Proteste in Düsseldorf Pro-Palästina-Demos schrumpfen, aber halten an
Düsseldorf · Seit Monaten ziehen regelmäßig pro-palästinensische Demonstranten durch Düsseldorf. Obwohl die Aufmerksamkeit sinkt, soll es weitergehen. Ebenso wie auf der Gegenseite. Wer hinter den Demos und Gegendemos steht.
(veke) Die Bandansage, die immer zu Beginn der Demonstration aus den Boxen dröhnt, dauert mehrere Minuten. Erst auf Deutsch, dann auf Englisch erklärt eine Stimme, welche Symbole, Flaggen und Parolen verboten sind. Die Demonstranten kennen diese Sätze schon, sie unterhalten sich währenddessen unter ihren Regenschirmen. Die Aufregung der ersten Proteste ist verflogen, die Leute sind routiniert – aber es sind weniger.
Seit der ersten pro-palästinensischen Demonstration im Oktober finden die Versammlungen alle zwei Wochen statt. Die Zeit, in der mehrere Tausend kamen, ist vorbei. Für diesen Samstag haben die Organisatoren 500 angemeldet, es dürften etwas weniger gekommen sein. Die Aufmerksamkeit habe nachgelassen, sagt Wa‘el Jaber, der die Versammlung seit ihren Anfängen organisiert. Mehr Polizei, mehr Presse, mehr Teilnehmer waren es bei den ersten Malen. „Man konnte uns anfangs nicht einschätzen“, sagt Jaber. Aber mittlerweile wüssten die meisten, auch die Polizei, dass die Versammlungen friedlich abliefen.
Hinter den Demos stünden zwei Organisationen namens „International Generation“ und „Palästinensische Allianz NRW“. Alle zwei Wochen ziehen sie durch Düsseldorf, es ist fast immer derselbe Weg: Von der Friedrich-Ebert-Straße über die Königsallee bis zum Graf-Adolf-Platz. Jaber hat sich bereits früher in einem palästinensischen Studentenverein engagiert und ist bis heute beim Deutsch-Palästinensischer Freundschaftskreis Düsseldorf aktiv, sagt er. Er meldet die Versammlungen als Privatperson an – und wolle die Demos keinesfalls abreißen lassen, sagt Jaber. Erst dann, wenn der Krieg in Gaza gestoppt sei. Der nächste Protest sei bereits geplant, für den 17. Februar.
Ebenso konstant hat sich ein kleiner Gegenprotest etabliert. An der Ecke zur Immermannstraße, vor einem großen asiatischen Supermarkt stehen an diesem Samstag weniger als zehn Personen mit Israel-Flagge und einem Banner, auf dem steht: „Antisemitismus ist das Gerücht über Juden“. Dahinter steht das Antifa-Infoportal Düsseldorf. Das Infoportal ist keine Gruppe, sondern ein von Einzelpersonen betriebenes Projekt. Sie sammeln und veröffentlichen Infos über rechtsextreme und antisemitische Veranstaltungen und Akteure.
Zum achten Mal stünden sie nun hier, sagt Rina, die ihren Nachnamen nicht nennen will. „Wir wollten die Demos nicht unkommentiert stehen lassen.“ Anfangs hätten auf Schildern und Bannern immer wieder antisemitische Äußerungen gestanden. Mittlerweile seien diese weitestgehend verschwunden, die Auflagen strenger geworden. Auch die Gegendemonstranten wollen weitermachen, sagen sie, bis die Proteste aufhören.