Zwangsversteigerung in Düsseldorf Ehemaliges Bahnhofsgebäude soll 1,8 Millionen Euro versteigert werden
Düsseldorf · Einige hundert Quadratmeter Nutzfläche hat das Bahnhofsgebäude aus den 1930er Jahren, das vor dem Amtsgericht Düsseldorf versteigert werden soll. Derzeit sind darin verschiedene Gewerbe ansässig.
Neben dem S-Bahnhof Reisholz steht das alte Bahnhofsgebäude, das seit Jahren nicht mehr als solches genutzt wird. Dennoch herrscht drumherum Bewegung, im Berufsverkehr sind unzählige Pendler unterwegs, zu Fuß oder mit dem Auto.
Auch das Gebäude selbst soll in Bewegung geraten, sich zumindest die Eigentumsverhältnisse ändern. Denn am 10. Oktober wird es im Düsseldorfer Amtsgericht zwangsversteigert. Das Gebäude hat laut Gutachten einen Verkehrswert von 1,75 Millionen Euro. Nicht nur der Versteigerungsgegenstand ist als Bahnhofsgebäude ein besonderer, auch der Verkehrswert ist bemerkenswert hoch. Zum Vergleich: Bei den Zwangsversteigerungsterminen des Amtsgerichts ist derzeit beispielsweise eine Gewerbeeinheit in Oberbilk mit einem Verkehrswert von 450 000 Euro gelistet; oder eine Eigentumswohnung auf der Kölner Straße mit einem Verkehrswert von 47 000 Euro.
Der ehemalige Bahnhof wurde 1934 gebaut und unterschiedlich genutzt, wie aus dem Bewertungsgutachten hervorgeht. Derzeit sind verschiedene Gewerbe ansässig. Im Erdgeschoss befinden sich ein Frisiersalon, ein Kiosk, ein Internet-Café und ein Döner-Imbiss, in dem es auch Pizza, Pasta und allerlei gibt. Im separat freistehenden Gebäude, etwas hinter dem ehemaligen Bahnhofsgebäude gelegen, ist ein türkischer Obst- und Gemüsehandel. Dieser wertet die etwas trostlose Straßenszenerie mit seinen Obst- und Gemüseauslagen deutlich auf. Im ersten Obergeschoss befindet sich ein türkischer Box- und Kulturverein. Die kleinste Fläche hat dabei der Kiosk mit 26 Quadratmetern, die größte der Sportclub mit 110 Quadratmetern. Die derzeitigen Mietpreise liegen laut Gutachter zwischen 16,11 Euro pro Quadratmeter für den Imbiss und 29,04 Euro pro Quadratmeter für den Kiosk.
Die Passanten wundern sich
über den Wert des Bahnhofs
Am frühen Freitagmorgen sind Imbiss und Kiosk noch geschlossen, aber beim Friseur lässt sich der erste Kunde schon die Haare schneiden, Kunden sind auch im Internet-Café, das allerdings eher ein Handy-Geschäft ist. Die meisten Passanten sind aber wohl auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule und beachten das alte Gebäude kaum. Angesprochen darauf, wissen die meisten nichts dazu zu sagen, oder wundern sich, dass der Wert so hoch sein soll. „Für das Ding?“, sagt beispielsweise ein mittelalter Herr im Vorbeigehen.
Für das Gebäude mit einer Gesamtnutzfläche von 493 Quadratmetern sind laut Grundbuch Grundschulden in Höhe von insgesamt rund 700 000 Euro eingetragen. Aus dem Grundbuch geht außerdem hervor, dass es sich bei den derzeitigen Eigentümern um eine Frau aus Langenfeld und einen Mann handelt, der in Portugal gemeldet ist. Möglicherweise ist er dort Eigentümer einer Ferienwohnung. Darauf lässt zumindest die im Grundbuch genannte Anschrift schließen.
Das Grundstück liegt direkt an der Grenze zwischen Hassels und Reisholz – gerade noch in Hassels – an der Ecke der Further Straße, Henke- und Altenbrückstraße. Auf der einen Seite sind es nur wenige Schritte zum Gleisaufgang des Reisholzer S-Bahnhofs. Auf der Rückseite des Gebäudes befinden sich die Gleise, von drei Seiten ist es von Straßen umgeben. Von Straßen, die sehr stark befahren sind, zumindest zur Berufsverkehrszeit. Der Lärm und der Geruch sind ständig wahrnehmbar und teilweise störend, zumindest im Außenbereich. Laut Gutachten wird dadurch „der Nutzungswert der rein gewerblich genutzten Einheiten jedoch kaum beeinflusst.“
Besonders ein Kiosk – sofern er noch geöffnet ist – dürfte sich bei Anwohnern großer Beliebtheit erfreuen, gibt es doch im direkten Umfeld keine weiteren Einkaufsmöglichkeiten. Gleichzeitig stehen einige Wohneinheiten drumherum, viele mit Blick auf das Gebäude. Der Weg von den Wohnungen dahin dürfte keine zwei Minuten in Anspruch nehmen. Grundsätzlich ist die Lage für Gewerbeeinheiten dafür sicherlich nicht unattraktiv. Außerdem sind es vom S-Bahnhof Reisholz zum Düsseldorfer Hauptbahnhof in der Stadtmitte nur neun Minuten und wenige Stationen mit der Bahn. Und durch die nahegelegenen Stationen des Nahverkehrs herrscht ständige Betriebsamkeit auf dem Weg zu Bus oder Bahn.