Naherholungsgebiet Urdenbacher Kämpe Öffnung des Altrheins ist eine Erfolgsgeschichte
Düsseldorf · Genau zehn Jahre ist es her, dass der Sommerdeich an zwei Stellen in Urdenbach und Hellerhof geöffnet wurde. Zum dritten Mal werden nun nach 2015 und 2018 Passanten befragt, die in der Urdenbacher Kämpe unterwegs sind.
Luftlinie liegt die Urdenbacher Kämpe keine 15 Kilometer in Richtung Süden von der Düsseldorfer Innenstadt entfernt. Um so erstaunlicher ist es, was sich dort in den vergangenen zehn Jahren für ein unglaublich abwechslungsreiches Biotop entwickelt hat, das zugleich immer beliebter als Ausflugsziel geworden ist. „Die Renaturierung des Alten Rheins in der Urdenbacher Kämpe ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie Natur auch in Großstädten geschützt werden und sogar wiederentstehen kann“, heißt es in einer Pressemitteilung der Biologischen Station Haus Bürgel. Vor genau zehn Jahren wurde an zwei Stellen der Sommerdeich geöffnet, was seither in der Aue wieder eine weitgehend natürliche ökologische Dynamik erlaubt. So lasse sich dort beobachten, wie Natur für Menschen wieder unmittelbar erfahrbar werde, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Das Jubiläum nimmt die Biologische Station jetzt zum Anlass, nach 2015 und 2018 erneut eine Besucherbefragung durchzuführen. Entlang des Alten Rheins sind deshalb Studierende der Universität Köln unterwegs, die ab Mittwoch, 8. Mai, bis Freitag, 24. Mai, Passanten befragen. Die Studie, die in enger Zusammenarbeit mit der Biologischen Station erfolgt, soll den Studierenden methodische Kenntnisse vermitteln, insbesondere aber in Erfahrung bringen, wie die Besucher die durchgeführten Renaturierungsmaßnahmen bewerten und das Gebiet am Alten Rhein zu Erholungszwecken nutzen. Auch soll herausgefunden werden, was noch verbessert werden kann, beziehungsweise wo der Schuh noch drückt. Beschwerden gibt es immer wieder, weil sich auf den Wegen Radfahrer und Fußgänger in die Quere kommen.
Zwischen August 2013 und April 2014 wurde der Sommerdeich an zwei Stellen in Höhe von Hellerhof und Urdenbach auf jeweils einer Länge von rund 20 Metern geöffnet. Holzbrücken überspannen die Öffnungen und geben den Blick frei auf die neue Entwicklung des Altrheins. Dieser fließt nun, wenn er Wasser führt, auf einer Länge von 2,5 Kilometer. Die Urdenbacher Kämpe ist eines der letzten großen, bei Hochwasser regelmäßig überschwemmten, Rheinauenrelikte am Niederrhein. Dort hat sich durch die Öffnung des Altrheins ein typisches Niederungsfließgewässer entwickelt. Zugleich können die kleinen Rheinhochwässer wieder ungehindert in die Aue strömen. Schleie, Hecht und andere Fischarten haben dort neue Laichplätze gefunden. Und locken zugleich Vögel wie Störche an, die einen reich gedeckten Tisch mögen.
Mit dem Bau des Sommerdeichs Ende der 1950er Jahre wurde der Urdenbacher Altrhein auf die nördliche Seite des neuen Deiches verlegt und ausgebaut, um die Wiesen und Äcker vor kleineren Hochwässern des Rheins zu schützen. Das kastenartige Profil und der begradigte Gewässerlauf dienten der schnellen Ableitung des Wassers in den Rhein. Dadurch entstanden unnatürlich hohe Fließgeschwindigkeiten, die eine ständige Verlagerung des Sandes im Bachbett verursachten. Weder Wasserpflanzen noch Kleintiere (Insektenlarven, Schnecken oder Krebse) konnten dort überleben. Das hat sich durch die Öffnung des Sommerdeiches komplett verändert. Allerdings gab es in den vergangenen Jahren auch das Problem, dass der Altrhein wegen der hohen Temperaturen austrocknete und dort reihenweise Fische verendeten. Aber auch das gehört zum Laufe der Natur.
Die Ergebnisse der Befragung sollen in einen Monitoring-Bericht einfließen, der nach zehn Jahren aus unterschiedlichen Perspektiven eine umfassende Bilanz der Deichöffnung und der Renaturierungsmaßnahmen ziehen soll. Für den Herbst ist eine öffentliche Vorstellung der Ergebnisse der Studie im Naturkundemuseum im Schloss Benrath geplant. Die Studierenden werden Passanten nach einem Zufallssystem auswählen und ansprechen. Die Datenauswertung erfolgt nach Angaben der Biologischen Station streng anonymisiert und dient ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken.