Tafel Düsseldorf Großer Andrang an den Düsseldorfer Ausgabestellen

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Tafel kämpft weiter mit steigenden Anmeldezahlen und sinkenden Spenden. Woran das liegt und wie es in den Ausgabestellen aussieht.

Die Tafeln verzeichnen auch in Düsseldorf eine wachsende Nachfrage. Gleichzeitig gehen die Spenden aus unterschiedlichen Gründen zurück.

Foto: dpa/Caroline Seidel

Vor anderthalb Jahren ist in Hassels eine neue Ausgabestelle der Tafel in der Anbetungskirche eingerichtet worden. „Wir sind mit 32 Haushalten gestartet – jetzt sind fast 300 angemeldet“, berichtet Silvia Salifou-Karegwa. Jede Woche gebe es Menschen, die ebenfalls aufgenommen werden möchten. „Dafür reichen aber unsere Kapazitäten nicht aus.“ Schon jetzt habe man die Haushalte in drei Gruppen eingeteilt, sodass es ein rotierendes System gibt. „Zwei Wochen dürfen sie kommen, dann wird eine Woche ausgesetzt. So versuchen wir zumindest, ein bisschen Luft zu verschaffen“, erzählt sie weiter.

Es gebe immer einen gewissen Mangel, „gerade oft an Kartoffeln und natürlich Milchwaren, Wurst, Käse“. Das werde immer weniger, während die Kunden natürlich auch danach fragen. „Es ist eben kein Supermarkt, da müssen alle mit dem zurechtkommen, was gerade angeboten wird.“ Um Warteschlangen vor der Kirche zu vermeiden, habe man seit Beginn mit Zeitslots von jeweils 15 Minuten gearbeitet. „Um das gerecht zu gestalten, rutscht dieser Slot bei jedem Besuch eine viertel Stunde nach hinten.“ Kommt ein Kunde also um 14 Uhr, ist er das nächste Mal um 14.15 dran. Sobald er den letzten Slot um 15.45 Uhr erreicht hat, geht es wieder von vorne los. „Dadurch hat jeder einmal ein sehr gut gefülltes Angebot, und es nimmt durch die Uhrzeit immer etwas ab. Dadurch muss keiner warten, und es ist deutlich gerechter.“

Auch Eva Fischer, die Sprecherin der Tafel Düsseldorf hält fest: „Die Lebensmittelspenden nehmen sukzessive ab, das hat sich schon 2022 abgezeichnet, aber 2023 ist es noch schlimmer geworden.“ Das liege auch an den gestiegenen Kosten. Man merke inzwischen, dass die Lebensmittelhändler deutlich bewusster kalkulieren, auch durch den Einsatz von intelligenteren Bestellsystemen. „Hinzu kommen auch Angebote wie etwa die ‚Rettertüte‘ bei Lidl, die geben Reste in den Verkauf. Das merkt die Tafel auch, dass die Waren fehlen.“ Dieser Rückgang trifft gleichzeitig auf die steigenden Anmeldezahlen, die in allen Ausgabestellen verzeichnet werden.

Es ist nicht Aufgabe der Tafel,
als Vollversorger zu fungieren

„In Düsseldorf haben wir noch die recht komfortable Situation, viele private Spender zu haben“, führt Fischer aus. Dennoch sei es auch nicht die Aufgabe der Tafel, Vollversorger zu sein. Es werde nichts dazugekauft. „Wir sind zu 100 Prozent spendenfinanziert und müssen mit dem auskommen, was bei uns ankommt.“ Deshalb sei die Tafel bemüht, neue Märkte zu akquirieren, auch wenn dafür weitere Wege in Kauf genommen werden müssen. Das allerdings schlage dann auch wieder auf die Finanzen der Tafel: „Die Betriebskosten sind enorm gestiegen, da brauchen wir natürlich mehr Geld.“

Auch in Oberbilk steigen die Anmeldezahlen. „Seit Beginn des Ukraine-Krieges haben sich die Anmeldungen verdoppelt auf 400 Haushalte“, erzählt Barbara Schindler-Hofer, Leiterin der dortigen Ausgabestelle. Kürzlich habe man eine Erhebung durchgeführt und sei überrascht, dass es ganz viele Einzel- oder Zweierhaushalte gebe, die angemeldet sind. „Wir dachten immer, es wären vorwiegend Familien.“ Dabei sei die Altersstruktur sehr gemischt, die Anzahl der Frauen, alleinstehend oder mit Kind oder Enkel sei aber hoch. Auch hier erfolge die Ausgabe wegen der hohen Nachfrage pro Haushalt nur noch zweiwöchig.

„Wir haben oft verderbliche Sachen, das wird am ehesten an die Tafel weitergegeben von den Supermärkten. Was fehlt, sind Dauerlebensmittel“, meint Schindler-Hofer. Es gebe aber glücklicherweise noch genügend Spenden. „Es ist schön zu sehen, dass die Tafel in all diesem Chaos und den Katastrophen nicht vergessen wird“, sagt sie.

Gerade auch private Spendenboxen seien eine sehr wichtige Sache, betont auch Silvia Salifou-Karegwa, doch es sei auch wichtig, zu vermerken, was darin enthalten ist. „Sonst müssen wir alles öffnen, um nicht einer Seniorin etwa eine Box mit Inhalten für eine junge Familie zu überreichen.“