Frau Bockholt, mit welchen Fragen, aber auch Sorgen und Problemen haben Sie in der Studienberatung vor allem zu tun?
Hochschule Düsseldorf „Studierende haben Nachholbedarf beim Netzwerken“
Düsseldorf · Die Leiterin der Zentralen Studienberatung an der Hochschule Düsseldorf über Sorgen und Fragen der Studierenden
Semiha Ünlü stellte die Fragen.
Babette Bockholt: Wir haben unterschiedliche Zielgruppen. Da sind zum einen Studieninteressierte, Schülerinnen und Schüler vor allem ab der Sekundarstufe II. Wir haben aber ein umfangreiches Aufgabenfeld: Wir begleiten bei der Studienwahl und in der Studieneingangsphase, aber auch beim Übergang vom Bachelor zum Master, beraten zum Beispiel auch beruflich Qualifizierte, die bereits eine Ausbildung absolviert haben und sich nun für ein Studium interessieren. Eine typische Frage der Studieninteressierten ist zum Beispiel: „Was kann ich bei Ihnen studieren?“
Das Studienangebot kann man aber doch auf der Webseite der Hochschule ausführlich nachlesen.
Bockholt: Ja, einige recherchieren vorher, andere nicht. Wir stellen dann das Studienangebot vor. Auch nach den Zugangsvoraussetzungen wird häufig gefragt, also: „Ich interessiere mich für den Studiengang X, ist er zulassungsbeschränkt, muss ich ein Praktikum machen? Wie läuft die Bewerbung ab?“
Ist die Studien- und Berufswahl komplizierter geworden?
Bockholt: Nicht unbedingt, aber die Zahl der Studiengänge und -fächer hat zugenommen. Hier bieten wir Hilfe bei der Orientierung. Und ich kann zum Beispiel klassisch BWL studieren und habe im Anschluss aber eine Vielzahl an möglichen Berufsfeldern, die mir offenstehen. Auch hier braucht es manchmal Unterstützung bei der Orientierung. Die Studien- und Berufsorientierung hat an Schulen in NRW einen festen Platz und wird intensiv betrieben. Von den Schulen selbst, den Hochschulen, der Arbeitsagentur. Das war zu meiner Zeit noch anders. Es gibt also eine Vielzahl an Orientierungsmöglichkeiten. Für manche Studierende wird dennoch erst nach dem Studienstart klar, was es bedeutet zu studieren und was sich hinter dem gewählten Studiengang verbirgt.
Ist der Studienabbruch oder zumindest ein Wechsel des Studiengangs ein Thema in den Beratungen?
Bockholt: Ja. Man selbst verändert sich, die Interessen und auch die Bedingungen für das Studium oder das Weltgeschehen: „Ist das noch die richtige Studienwahl für mich?“ oder „Bin ich der Typ für das Format Studium?“ sind Fragen, die sich einige dann stellen. Dann kann es passieren, dass wir die Studierenden aus der Hochschule und aus dem Studium herausbegleiten, wenn die Entscheidung gefallen ist, das Studium ohne Abschluss zu beenden. Das kann durchaus eine positive Entscheidung sein. Wir sind eng vernetzt zum Beispiel mit der Industrie- und Handelskammer, mit der Arbeitsagentur oder auch der Handwerkskammer und können weitervermitteln.
Kommen Studierende auch wegen Prüfungsangst zu Ihnen?
Bockholt: Gerade in der Prüfungsphase kann das bei einigen Studierenden ein Thema sein. Wenn man zum Beispiel Probleme hat, in einer Prüfung Gelerntes abzufragen und dann die Angst hochsteigt, können mentales oder autogenes Training helfen. Wir bieten zum Beispiel psychologische Beratung und Coachings an, geben gute Tipps und Tricks, helfen, sich gut vorzubereiten, strukturiert und wohldosiert zu lernen. Oft kann es auch schon eine Entlastung sein, wenn man deutlich macht, dass man häufig mehrere Versuche für eine Prüfung hat.
Haben die Studierenden wirtschaftliche Nöte?
Bockholt: Zu den Sorgen, mit denen sich Studieninteressierte bei uns melden, gehört natürlich auch die Frage der Studienfinanzierung, gerade wenn die finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten von zu Hause begrenzt sind. Dann geht es zum Beispiel um Fragen, was ein Studium kostet, welche Stipendien es gibt oder wie das mit dem BAföG funktioniert. Wie man in einer Stadt wie Düsseldorf kostengünstig wohnen kann, ist natürlich auch eine Frage.
Sie arbeiten seit mehr als 13 Jahren in der Zentralen Studienberatung. Was fällt Ihnen besonders bei den Studierenden seit Ausbruch der Corona-Pandemie auf?
Bockholt: Der Generation ist vor allem Sicherheit bei der Studien- oder auch Ausbildungswahl wichtig. Eine Aufgabe, die bei uns größer geworden ist, ist sicherlich auch die Vernetzung von Studierenden. Das Leben ist sehr digital und auch wenn wir an der Hochschule Präsenzlehre haben, sind die Fähigkeiten zu Vernetzungen unter den Studierenden nicht mehr so ausgeprägt wie vor Corona. Die Vernetzung ist dabei die Basis für das Studium. Da gibt es Nachholbedarf.
Wie viele Studienanfänger, aber auch Studierende werden in der Zentralen Studienberatung pro Monat beraten?
Bockholt: Das lässt sich leider gar nicht so einfach beziffern, da die Fallzahlen übers Jahr stark schwanken. Während der Prüfungsphasen zum Ende eines jeden Semesters kommen zum Beispiel vermehrt Studierende in die Beratung. Dagegen haben wir von ca. April bis Juli oder August eine Hochphase, was die Beratung von Studieninteressierten angeht, weil in diesem Zeitraum die Bewerbung fürs Wintersemester läuft. Es lässt sich zumindest sagen, dass die ZSB Tausende Kontakte zu Studieninteressierten und Studierenden pro Jahr hat.