Baustelle voraussichtlich erst 2027 fertig Der Handel an der Düsseldorfer Friedrichstraße kämpft um seine Existenz

Düsseldorf · Bei einer Demonstration protestierten Ladeninhaber und Anwohner gegen die Ankündigung der Stadt, dass die Baumaßnahmen bis Ende 2027 andauern werden.

Mit Transparenten zogen die Anwohner durch die von Baustellen durchzogene Straße.

Foto: Döring, Olaf (od)

„Stadt killt Handel“ und „Quatscht keine Opern“ steht auf den Transparenten, die Anwohner und Händler der Friedrichstraße bei einer Demonstration am Donnerstagmorgen vor sich hertrugen. Viele Teilnehmer waren es freilich nicht – denn der lokale Handel schrumpft immer weiter. Auf mehr als 30 Prozent belaufe sich der Leerstand seit Beginn der umfangreichen Baumaßnahmen mittlerweile, schätzt die Interessensgemeinschaft „Die Friedrichs“, die zu der Demonstration aufgerufen hatte.

Dass die nun folgenden Umbauarbeiten der Straße die Baustelle noch bis Anfang 2028 verlängern, sorgt bei Händlern wie Anwohnern für Verzweiflung. Eigentlich sollte alles 2025 fertig sein. „Dass dann noch viele Geschäfte hier sein werden, glaube ich nicht“, sagt Thomas Kastner, Inhaber der „Unlicht“-Boutique und seit 18 Jahren an der Friedrichstraße ansässig. „Wir steuern auf einen Kipppunkt zu.“

Bis zum Graf-Adolf-Platz zog der kleine Demonstrationszug, vorbei an den Dutzenden Baustellen und Absperrungen. Zwar wird dort gearbeitet, nach Ansicht der Betroffenen aber viel zu wenig. „Der Stadtentwässerungsbetrieb hatte bei der Kanalsanierung damals zwei Großbaustellen gleichzeitig betrieben. Damit gingen die Arbeiten deutlich schneller voran“, sagt Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf (Grüne). „Das kostet natürlich etwas mehr.“

Ein Kritikpunkt, den mehrere der Demonstranten aufgreifen. Viel Geld werde für Prestigeobjekte wie die Oper in die Innenstadt eingeplant. „Statt eine neue Großbaustelle zu öffnen, sollte man erst einmal seit Jahren bestehende schließen“, sagt Britta Meyer, zweite Vorsitzende der „Friedrichs“ und Leiterin des Tui-Reisebüros: „Unsere Straße galt früher mal als die kleine Kö.“

Auch die Anwohner leiden zunehmend unter der Situation

Mit dem neuen Regionalbahnhof Bilk würden sich auch neue Perspektiven eröffnen, die mehr Kunden auch aus Nachbarstädten zu Friedrichstraße und Bilker Arkaden locken könnten. „Aber wenn die die Baustelle sehen, fahren die lieber zwei Stationen weiter“, sagt Meyer. Eine Situation, unter der auch die Anwohner zunehmend leiden. Vor elf Jahren zog Olaf Huurdemann in eine Wohnung gegenüber des ehemaligen Stern-Verlags. „Meinen Bäcker, meinen Friseur, meine Apotheke von damals gibt es jetzt nicht mehr“, sagt er. „Auch als Anwohner fühlt man sich von der Stadt vergessen.“ Diese Leerstände zu füllen, sei kaum möglich, sagt Marianne Terörde. Für ihr Ladenlokal, in dem ihre Eltern einst eine Drogerie betrieben, kämen kaum Anfragen. Zuletzt hatte sie eine Parfümerie als Mieter, die näher zum Graf-Adolf-Platz gezogen ist. Doch auch dort ist das Geschäft nun zu, versehen mit einem Schild am Eingang: „Bis zum Ende der Baustelle geschlossen.“

(ctri)