Hochwasserschutz in Düsseldorf Stahlbeton und Aue sollen vor Düssel schützen

Düsseldorf · Entlang der Nördlichen Düssel entstehen eine Hochwasserschutzwand und eine zusätzliche Überlauffläche.

Frank Heuner (SEBD, v.l.), Andreas Hartnigk (CDU), Stadtkämmerin Dorothée Schneider und Janine Mentzen (SEBD) beim ersten Spatenstich.

Frank Heuner (SEBD, v.l.), Andreas Hartnigk (CDU), Stadtkämmerin Dorothée Schneider und Janine Mentzen (SEBD) beim ersten Spatenstich.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Bis Ende des Jahres soll der vollständige Schutz vor Hochwasser an der Nördlichen Düssel ein gutes Stück näher rücken: Bis dahin soll eine Hochwasserschutzwand aus Stahlbeton und eine 400 Quadratmeter große Sekundäraue entlang der Altenbergstraße in Grafenberg fertiggestellt sein. Für das Bauvorhaben wurde am Freitag der erste Spatenstich gesetzt.

Wie Stadtkämmerin Dorothée Schneider erklärt, habe es an dieser Stelle in den vergangenen Jahren mehrfach Hochwasser gegeben. Außerdem habe das Thema wegen der Starkregen- und Hochwasserereignisse in jüngster Vergangenheit nochmal an Brisanz gewonnen, weshalb schnell gehandelt werden müsse. Gerade mittlere Hochwasser, sogenannte HQ100, die statistisch gesehen alle 100 Jahre auftreten, würden auch zur Überflutung der angrenzenden Flächen führen. „Um dies zu verhindern, wird nun eine 160 Meter lange Stahlbetonwand entlang des Ufers gebaut“, erläutert Schneider. Denn an dieser Stelle ist das Ufer der Nördlichen Düssel zu niedrig. Frank Heuner, Technischer Betriebsleiter des Stadtentwässerungsbetriebes (SEBD) erklärt, dass etwa 90 Zentimeter der Wand zu sehen sein werden, zur Wasserseite hin werde sie „angeböscht, sodass nur noch 20 Zentimeter zu sehen sind.“

Die Nördliche Düssel hat ein fast vollständig verändertes, begradigtes Fließprofil. Es gibt kaum natürlichen Retentionsraum, das bedeutet, es fehlen Flächen, auf die das Wasser im Falle eines Hochwassers ausweichen kann. Stattdessen reicht die städtische Bebauung häufig direkt an das Gewässer heran und läuft demnach Gefahr, überflutet zu werden. Betrachtet man hierzu die Hochwassergefahrenkarte des Landes, so könnte im Falle eines HQ100 das Wasser bis zur Parallelstraße, der Walter-Eucken-Straße, reichen. Betroffen wären vor allem die Gebäude der Graf Recke-Stiftung, die hier verschiedene Angebote für Seniorenwohnen und psychisch erkrankte Erwachsene bietet.

Für kleinere Flüsse gibt
es kein gutes Frühwarnsystem

Im Gegensatz zum Rhein, bei dem es in aller Regel ein gutes Frühwarnsystem vor Hochwasser gibt, ist das bei kleineren Flüssen, wie etwa der Nördlichen Düssel, nicht der Fall. Innerhalb von wenigen Stunden kann hier eine Hochwasserwelle entstehen und so auch kleine Gewässer in Ströme verwandeln, die große Schäden anrichten können.

Deshalb ist es auch wichtig, entsprechende Ausweichflächen zu schaffen. Mit der 400 Quadratmeter großen sogenannten Sekundäraue soll die Düssel an dieser Stelle bewusst über das Ufer treten können, ohne angrenzende Flächen zu gefährden. An dieser Stellen sollen außerdem das Ufer und auch das Querprofil des Flusses abgeflacht werden, um mehr Amphibien, die in diesem Gebiet vorkommen, einen besseren Lebensraum bieten zu können. „Wir kombinieren hiermit Hochwasserschutz mit Umweltschutz“, fasst Heuner zusammen.

Um diese Arbeiten zu ermöglichen, mussten im Vorfeld 37 Bäume gefällt werden, die nach Angaben der Stadt größtenteils nicht mehr verkehrssicher waren. „Es sind allerdings Ersatzpflanzungen vorgenommen worden“, erklärt Dorothée Schneider. Dabei handele es sich um „standorttypische Pflanzen“, unter anderem werden Hainbuchen, Stiel-Eichen, Silber-Weiden, Weißdorn, Gemeiner Schneeball, Hasel Rote Johannisbeere und Kreuzdorn gepflanzt. Insgesamt kosten die Maßnahmen rund 1,51 Millionen Euro. „68 Prozent davon übernimmt allerdings das Land NRW“, sagt Schneider. Besonders freut die Beteiligten die schnelle Umsetzung. „Wir konnten den Planfeststellungsbeschluss innerhalb von zwei Jahren erarbeiten, von 2019 bis 2021“, meint Frank Heuner. Wieder zwei Jahre später komme es nun bereits zum Start der Bauarbeiten. „Im Durchschnitt dauert solch ein Planfeststellungsverfahren – auch für solche kleinen Maßnahmen – zwischen fünf und sieben Jahren“, erläutert Dorothée Schneider. Es soll in Zukunft – auch von Landesebene gewünscht – Vereinfachungen geben. „Aber es gibt natürlich viele Beteiligungsrechte, die sinnvoll sind, jedoch Zeit kosten.“