert gewesen. Besonders viel Freude habe ihr der Wettkampf zwischen Männern und Frauen bereitet, der das Tanzhaus am Samstagabend zum Kochen brachte. "Die Mädels haben sich richtig gut geschlagen", lobt Philp. "Es ist toll zu sehen, dass sie für die Männer eine ernst zu nehmende Konkurrenz sind."