Karneval in Düsseldorf Altweiber: Wie Venetia Jula durch den Tag kommt
Düsseldorf · Der erste Termin ist bereits um 8 Uhr in der Frühe: Schminken ist angesagt. Erst abends wird mit der Prinzengarde Rot-Weiss gefeiert.
Schön ausschlafen, sich mit den Freundinnen treffen und langsam in die Altstadt fahren, um beim Sturm auf das Rathaus in vorderster Linie zu stehen: So könnte der Tag von Jula Falkenburg an Altweiber aussehen. Könnte, wenn sie nicht gerade in diesem Jahr Venetia wäre.
Und dieser Tag ist schließlich ein ganz besonderer. Dafür muss man ordentlich rausgeputzt werden und deshalb geht es schon um 8 Uhr in den Brautsalon zum Schminken. Normalerweise erledigt Elke Pflips den Job, doch die muss Oberbürgermeister Thomas Geisel und seine Gattin Vera vorbereiten. Krissi van der Viven, die auch die Stars von Let`s dance bei Sat 1 schminkt, macht aber auch einen tollen Job.
Altweiber, das ist wenige Tage vor dem Ende der Amtszeit als Oberhaupt der Jecken. Also Zeit, um sich einmal Gedanken über die Rolle und die Stellung der Venetia im Karneval zu machen. „Ich verfolge das natürlich seit Jahren und habe schon Venetien erlebt, die ihre Prinzen im Schatten haben stehen lassen, weil sie deutlich stärker waren.“ Die 25-Jährige sieht sich durchaus als gleichberechtigt: „Das liegt aber auch daran, dass Axel und ich uns schon seit vielen Jahren kennen und wir uns blind vertrauen. Keiner von uns trifft Entscheidungen alleine. Das machen wir immer gemeinsam. Von daher stellt sich bei uns nicht die Frage, ob jemand höher oder niedriger gestellt ist.“ So ist auch die Redezeit gleich verteilt. Bei manchen Sitzungen redet Axel mehr, bei anderen Jula. „Ich kann auf Grund meines Alters vielleicht besser die jüngeren Jecken abholen.“ Von daher sieht sie auch keinen Änderungsbedarf bei der Rolle. „Man muss ja auch nicht zwanghaft irgendetwas ändern, wenn es sich in den vergangenen Jahren bewährt hat.“
Nach 75 Minuten verlässt Jula das Schmink-Atelier und fährt wenige Meter weiter auf dem Kaiser-Friedrich-Ring zu ihrem Prinzen. Der steht schon ziemlich locker und leger in Prinzenhose und weißem T-Shirt am Herd und bereitet das Frühstück für seine Venetia und die Adjutantur vor. Wie jeden Tag, wenn gemeinsame Auftritte anstehen. „Ich musste hier noch nie das Frühstück machen, das macht immer Axel“, sagt Jula augenzwinkernd.
Um 10.10 Uhr mahnt Chefadjutant Rolf Förster zum Aufbruch. Und was Förster sagt, ist sozusagen Gesetz, da widerspricht niemand. Im Rathaus entwickelt die Venetia ungeahnte Fähigkeiten beim Abschnibbeln der Krawatten. Jula geht auch auf die Jagd und das kommt ihr jetzt zugute. Anpirschen, verharren und im richtigen Augenblick „SchnippSchnapp“, in dieser Disziplin ist sie fast unschlagbar und so fallen ihr die Krawatten reihenweise zum Opfer. Natürlich muss auch OB Thomas Geisel dran glauben. Als Jula das Rathaus verlässt, hängen insgesamt 14 Krawatten an ihrem Trophäen-Gürtel. Eine ordentliche Ausbeute.
Für NRW-Innenminister Herbert Reul ist Karneval gelaufen
Nach dem Sturm auf das Rathaus geht es im 30-Minuten-Takt zu verschiedenen Veranstaltungen. Und heute spielt Axel I. nur die zweite Geige. Jula spricht die meiste Zeit und verteilt bei der Handwerkskammer auch die Orden. Natürlich nicht, ohne noch ein paar Trophäen an ihren Gürtel zu hängen.
Anschließend geht es zu NRW-Innenminister Herbert Reul. Der ernennt Axel und Jula zu Ehrenkommissaren, hat aber ansonsten keine Zeit mehr. „Durch den Anschlag in Hanau ist Karneval für mich vorbei. Ich habe alle Termine abgesagt und hatte heute Morgen schon eine Telefonkonferenz mit allen Landes-Innenministern und dem Bundesinnenminister.“
Danach geht es weiter zu den Venetien auf den Carlsplatz. Und darauf freut sich Jula: „Schließlich werde ich nach der Session dort aufgenommen.“ Der Platz ist wegen des schönen Wetters brechend voll. Dort gönnt sich auch Jula mal ein Altbier. Erholung ist heute nicht drin, dafür ist der Terminkalender zu eng getaktet.
Um 20.30 Uhr steht ein ganz besonderer Termin an. Denn der letzte Auftritt ist bei ihrem Arbeitgeber, der Santander Bank, in Mönchengladbach. „Ich freue mich schon auf meine Kollegen, die ich seit Anfang Januar nicht mehr gesehen habe.“ Und danach geht es noch mit Axel privat auf die Piste. Zur Altweiber-Party der Prinzengarde Rot-Weiss in das Steigenberger Parkhotel. „Und dann werde ich den Abend auch genießen.“