Bildung Düsseldorf hat ersten Aktionsplan gegen Antisemitismus in NRW

Düsseldorf · Die Stadt hat mit mehreren Partner ein Konzept entwickelt, um gegen Judenfeindlichkeit vorzugehen. Das soll in einem ersten Schritt vor allem Lehrern und Schülern helfen.

Bastian Fleermann (Leiter Mahn- und Gedenkstätte), Dagmar Wandt (Leiterin Schulverwaltungsamt), OB Thomas Geisel, Michael Szentei-Heise (Verwaltungsdirektor Jüdische Gemeinde) und Jörg Rütten (zentraler Ansprechpartner für Antisemitismus) präsentierten den Aktionsplan.

Foto: Wilfried Meyer

Der Arbeitskreis „Antisemitismus an Düsseldorfer Schulen“ hat am Mittwoch ein wichtiges Ergebnis seiner Arbeit vorgestellt: eine „Handreichung für Lehrer“, wie sie Judenfeindlichkeit vorbeugen und wie sie auf antisemitische Vorfälle in der Schule reagieren können. „Wir wollen keine Vorwürfe erheben, sondern Mut machen“, sagte Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte, die ein Partner im Arbeitskreis ist. Die „Handreichung“ ermutigt, Haltung zu zeigen, nichts zu bagatellisieren, auf Sprache zu achten und unmissverständlich Grenzen zu setzen.

Das Ganze ist Teil eines Aktionsplans gegen Antisemitismus, der der erste seiner Art in NRW ist. „Das wir den ersten Aktionsplan haben, heißt nicht, dass wir die größten Probleme haben, sondern dass wir besonders wachsam sind“, sagte Oberbürgermeister Thomas Geisel. Die Broschüre wird an alle Schulen verschickt. Zudem liegt sie im Rathaus, im Schulverwaltungsamt sowie in der Mahn- und Gedenkstätte aus und ist im Internet abrufbar.

Ausgangspunkt dieser Entwicklung war der Stadtrat. Er hat Ende 2017 eine Resolution gegen Antisemitismus verabschiedet und die Verwaltung beauftragt, das Handlungskonzept zu entwickeln. Dazu hat die Stadt einen Runden Tisch entwickelt, an dem Schulverwaltungsamt, Mahn- und Gedenkstätte, die Jüdische Gemeinde, das Zentrum für Schulpsychologie, die Diversity-Beauftragte der Stadt, das OB-Büro und Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit, Beratung bei Rassismus und Antisemitismus (Sabra) mitwirken. Das Zentrum für Schulpsychologie erarbeitet auch ein Konzept mit dem Titel „Tacheles! - Antisemitismus entgegentreten. Düsseldorfer Schulen als sicherer Ort für Kinder und Jugendliche jüdischen Glaubens“.

Wie wichtig die Konzepte sind, haben verschiedene Vorfälle gezeigt. Im vergangenen Jahr war ein junger Mann, der eine Kippa trug, in der Altstadt angepöbelt worden, vor wenigen Wochen ist Rabbi Chaim Barkahn verfolgt und beschimpft worden. Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde, berichtet von einem Treffen mit rund 50 Schülern, die ihre Erfahrungen mit Antisemitismus geschildert haben: „Das hat uns geschockt.“ Eine wichtige Erkenntnis aus den Gesprächen war, dass viele Lehrer hilflos sind und nicht wissen, wie sie reagieren sollen. Die Antworten möchte der Arbeitskreis ihnen inklusive des erwähnten Muts nun geben.

 Die Stadt hat noch drei weitere Schritte unternommen, um gegen Antisemitismus zu wirken:

1. Der Stadtrat hat im Dezember den Zuschuss für die Mahn- und Gedenkstätte um 60 000 Euro erhöht. Damit werden seit Anfang des Jahres zwei halbe Stellen finanziert und die Bildungsarbeit des Hauses gestärkt. Rund 30 000 Menschen besuchen die Mahn- und Gedenkstätte pro Jahr, ein Großteil davon sind Schüler.

2. Der Stadtrat fördert Sabra mit 40 000 Euro pro Jahr. Die Servicestelle berät Hilfesuchende und entwickelt Präventionsprogramme. Sabra wird am 26. November einen Fachtag zum Thema Antisemitismus für Lehrer anbieten, dem weitere Angebote folgen sollen.

3. Die Stadt hat einen Referenten im Büro des Oberbürgermeisters als zentralen Ansprechpartner für Antisemitismus ernennt und beauftragt, alle Akteure miteinander zu vernetzen. Diese Aufgabe hat Jörg Rütten übernommen, der für Jugend, Schule, Soziales und Gesundheit zuständig ist.

Szentei-Heise zog ein positives Zwischenfazit der bisherigen Arbeit: „Ich freue mich, dass wir diesen Katalog gemeinsam erarbeitet haben. Die Mitglieder in unserer Gemeinde fühlen sich in unserer Heimatstadt Düsseldorf sehr wohl. Ein anhaltendes Vorgehen von Verwaltung und Zivilgesellschaft gegen den leider zunehmenden Antisemitismus wird dazu führen, dass das auch in Zukunft so bleiben kann.“