Krippenspiel in Düsseldorf Obdachlose protestierten gegen abgesperrten Kircheneingang in Düsseldorf

Düsseldorf · Seit dem Sommer ist ein Kircheneingang, den Obdachlose als Schlafplatz nutzten, durch ein Gitter versperrt. Die Betroffenen fühlen sich vertrieben. „Die Kirche schützt sich vor denen, die schützenswert sind“, sagt einer von ihnen.

Wohnungslose haben vor der St.-Apollinaris-Kirche in Oberbilk ein Krippenspiel aufgeführt, um gegen einen Zaun vor dem Eingang zu protestieren.

Foto: Anne Orthen (orth)

Dieses Krippenspiel beginnt mit den bekannten Worten: „Es begab sich aber zu der Zeit...“. Doch es sind nicht Maria und Josef aus Nazareth, die sich auf den langen Weg nach Bethlehem machen, eine Herberge suchen und in einem Stall ihren Sohn Jesus zur Welt bringen. Es sind Obdachlose, die rund um die Kirche St. Apollinaris für einen Schutzraum protestieren. Im Sommer hatte die Gemeinde in Oberbilk den Kircheneingang abgesperrt, der Wohnungslosen zuvor als Schlafplatz und Aufenthaltsort diente. Mit einem Krippenspiel wollen die Obdachlosen auf die Situation aufmerksam machen, die in ihren Augen symbolisch ist für den Umgang mit Menschen auf der Straße.

 Gemeinde hält offenbar
an dem Zaun fest

Sie sprechen von Vertreibung: Erst vom Worringer Platz, der durch einen Zaun deutlich kleiner geworden ist und auf dem Polizei und Ordnungsdienst stark kontrollieren. Dann aus der „Grand Central“-Baugrube, die Ende November geräumt wurde. „In ganz Düsseldorf ließ man Zäune errichten und Bänke abbauen“, verliest Sven, der als Engel verkleidet ist. Auch Maria und Josef sind da, auf der Suche nach Obdach. Sie seien wegen Schwarzfahrens im Gefängnis gelandet und hätten dann ihre Wohnung verloren, sagt der Josef-Darsteller. Das Paar schläft nun nachts in einer Unterkunft an der Graf-Adolf-Straße, die es morgens aber verlassen muss. Seine Frau sei seit drei Wochen erkältet. Seitdem der Zaun steht, sitzen Django und Moni jeden Donnerstag hier, mit ihren drei Plakaten. „Ausgrenzung ist nicht christlich. Maria und Josef waren auch obdachlos“, steht auf einem der Poster. Sie wollen gegen die Vertreibung, wie sie es nennen, protestieren. „Dieses Gitter versperrt einen Schutzraum“, sagt Django. Viele Obdachlose könnten oder wollten die angebotenen Unterkünfte nicht nutzen – aus Angst vor Gewalt, Diebstahl oder wegen ihrer Hunde. „So ein Eingang ist nicht optimal“, sagt Django. „Aber man ist ein bisschen geschützt und hat seine Ruhe.“ Dass der Zaun diese Schlafplätze versperrt, nennt Moni ein „Armutszeugnis“. Sie verliest einen Brief, in dem sie fragt: „Wo bleibt die Nächstenliebe?“ Das Geld für den Zaun, sagt Django, hätte die Gemeinde besser in soziale Projekte stecken können. „Die Kirche schützt sich vor denen, die schützenswert sind.“ Um dagegen ein Zeichen zu setzen, haben sie einen symbolischen Minischutzraum aufgebaut. Einer der Beteiligten ist gelernter Schreiner und hat, als Alternative zum Kircheneingang, aus Holz und Planen einen Unterschlupf gebaut, unter dem eine Person mit Isomatte und Schlafsack Platz findet. Die Gemeinde hält offenbar an dem Zaun fest. Der Kirchenvorstand hatte die Installation des Gitters im Zuge einer Kirchenrenovierung beantragt. Tatsächlich mit dem Gedanken, die Treppe und den Zugang vor Obdachlosen zu schützen. „Die Duldung dieser Nutzung ist keine Hilfe für die Betroffenen, mögen sie es für sich persönlich auch noch so sehr bejahen“, hieß es in einem Schreiben, das Anwohner auf Nachfrage erhalten hatten. Der Kirchenvorstand könne das nicht verantworten, zumal in Oberbilk vor wenigen Jahren ein junger Obdachloser tot an einer Kirchentreppe gefunden worden sei. „Das ist uns eine Mahnung.“ Zudem sei es häufiger zu Vandalismus und Verschmutzungen, auch durch Fäkalien, gekommen. Die Gemeinde habe aber versucht, dem Mann zu helfen, der sich in dem Kircheneingang oft aufhielt. Das Pastoralteam habe Kontakt zu einem Streetworker der Caritas aufgenommen und ihn um Rat gebeten. Der Sozialarbeiter habe den Obdachlosen betreut und mit ihm zusammen andere mögliche Schlafplätze besichtigt. Kurz vor Baubeginn sei über die Stadt Düsseldorf eine mögliche Unterkunft für den Betroffenen organisiert worden. Weil es aber auch unabhängig davon zu Vandalismus gekommen sei, habe man sich schließlich für das Gitter entschieden, heißt es von der Gemeinde. Vertretern des Magazins Fiftyfifty zufolge hat es im Anschluss Gespräche mit dem Pfarrer gegeben. Diese hätten jedoch nicht zu einer Einigung geführt. Der Pfarrer hat bislang zu dem Gitter nicht persönlich Stellung genommen und war auch jetzt nicht erreichbar.