Düsseldorf 2025: Schöne neue Welt der Mobilität
Der preisgekrönte Industrie-Designer Oliver May hat ein Zukunftsszenario der Stadt für das Jahr 2025 entworfen.
Düsseldorf. Selten dürfte eine Murmelbahn so viel Aufmerksamkeit geweckt haben. Auf der ganzen Welt interessieren sich plötzlich Menschen für Oliver May und seine Ideen. Erst neulich rief eine Journalistin aus Argentinien im kleinen Büro des 45-jährigen Oberkasselers an und bat um ein Interview. Aber wegen was für einer Murmelbahn?
Ihr Name lautet „Shanghai Sphere 2046“, eine Zukunftsvision der chinesischen Hafenstadt, in der sich die Menschen in beliebig zu koppelnden Kugeln fortbewegen. Für sein grafisch umgesetztes Szenario gewann er bei der North American International Auto Show zum dritten Mal den Michelin Challenge Design Preis und durfte sich die Auszeichnung Anfang des Jahres in Detroit abholen.
Für die Zukunftsserie der WZ hat sich May nun ein Szenario für das Düsseldorf des Jahres 2025 ausgedacht. Wie werden wir künftig in dieser Stadt mobil sein? Mays Thesen: Die Innenstadt wird verkehrsberuhigt, Hausboote erleben ein Revival und der Hauptbahnhof wird schön.
Straße: Das Auto hat für May nur bedingt eine Zukunft, eigentlich nur noch als Luxusgegenstand. „Es wird für den Einzelnen aufgrund steigender Energiepreise kaum noch zu bezahlen sein.“ Und damit auch das Pendeln. Wanderbewegungen vom Land in die Stadt würden deshalb weiter verstärkt, die Stauproblematik in der City verschärft. Aber: „Was nutzt Mobilität, wenn man sie nicht nutzen kann?“, fragt May.
Um die Verkehrsmassen der Zukunft möglichst aus der Innenstadt herauszuhalten, wird diese May zufolge verkehrsberuhigt. Die Berliner Allee wird zur Flaniermeile, die Tunnel am Kö-Bogen für Kunstprojekte genutzt. Unterwegs sind die Düsseldorfer in Bussen, die problemlos Fahrräder und geschlossene Segways aufnehmen können. Über Rampen fährt man hinein und parkt sein Gefährt in einer Box. „Es wird zunehmend Mischformen von Individualverkehr und Massentransportmittel geben“, sagt May. Ganz so wie auf seiner Murmelbahn.
Schiene: Für den Verkehr auf Gleisen sieht May vor allem in ästhetischer Hinsicht Handlungsbedarf. „Die Silberpfeile sind viel zu klobig und passen gar nicht zu Düsseldorf.“ May erinnert an Nizza, wo Bahnen mit filigran-futuristischem Look auf alte Architektur treffen. „So etwas ist natürlich viel spannender.“ Noch wichtiger ist ihm ein Umbau des Bahnhofs. Mit dem neuen Pflaster sei man zwar auf dem richtigen Weg, aber: „Der Hauptbahnhof ist immer ein Aushängeschild für eine Stadt, aber wenn man in Düsseldorf auf dem Bahnsteig steht, kommt man sich vor wie in einer Fertigungshalle.“ Die Überdachung mit Trapezblech wirke bedrückend. Mays Entwurf sieht nun die alte Fassade erhaltend eine leichter wirkende Dachkonstruktion vor, mit filigran gestylten Pfeilern und Begrünung. Auf der Schiene unterwegs sind in Mays Entwurf dann übrigens Magnetschwebebahnen.
Fluss: Nicht nur beim Auto-, auch beim Schiffsverkehr glaubt May, dass sich Hybridantriebe durchsetzen. Kombinationen aus Brennstoffzelle und Elektromotor werden zum Standard. Bei der futuristisch aussehenden Kaiserswerther Fähre sind sogar Solarzellen in die Außenhaut integriert. Außerdem etabliert sie sich als alternative Route in die Innenstadt. Und noch etwas tut sich auf dem Wasser. Hausboote haben beispielsweise in Hamburg längst ein Revival erlebt. „In einer Stadt wie Düsseldorf, in der Wohnraum immer knapper wird, werden sie sich auch durchsetzen“, sagt May. Kleine zylindrische Windturbinen erzeugen zusätzliche Energie. Und wenn der mobile Mensch der Zukunft umzieht, kann er sein Haus gleich mitnehmen.