Siedlung am Wittenberger Weg Aktionen für Kinder am Wiesencafé

Garath · Die Umsetzung des Projektes am Wittenberger Weg kommt nur schleppend voran. Weil Bauholz so teuer geworden ist, soll das Café nun in Lehmbauweise entstehen. Darüber berät die Politik gerade, sagt Projektbegleiterin Ute Reeh.

Ragnar erklärt Ute Reeh sein Kunstwerk „die kleinen Götter“.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Ragnars Augen sprühen vor Energie, als er seine mexikanischen Götter und dazu seine Geschichte präsentiert. „Der Kanonengott ist für den Krieg, aber nur im äußersten Notfall. Die Götter können uns beschützen und sie machen Teamarbeit“, erzählt der Elfjährige fast ohne Punkt und Komma. Einen Gott für die Fröhlichkeit hat er ebenfalls gestaltet.

Gemeinsam mit anderen Kindern der Wittenberger Siedlung ist er am Montag auf dem Terrain des zukünftigen Wiesencafés. Das soll auf einer Grünfläche in der Siedlung entstehen. Am Donnerstag, 13. Mai, zwischen 14 und 18 Uhr steht die Veranstaltung für alle Kinder offen – zum Kneten, Zeichnen und Fotografieren. „Jeder kann mit Ton sein Gesicht formen, das wird dann später in die Wände des Cafés integriert“, lädt Ute Reeh ein. Bauhüttenwochen ist der Titel dieser Aktion. Initiatorin Ute Reeh sind diese Veranstaltungen ein Herzensanliegen.

Den ersten Impuls für das Wiesencafé am Wittenberger Weg gab es bereits 2013. Ute Reeh, fasziniert von Projekten der Stadtentwicklung und Kunst im öffentlichen Raum, fasste mit dem Schulleiter der Alfred-Herrhausen-Förderschule, Peter Zerfaß, den Entschluss, in der Siedlung am Wittenberger Weg Positives schaffen zu wollen. Eine Reihe Schüler der Alfred-Herrhausen-Schule haben dort ihr zu Hause. Ein Treffen mit den Kindern brachte zutage, dass sie einen Ort der Begegnung vermissen, an dem es Speisen und Getränke gibt. Ute Reeh holte Architektur-Studenten mit an Bord, die mit den Kindern ein Modell entwickelten.

2017 nahm die Fläche mit dem Gießen der Bodenplatte erste Gestalt an. Inzwischen sind wetterfeste Holzbohlen verlegt. „Es ist aber eine Interimslösung“, sagt Reeh. Auf konzeptioneller Ebene – für die Begleitung des Projektes – gibt es seit 2018 ein Stipendium mit einem Minibüro in der Siedlung. Natürlich solle es auch baulich weitergehen. „Inhalte von den Menschen heraus nach außen zu bringen kostet Zeit, das liegt an den Strukturen und Hierarchien unserer Gesellschaft“, erklärt Ute Reeh.

Hinzu komme, dass die ursprüngliche geplante, klimarelevante Bauweise mit Holz aufgegeben wurde, weil die Preise für den Baustoff gerade in astronomische Höhen gestiegen sind. „Wir wollen jetzt eine Lehmbauweise nutzen; das passt zum runden Grundriss des Cafés“, erklärt Reeh. Über den Plan werde derzeit auf stadtpolitischer Ebene beraten.

Zozda arbeitet mit Architektin
an einem Zukunftsplan

Bei den gestrigen Angeboten geht es nicht allein um das Wiesencafé, sondern um größere Visionen. Auf einem der stabilen Holztische liegt ein Plan von der Siedlung Wittenberger Weg, bestückt mit vielen kleinen Lehmfiguren. Der kleine Zozda hat mit Fantasie und Hilfe der Potsdamer Architektin Frauke Röth an einem Zukunftsplan gearbeitet. „Da ist ein Haus für Obdachlose, da eine Skaterbahn, Obstbäume und Blumen, und in dem Haus kocht ein Mann“, sagt Zozda während sein Finger kreuz und quer zu kleinen Lehm-Modellen fährt. „Und die große Halle da drüben malen wir in Regenbogenfarben an“, sagt der Junge und weist auf die triste Industrie-Anlage von ThyssenKrupp auf der anderen Straßenseite. In den Herzen der Kinder sieht es schon anders als als heute. „Mit geschlossenen Augen und der eigenen Intuition kann man sich das präzise vorstellen“, freut sich Frauke Röth über die gelungene Vision.