Experiment in Düsseldorf Gelungene Premiere für Schützenfest mit Rittern

Düsseldorf · Die Ritterspiele der Bergischen Lehnsritter waren in diesem Jahr die Top-Attraktion beim Unterrather Schützenfest. Für beide Seiten war es ein ungewöhnliches Experiment – und eins, mit dem sie am Ende sehr zufrieden waren.

Die Ritterspiele der Bergischen Lehnsritter waren beim Schützenfest in Unterrath ein großes Highlight für die kleinen und großen Besucher.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Ansage des Fünfjährigen war klar und deutlich. „Ich geh‘ aber nicht wieder auf das Babykarussell“, meinte der Unterrather Knirps, bevor er das Volksfestgelände gemeinsam mit seinem lächelnden Vater betrat. Es waren ja auch reichlich Fahrgeschäfte für Erwachsene wie Autosooter oder das Rundfahrgeschäft Pylop aufgebaut. Die Top-Attraktion während des Schützenfestes der St. Sebastianus-Bruderschaft Unterrath war allerdings keines der stationären Fahrgeschäfte, sondern die Ritterspiele der Bergischen Lehnsritter, die erstmals im Düsseldorfer Norden im wahrsten Sinne des Wortes ihre Zelte aufschlugen.

Die Lehnsritter hatten neben ihrem Turnierplatz für ihre freundschaftlichen Wettspiele der geharnischten Mittelalterliebhaber auch ein Feldlager mit bunten Zelten, Lagerfeuer und wehenden Standern aufgebaut. „Wir haben uns die Frage gestellt, wie wir das Angebot bei unserem Schützenfest attraktiver gestalten können und haben als Antwort die Bergischen Lehnsritter gefunden“, erläutert der 2. Chef der Bruderschaft Jörg Stommel. „Natürlich hatten wir auch den Gedanken, dass diejenigen, die sich die Ritterspiele anschauen, auch noch eine Currywurst mit Pommes essen und die Geschäfte der Schausteller besuchen.“

Das Geld für den ganz normalen Kirmesbesuch dürfte noch in den Taschen gesteckt haben, war die Vorführung mit Helm, Schwert, Lanze, Bogen und allem was der edle Herr und die holde Maid zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert so bei sich trugen, kostenfrei zu sehen. „Das konnten wir dank Sponsoren für die Bruderschaft kostenneutral abwickeln“, freut sich der Bruderschafts-Schriftführer und Regimentskönig 2023/24 Karsten Körner.

Es war nicht direkt Liebe auf den ersten Blick. Die St. Sebastianus Schützen-Bruderschaft Unterrath und die Bergischen Lehnsritter mussten sich erst einmal beschnuppern, aber dann stellte der auf die Darstellung des mittelalterlichen Lebens spezialisierte Verein das Leben rund um das Jahr 1288 auf dem Unterrather Schützenfest des Jahres 2024 dar. „Es gab einige vorbereitende Treffen in der ‚Burg‘ der Lehnsritter in Hamm und bei uns auf dem Schützenplatz“, verriet Stommel. „Die Ritter waren überrascht, wie groß unser Schützenplatz ist und dass es mehr als ausreichend Platz für ihre Turnierbahn und ihr Feldlager gibt.“

So also kämpfte etwa Burggraf Heinrich von Drachenfels hoch zu Ross mit Lanze und Schwert auf dem wohl ersten Ritterturnier, das Unterrath je gesehen hat. Ob es nicht in grauer Vorzeit schon mal zu freundschaftlichem Wettstreit von Recken und Kämpen an gleicher Stelle kam, ist gut möglich, gehörte das heutige Düsseldorfer Unterrath vom Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert hinein zur Honschaft Rath des Amtes Angermund im Herzogtum Berg.

Sowohl für die Schützen als auch die Lehnsritter war die Zusammenarbeit ein Experiment. „Normalerweise sind wir bei Mittelaltermärkten oder historischen Stadtfesten dabei. Da haben wir gedacht, dass ein Schützenfest, eine Kirmes nicht so unser Ding ist“, gesteht Lehnsritter-Vorsitzender Manfred Reingen. „Aber als wir gesehen haben, dass der Schützenplatz genug Raum bietet, alle Schützen uns super unterstützt haben und wir merkten, dass die Schützen ja auch auf die mittelalterlichen Bürgerwehren zurückgehen, haben wir uns entschlossen mitzumachen.“ Also holten sie die Streitrösser aus dem Stall, legten die 35 bis 40 Kilo schweren Rüstungen an und schonten bei den Schaukämpfen weder sich noch den Gegner.

„Für uns ist das Experiment erfolgreich verlaufen, wenn man sieht, dass die Zuschauer teilweise in Dreier-, Viererreihen um das Turniergeviert herum standen“, urteilt Stommel. „Mein erster Eindruck ist, dass es passt. Aber das werden wir im Nachgang des Schützenfestes alles noch einmal genau analysieren und wahrscheinlich bestätigen.“ Zumal auch das Reingen-Urteil positiv ausfällt. „Wir sind sehr herzlich aufgenommen worden und die Schützen sind mit Herzblut dabei“, meint der erste Lehnsritter. „Wir sind absolut zufrieden.