Weltklasse am Rhein? Wie die neue Oper in Düsseldorf zum Besucher-Hotspot werden kann

Düsseldorf · Mutig und innovativ muss der Neubau der Oper werden, um Besucherströme an den Rhein zu locken. Darin waren sich die Diskutanten beim zweiten Opernforum einig. Kritische Wortmeldungen gab es dagegen aus dem Publikum.

Das Gebäude der Deutschen Oper am Rhein wird einem Neubau weichen.

Foto: Andreas Krebs

Denke groß“ (think big) hätte als Motto über dem zweiten Forum zur Zukunft der Oper in der Kunstakademie stehen können. Denn den entscheidenden Akzent setzte an diesem Abend Anna Kleeblatt. Die Frau, die unter anderem Vorsitzende der Stiftung Neues Konzerthaus München ist, kam in ihrem lebendigen Vortrag über die Impulse, die internationale Kulturbauprojekte auslösen können, rasch auf den Punkt. „Seien Sie mutig, nur ein mutiger und herausragender Entwurf erzielt die Wirkung, die Sie sich erhoffen“, sagte die Expertin. Überragend und fantasievoll müsse der Neubau sein, wenn er die eigene Stadtgesellschaft sowie jene Menschen erreichen wolle, die nicht zuletzt wegen eines solchen Solitärs eine Reise nach Düsseldorf antreten sollen. Wie das geht mit der architektonischen und kulturellen Strahlkraft erläuterte Kleeblatt an prominenten Beispielen wie Bilbao. Dort machte das vom Stararchitekten Frank O. Gehry entworfene Guggenheim-Museum die Stadt von einer sterbenden Industriemetropole zu einem Hotspot für Menschen, die sich für Kunst, Kultur und wegweisende Architektur begeistern lassen. Die Zahl der Touristen sei 87 Mal höher als in den 1970er Jahren, rund 1,75 Millionen Menschen reisten pro Jahr nach Bilbao, etwa 60 Prozent davon kämen aus dem Ausland. „Die Bevölkerung ist wahnsinnig stolz auf diesen Bau, der identitätsstiftend wurde. Und natürlich profitieren auch Restaurants, Hotels und Läden“, sagte Kleeblatt und untermauerte ihre These mit weiteren Leuchtturm-Beispielen aus Oslo, Kopenhagen, Basel und Luzern. Ihr Resümee: „Schaffen Sie Orte, die unsere Seele berühren, dann haben Sie auch Erfolg.“

Dass das Projekt, dessen Umsetzung rund zehn Jahre in Anspruch nehmen wird und das bis zu einer Milliarde Euro kosten könnte, schon jetzt die Gemüter der Düsseldorfer berührt, wurde im Anschluss an die gut einstündige Podiumsdiskussion deutlich. Denn während dabei neben Kleeblatt auch Kulturdezernentin Miriam Koch, die Rektorin der gastgebenden Kunstakademie, Donatella Fioretti, der künftige Chefdirigent der Deutschen Oper am Rhein, Vitali Alekseenok, und der Geschäftsführer von D.Live, Michael Brill, die großen Chancen eines Opern-Neubaus an der Heinrich-Heine-Allee betonten, zeigte die darauf folgende, etwas kurz geratene Publikumsrunde, dass in der Stadtgesellschaft noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten ist.

„Am Standort Heinrich-Heine-Allee sind Bauten wie in Oslo oder Kopenhagen schon aus räumlichen Gründen nicht möglich. Solche Objekte brauchen Weite und Platz und beides haben wir an dieser Stelle nicht“, gab eine Bürgerin zu bedenken. Als dann ein weiterer Bürger die Bruttogeschossflächen in Oslo und Kopenhagen zu den deutlich geringeren in Düsseldorf ins Verhältnis setzte („hier bei uns handelt es sich doch eher um eine Baulückenschließung“), fiel die Replik der Kulturdezernentin scharf aus.

Das Thema „Raum“ ist ein entscheidender Faktor

„Diese Zahlen stimmen einfach nicht und es hat auch niemand gesagt, dass wir uns an diesen beiden Städten orientieren werden“, betonte Koch. Dass gesamte Raum- und Funktionsprogramm sei von Architekten, die über viel Expertise verfügten, untersucht worden. „Und alle haben bestätigt, dass dies am Standort der alten Oper umsetzbar ist.“ Eine weitere Sorge der Bürger galt den nahen Grünflächen. „Anstatt hier massiv einzugreifen, sollten wir uns in Düsseldorf lieber auf das Kleine und Feine, das wir beherrschen, konzentrieren. Jedenfalls müssen wir jedwede Veränderung am Hofgarten verwerfen“, meinte eine Frau. Doch ein, zwei Zwischenrufe („Wer hat das denn eigentlich festgelegt?“) machten deutlich, dass es unter den mehr als 200 Zuhörern keine einheitliche Meinung gab.

Deutlich wurde nach zwei Stunden, dass das Thema „Raum“ ein entscheidender Faktor ist. So sagte Alekseenok – dabei ganz Diplomat – , dass es jetzt doch „etwas eng“ in der Oper sei und er sich vor allem auf die neue Akustik freue. Fioretti betonte, dass auch die Kunstakademie weitere Räume dringend benötige. Und für Michael Brill steht mit Blick auf das Stadtmarketing fest: „Effekte wie in Bilbao sind möglich und wir sollten alles tun, damit sie auch eintreten.“

(jj)