Genossen in Düsseldorf Warum es derzeit bei der SPD rumort

Düsseldorf · Parteichefin Zanda Martens hat sich mehreren Unruheherden zu stellen. Auch sie wird kritisiert – in einem anonymen Brief.

Bei der Bundestagswahl 2021 (v.l.): Zanda Martens, Oliver Schreiber, Annika Stöfer und Andreas Rimkus – ganz links: Astrid Bönemann.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Es gibt Knatsch bei der SPD. Die Unzufriedenheit führte sogar zu einem anonymen Brief, den „besorgte Mitglieder“ an die Redaktion schickten und die Kritik an einem angeblich zu wenig transparenten Führungsstil von Chefin Zanda Martens üben. Auch interne Informationen und E-Mails wurden mitgeliefert.

Wie verbreitet die Kritik in der Partei ist, ist nur schwer nachvollziehbar. Martens hat nach wie vor viele Unterstützer. Es sind aber gleich mehrere Brandherde, die die Bundestagsabgeordnete zu löschen hat, wie Recherchen der Redaktion zeigen. So findet eine Gruppe von Befürwortern einer Urwahl zur Nominierung eines Kandidaten zur Wahl des Oberbürgermeisters ihr Anliegen nicht ausreichend gewürdigt. Zwei Befürworter sind sogar ausgetreten und folgen wohl als Anhänger von Thomas Geisel in Richtung Wagenkecht-Partei. Die Verfasser des anonymen Briefs sehen zudem kritisch, dass sich mit Bundestagsmitglied Takis Mehmet Ali bereits ein möglicher Kandidat für den Südwahlkreis bei der Bundestagswahl bei Ortsvereinen vorstellt. Das sei vom Vorstand bei Geisels Bestrebungen für eine OB-Wahl noch kritisch gesehen worden.

Nächste Baustelle: der Rücktritt des Vorstandsmitgliedes Astrid Bönemann, langjährige Digitalbeauftragte. Allerdings treffen im anonymen Schreiben geäußerte Spekulationen, sie habe wegen des falsch gesetzten Facebook-Likes (der als kritische Positionierung der SPD gegenüber der Ukraine-Politik verstanden werden konnte) gehen müssen, nicht zu. Bönemann erklärt ihren Rücktritt vielmehr mit mangelnder Stringenz bei der Umsetzung der Social-Media-Strategie. Zudem habe sie der entstandene Verdacht verletzt, sie habe etwas mit dem Fehler zu tun gehabt, was nicht der Fall war. Da hätte sie sich eine klarere Kommunikation von Martens gewünscht.

Eskaliert ist des Weiteren ein Konflikt bei den Jusos, wo sich eine Gruppe mit muslimischem Migrationshintergrund gemobbt oder rassistisch angegangen fühlt. Wie zu hören ist, gab es unter anderem eine Auseinandersetzung, weil die Gruppe das Gendersternchen nicht verwenden wollte. Viele Vorwürfe, die in den der Redaktion vorliegenden E-Mails erhoben werden, wirken übertrieben und sind schwer nachvollziehbar, unterm Strich beklagt die Gruppe zu wenig Verständnis der Parteiführung.

Ein langjähriger Kenner der Partei sieht angesichts einer Häufung von Baustellen, dass Martens zu spät das klärende Gespräch suche. Sie selbst hält die Vorwürfe für unbegründet, verweist etwa auf Gremienentscheidungen und Spielregeln einer Partei im Hinblick auf die Ablehnung einer Urwahl und die Entscheidung für eine Findungskommission. Zudem könnten die Ortsvereine selbst entscheiden, wen sie einladen, dass sei bei Geisel nicht anders gewesen als heute, was übrigens auch Insider bestätigen. Der Konflikt bei den Jusos befinde sich noch in der Klärung, „das Anliegen ist angekommen“. Sie bedauere zudem Bönemanns Rücktritt, der „ein Verlust“ sei, Martens wolle die Begründung aber nicht kommentieren.