Düsseldorfer Gastronom selbst betroffen Brustkrebs ist nicht nur eine Frauenkrankheit

Düsseldorf · Auch Männer können an Brustkrebs erkranken. Das Zentrum für Brustgesundheit und Brustkrebsangelegenheiten, möchte mit Giuseppe Saitta, der selbst betroffen ist, den Brustkrebsmonat Oktober für mehr Aufklärung nutzen.

Rosella Marafioti, Guiseppe Saitta und Christine Bötcher raten zur rechtzeitigen Vorsorge.

Foto: Döring, Olaf (od)

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland, jedes Jahr erkranken etwa 70 000 Frauen neu daran. „Bei den Männern sind es nur etwa 700 Fälle im Jahr. Sie machen also nur ein Prozent aller Brustkrebsfälle aus“, erklärt Rossella Marafioti, ärztliche Leiterin des Brustkrebs-Beratungszentrums „zebra“.

Am häufigsten wird die Erkrankung bei ihnen im Alter von Mitte 60 bis 70 diagnostiziert. Wegen der geringen Zahl an Betroffenen wird nur wenig dazu geforscht, zudem gibt es für Männer keine gesetzlichen Programme zur Brustkrebsfrüherkennung, wie sie für Frauen bereits seit Jahren angeboten werden. Hinzu kommt, dass die meisten Männer gar nicht wissen, dass sie überhaupt an Brustkrebs erkranken können, und deshalb entsprechende Symptome, beispielsweise Knoten oder Entzündungen im Brustbereich, nicht damit in Verbindung bringen. Deshalb erfolgen die entsprechende Diagnose und der Beginn der Therapie oftmals erst recht spät.

Ähnlich war es auch bei dem bekannten Düsseldorfer Gastronomen Giuseppe Saitta. Als er vor etwa neun Jahren beim Duschen „ein Pickelchen“ in seiner rechten Brust fühlte, kam er überhaupt nicht auf die Idee, dass es sich um Brustkrebs handeln könnte. „Ich wusste damals nicht, dass Männer an Brustkrebs erkranken können“, erinnert er sich. Weil das „Pickelchen“ jedoch nicht wieder verschwand, zeigte Saitta es dann doch eines Tages – eher beiläufig – seinem Hausarzt. Und der war sofort alarmiert, sprach von der Möglichkeit, dass es sich um Brustkrebs handeln könne, und schickte seinen Patienten umgehend zum Radiologen.

„Die Diagnose Brustkrebs hat mich dann doch sehr schockiert“, sagt Saitta. Erfolgreich operiert wurde er wenige Tage später im Marienhospital von Werner Audretsch, der nicht nur als Experte für Brustkrebs weltweit anerkannt, sondern zudem spezialisiert ist auf Brustkrebs bei Männern. Saitta hatte Glück im Unglück, denn der Tumor war noch rechtzeitig entdeckt worden und konnte entfernt werden. Einer Chemotherapie unterzog er sich sicherheitshalber trotzdem. Denn er wollte unbedingt wieder gesund und keinesfalls zum Opfer seiner Krankheit werden. „Bei der Verarbeitung hat mir damals sehr geholfen, dass ich schnell an die Öffentlichkeit gegangen bin. Dabei war es mir von Anfang an wichtig, aufzuklären und andere Männer dabei zu unterstützen, mit der Krankheit fertig zu werden“, sagt er.

Seine positive Einstellung hat ihm auch geholfen, zwei Rückschläge zu überstehen. Bei einer Routineuntersuchung wurde nämlich 2019 auf der linken Seite ebenfalls ein Tumor entdeckt, der operativ entfernt werden musste. Nur zwei Jahre später war unter eben dieser Narbe noch einmal ein Karzinom gewachsen. Also folgte die dritte Operation, bei der auf beiden Seiten das gesamte Drüsengewebe entfernt wurde – für Saitta eine Entscheidung, die zumindest 90-prozentige Sicherheit geben soll, dass der Krebs nicht zurückkommt.

In den meisten Fällen wird Brustkrebs bei Männern mit einem erhöhten Östrogenspiegel in Verbindung gebracht. Aber auch genetische Faktoren wie das Klinefelter-Syndrom – betroffene Männer haben ein oder mehrere zusätzliche X-Chromosomen – oder eine BRCA-Genmutation, wie sie auch bei Giuseppe Saitta vorliegt, können das Erkrankungsrisiko steigern.

Aufklärung und Informationen sind für die vielen erkrankten Frauen, aber eben auch für Männer mit Brustkrebs sehr wichtig. Das Brustkrebs-Beratungszentrum „zebra“ hilft mit unabhängiger und kostenfreier Beratung bereits seit 2001. „Selbstverständlich stehen wir Frauen und Männern gleichermaßen zur Verfügung“, sagen Rossella Marafioti und Christine Bötcher, die kaufmännische Leiterin des Zentrums, übereinstimmend. Deshalb werden auch Beratungen für Männer angeboten, gern mit Unterstützung von Giuseppe Saitta, der in den vergangenen drei Jahren bereits zwei Männer durch ihre Krankheit begleitet hat – denn von Mann zu Mann spricht es sich leichter.