Schutzräume für queere Schüler Warum in Düsseldorf die Politik über genderneutrale Schultoiletten diskutiert

Düsseldorf · Während SPD und FDP das Thema rasch voranbringen wollen, verweisen CDU und Grüne auf die künftige Schulbau-Richtlinie und die Eigenverantwortung der Schulen. Welche Argumente in der Debatte wichtig sind.

Wer geht in der Schule auf welches WC? Diese Frage beschäftigt in Düsseldorf die Politiker des Schulausschusses.

Foto: dpa/Stefan Puchner

Der Versuch von SPD und FDP, die Einrichtung genderneutraler Toiletten an Düsseldorfer Schulen zu beschleunigen, ist im Schulausschuss an der Mehrheit von CDU und Grünen gescheitert. Ziel des Antrags war es, genderneutrale Toiletten an neu gebauten Schulen zum Standard zu machen. Außerdem sollten auch Bestandsschulen für das Thema eines WCs für Heranwachsende, die sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zuordnen oder aber ihr Geschlecht ändern wollen, sensibilisiert werden. „Jugendliche haben uns berichtet, wie schwierig es für sie ist, sich für eines der herkömmlichen WCs zu entscheiden“, begründet Marina Spillner, Schulexpertin der SPD-Ratsfraktion, die Initiative der beiden Fraktionen.

Immer wieder, so Spillner, sei das für die Betroffenen mit einer Diskriminierungserfahrung verbunden und im schlimmsten Fall gipfele das in Spott und Mobbing. Deswegen sei es wichtig, die rund 150 Schulstandorte zügig auf das Thema aufmerksam zu machen. „Für bereits bestehende Gebäude wollen wir das nicht vorschreiben, halten es aber für sinnvoll, dass die aus Lehrern, Schülern und Eltern bestehenden Schulkonferenzen genderneutrale und barrierefreie WCs auf die Tagesordnung nehmen und sich zu diesem Thema verhalten“, meint die Ratsfrau. Sollte es dann ein Votum für eine diverse Toilette geben, müsste das Vorhaben mit Unterstützung des Amtes für Schule und Bildung oder der Bezirksvertretungen rasch umgesetzt werden.

Grünen-Schulexperte Thorsten Graeßner unterstützt diverse WCs, den Antrag der beiden oppositionellen Fraktionen hielt er aber für überflüssig. So habe die schwarz-grüne Ratskooperation bereits im vergangenen Frühjahr beschlossen, dass der Bau genderneutraler Toiletten in die künftige neue Schulbau-Leitlinie eingefügt werden muss. Diese Richtlinie stehe kurz vor der Vollendung. „Tritt sie in Kraft, wird das Ganze in Neubauten ohnehin zum Standard gehören.“ Und auch die Schulkonferenzen, so die Einschätzung des Ratsherrn, kämen von ganz alleine darauf, das Thema zu besprechen und vor Ort zu regeln. „Dafür brauchen sie keine Beschlüsse im Schulausschuss.“

Ähnlich sieht das Ratsherr Stefan Wiedon (CDU). Ohnehin gehörten Unisex-Toiletten, die häufig auch von non-binären Menschen genutzt würden, in vielen Bereichen, darunter auch im Sport, schon jetzt zum Alltag, meinte er anlässlich der Sitzung. Einig ist sich der Vorsitzende des Schulausschusses mit Spillner darin, dass solche Unisex-Toiletten nicht die bislang dominierenden WCs komplett ersetzen dürfen, sondern on top kommen müssten. „Insbesondere von Frauen höre ich immer wieder, dass es ihnen wichtig ist, auf Toiletten gehen zu können, die eben nur von ihrem eigenen Geschlecht genutzt werden.“

Das Thema diverser WCs sorgt schon länger für Debatten. So hatte die freie christliche Gesamtschule in Hassels ein bestimmtes WC im Gebäude für einen Schüler reserviert, der sich dem anderen Geschlecht zugehörig fühlte. Später wurde diese Regelung wieder aufgehoben. Der damalige Schulleiter hatte dies damit begründet, dass eine solche Maßnahme nur sinnvoll sei, wenn es vor Ort tatsächlich einen konkreten Bedarf gebe. Auch am Leibniz-Montessori-Gymnasium gibt es ein Unisex-WC. Dort wurde es 2022 eingerichtet. In den Räumen hängt ein Hygieneartikel-Spender für kostenfreie Tampons und Binden.