Düsseldorf Drupa-Messe: „Sogar Elektronik und Prothesen werden gedruckt“
Drupa-Direktorin Sabine Geldermann über sinkende Ausstellerzahlen und neue Chancen für die Druck-Branche.
Düsseldorf. Am Dienstag beginnt die internationale Leitmesse Messe für Drucktechnologien (Drupa), sie läuft bis 10. Juni. Die WZ sprach mit der Messe-Direktorin Sabine Geldermann.
Frau Geldermann, die Zahl der Aussteller ist so niedrig wie seit 20 Jahren nicht mehr. Das klingt nach einer handfesten Krise.
Geldermann: Die Drupa ist Spiegelbild einer Branche, die sich in einem unglaublichen Strukturwandel befindet. Die Digitalisierung und die Wirtschaftskrise 2008 haben viel dazu beigetragen, dass zahlreiche Druckunternehmen vom Markt verschwunden sind. Unter diesen Bedingungen sind wir aber sehr zufrieden mit der Entwicklung der Messe.
Aber die Messe muss doch sicher Einbußen hinnehmen.
Geldermann: Nein, die Zahlen von 2012 liegen mit sieben Ausstellern weniger nur ganz knapp über den aktuellen, wir haben das Niveau also gehalten. Das Gelände ist mit 19 vollen Hallen nahezu ausgereizt. Viel mehr ginge gar nicht. Und wir haben 600 Erstaussteller auf dem Gelände, das zeigt, welche Dynamik mittlerweile in der Branche herrscht. Es gibt zahlreiche neue Themenbereiche, in denen Drucktechnologien gefragt sind. Auch die Vorregistrierung läuft sehr gut, wir hoffen wieder auf rund 300 000 Besucher.
Welche neuen Trends machen Sie aus?
Geldermann: Für Auto-Cockpits und Skier werden etwa Dünnschichtfolien bedruckt. Außerdem können mittlerweile Materialien wie Keramik, Holz und Glas bedruckt werden. In diesen Bereichen liegen enorme Wachstumsmärkte. Das gilt auch für die Verpackungsindustrie. Da gibt es noch nie da gewesene Entwicklungen. So verfärben sich beispielsweise Folien, wenn Lebensmittel nicht mehr genießbar sind. Völlig neue Chancen gibt es außerdem durch gedruckte Elektronik. Mit Tintenstrahldruckern können tatsächlich Schaltkreise aufgedruckt werden.
Welche Rolle spielt der 3-D-Druck?
Geldermann: Auch ein wichtiges Segment. Hier ist mittlerweile sehr viel möglich. Es können zum Beispiel Ersatzteile für Maschinen oder Prothesen für Menschen hergestellt werden.
Ein Ärgernis sind nach wie vor die extrem hohen Hotelpreise bei den Top-Messen. Auch zur Drupa nehmen viele Hoteliers wieder den dreifachen oder vierfachen Preis. Wie bewerten Sie das?
Geldermann: Wir stehen im Dialog mit den Hoteliers, haben aber nicht den Einfluss auf die Hotelpreise, den sich unsere Aussteller und Besucher wünschen. Denn die Budgets sind knapp, viele weichen auf das Umland aus. Das ist sehr schade für die Stadt, da ihr dadurch hohe Umwegrenditen entgehen.