Trödelmarkt in der Vogelsiedlung Wo Nachbarschaft wichtiger ist als Verkaufen

Düsseldorf · Beim Trödelmarkt in der Vogelsiedlung konnten Raritätenjäger in familiärem Umfeld auf die Suche nach neuen Schätzen gehen.

Beim Flohmarkt in der Vogelsiedlung wurden Verkaufsstände direkt in Gärten und Einfahrten aufgebaut.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Als Hans und Gertrud Brass mit ihrer Ente, Baujahr 1985, am großen Vorgartenflohmarkt in der Unterrather Vogelsiedlung vorbeifuhren, erregten sie große Aufmerksamkeit. „Oh, die würden wir auch nehmen. Was wollen sie dafür?“, rief ihnen ein Trödler zu. „Die gebe ich nicht her“, sagte Hans Brass gut gelaunt. Das Ehepaar aus Gerresheim war ja auch nicht zum Trödelmarkt gekommen, um sein Auto zu verkaufen, sondern, um es mit schönen Fundstücken zu füllen. „Wir sind schon seit Jahrzehnten begeisterte Antikmarkt-Besucher. Am liebsten kaufen wir Stehrümchen, also Dinge, die man nicht wirklich braucht, aber schön aussehen. Ganz besonders interessieren wir uns aber für Glas bestimmter Hersteller“, erzählte der Gerresheimer.

Für ihre Glasleidenschaft haben sie auch schon sämtliche Glasmuseen abgeklappert und sich fachkundig gemacht. So könnten sie besondere Schnäppchen jetzt gut erkennen. Schon beim ersten Trödler hatte neben einem bunten Glas auch eine neuwertige Grillpfanne einen Platz in der Tasche des Paares gefunden.

Circa 110 Nachbarn hatten sich am Samstag am sogenannten Yard Sale in der Vogelsiedlung beteiligt. In ihren Vorgärten und Einfahrten verkauften sie Nützliches, Selbstgemachtes, Skurriles, Garten- und Haushaltsgegenstände, Kleidung, Bücher, Spielzeug und vieles mehr. Bei manchen Verkäufern gab es eine bunte Mischung. Andere waren gut organisiert und hatten nicht nur Preisschilder an den Artikeln angebracht, sondern auch die angebotene Kleidung nach Größen geordnet. Und es gab auch Dinge, die einfach verschenkt wurden. „Man verdient hier nicht wirklich etwas. Es geht viel mehr darum, Nachbarn zu treffen und kennenzulernen. Wir tauschen uns aus und haben eine nette Zeit miteinander“, sagte Christiane Sicken. Zusätzlich sei ihr auch der Nachhaltigkeitsgedanke wichtig. Die Teile, die sie nicht verkaufen kann, werden gespendet.

Einige Trödelfans waren schon vor Beginn der Veranstaltung gekommen, um vor allen anderen in den Kisten zu stöbern und die besten Schnäppchen zu erwischen, erzählte Hannes Weber, der den Yard Sale vor einigen Jahren ins Leben gerufen hat. „Ich hatte vorher schon einige Male am Trödelmarkt am Messeparkplatz teilgenommen, aber keine Lust mehr, so früh aufzustehen. Da dachte ich, es sei cool, einen Trödel in der Garage zu machen. Über das Netzwerk nebenan.de habe ich viele Menschen gefunden, die mitmachen wollten. Jetzt veranstalten wir den Yard Sale schon zum 6. Mal“, so der Initiator.

Auch Stefanie Müller hatte vor ihrem Haus einen Stand aufgebaut. Hauptsächlich Kinderspielzeug, aber auch eine alte Schreibmaschine und Taschen sollten bei ihr den Besitzer wechseln. „Ich habe mit meinen Kindern zusammen kurz vor dem Trödel nach Dingen geschaut, mit denen sie nicht mehr spielen“, erzählte sie. Die Trennung von dem alten Spielzeug sei den Kindern recht leicht gefallen, denn sie durften über die Preise bestimmen. „Diese waren manchmal nicht ganz so realistisch. Meine Kinder sind noch klein und haben noch keinen Bezug zu Geld“, erzählte die Mutter mit einem Lachen. Den Nachbarschafts-Flohmarkt findet sie besser als einen normalen Trödelmarkt, denn in der Siedlung verkaufe man nicht nur an Fremde, sondern an viele Bekannte aus der Nachbarschaft. „Es ist auch schön, dass es hier nicht so eng ist. Man kann entspannt herum laufen und die nette Atmosphäre genießen“, sagte Müller. Für Kinder sei der Trödel besonders schön, fand Anke Kappenhagen. Die jungen Teilnehmer fanden nicht nur neue Dinge für ihr Kinderzimmer, sondern beteiligten sich auch fleißig am Verkauf. „Brauchen Sie vielleicht ein Besteckset?“, fragte ein Mädchen geschäftstüchtig.

Die Vogelsiedlung ist recht groß und hat viele verwinkelte Straßen. In einigen von ihnen gab es mehrere Stände in anderen weniger. Viele Besucher waren mit den Fahrrädern gekommen, um schneller überall hin zu gelangen. Gäste, die gemütlich über die Straßen spazierten, mussten immer wieder Autos ausweichen, was manche störte. „Es wäre schön, wenn das hier autofrei wäre. Aber ich verstehe schon, dass man eine ganze Siedlung für den Trödel nicht komplett absperren kann, sagte eine Besucherin.