Religionen in Düsseldorf Warum es einen Neustart für den Rat der Religionen geben soll

Düsseldorf · Vorbilder für eine solche Plattform gibt es bereits in anderen Städten. Die Initiatoren wollen gerade in den aktuell schwierigen Krisenzeiten Vertrauen schaffen.

Sie gehörten bereits 2020 zum Gründerkreis (v.l.): Michael Szentei-Heise (Jüdische Gemeinde), Superintendent Heinrich Fucks, Stadtdechant Frank Heidkamp und Dalinc Dereköy vom Kreis der Düsseldorfer Muslime

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Die großen Religionsgemeinschaften wollen ihre Zusammenarbeit möglichst bald in einem neu geschaffenen Gremium, dem „Rat der Religionen“, bündeln. Bereits für 2021 war der Start einer solchen Plattform geplant. „Doch dann hat uns die Corona-Pandemie völlig ausgebremst“, sagt der evangelische Superintendent Heinrich Fucks.

Nun soll das Projekt, für das es in anderen Städten bereits Vorbilder gibt, wieder aufgegriffen und so bald wie möglich umgesetzt werden. „Vielleicht noch dieses Jahr“. Den Kern der vertieften Zusammenarbeit bilden die drei monotheistischen Religionen, also Christen, Juden und Muslime. Aber dabei soll es nicht bleiben, betont Fucks. „Wir befinden uns in Gesprächen mit den Buddhisten und hoffen, dass wir sie gewinnen können.“ Auch weitere Gemeinschaften seien willkommen.

Doch warum braucht es eine neue Institution angesichts eines schon jetzt regen Austauschs auf ganz unterschiedlichsten Ebenen? „Weil es beim Blick auf andere Religionen immer noch viel Unwissenheit gibt, und weil ein solcher Rat helfen kann, Fremdheit zu überwinden“, sagt Stadtdechant Frank Heidkamp. Durch regelmäßige Treffen wachse die Vertrautheit, zudem könnten rascher gemeinsame interreligiöse Gebete organisiert oder Statements zu aktuellen Themen und Krisen abgestimmt werden. Gerade in einer Zeit, in der angesichts von Krieg und Terror Gegensätze zwischen den Religionen in Teilen der Bevölkerung neu aufbrächen, sei eine solche Plattform wichtig. Das schätzt Michael Szentei-Heise, der als langjähriger Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde das Projekt mit angestoßen hat, genauso ein. Dort, wo es einen solchen Rat bereits gebe, sei er eine sehr wahrgenommene moralische Instanz. „Sein Statement, beispielsweise zu kontroversen Themen in einer Stadt, steht auf breiteren Füßen und wird dadurch eine höhere Akzeptanz genießen.“ Bei der konkreten Umsetzung sollen die Vorbilder aus anderen Städten mit einbezogen werden. „Ich tendiere zum Frankfurter Modell, wo der Rat anders als in Köln nicht an die Stadt angedockt ist, sondern als unabhängiges Gremium sehr eigenständig agiert“, sagt Fucks. Bei aller Offenheit soll es für eine Mitgliedschaft auch Grenzen geben. So steht es in einem ersten, aus dem Jahr 2020 stammenden Entwurf für eine Präambel.

Die klare Ansage: Wer die Grundwerte des Grundgesetzes missachtet, muss draußen bleiben. Denn der Rat will kein Forum bieten für antisemitische, fundamentalistische oder politisch radikale Positionen. Jenseits dieser roten Linie sind aber sämtliche Religionsgemeinschaften
willkommen.

(jj)