Junger Basketballer in Oberhausen erstochen So emotional war das erste Giants-Heimspiel nach dem Tod von „Vova“
Düsseldorf · Beim ersten Heimspiel nach dem tödlichen Angriff auf den 17-jährigen Nachwuchsspieler setzen die Basketballer ein Zeichen gegen Gewalt.
Das Geschehene lässt die Betroffenen völlig verständnis-, ja fassungslos, aber nicht tatenlos zurück. Das bewiesen die Basketballer der ART Giants beim Meisterschaftsheimspiel gegen die Baskets Paderborn. Zum Gedenken und zu Ehren von Volodymyr Yermakov – der junge Giant aus der Nachwuchsbundesligamannschaft war am 11. Februar in Oberhausen einer Gewalttat zum Opfer gefallen – veranstalteten die Düsseldorfer ihr Heimspiel unter dem Motto „Zusammen gegen Gewalt“.
Damit setzten die ART Giants und die 2521 Zuschauer ein klares Zeichen gegen Gewalt und für ein friedliches Miteinander. Der ART verzichtete für das Heimspiel auf Einnahmen aus Ticketverkäufen und lud mit kostenlosen Eintrittskarten jedermann dazu ein, die Aktion zu unterstützen.
„Wir hatten 2521 Tickets im Angebot und alle Eintrittskarten wurden auch abgerufen“, erläuterte ART Giants-Sprecher Niklas Vogel. „Wir haben die Ticketinhaber dazu aufgerufen, für Vova und dessen Familie zu spenden, und haben dafür Spendenboxen aufgestellt. Bereits in der ersten Halbzeit sind dabei mehr als 5000 Euro zusammen gekommen.“ Und weil das Paypal-Spendenkonto, das die Giants direkt nach der Tat eingerichtete hatten, bereits mit 25.000 Euro gut gefüllt war, „haben wir die 30.000er-Marke schon geknackt“, wie Vogel berichtete.
Der erst 17-jährige Ukrainer war fester Bestandteil der U19-Bundesligamannschaft der Giants, wurde für die U18-Nationalmannschaft nominiert und hat sogar schon ab und zu bei den Profis mittrainiert. Um dem Krieg in seinem Geburtsland zu entkommen, zog es ihn im Juli 2023 nach Düsseldorf, wo er seine neue Heimat gefunden hatte. Volodymyr war bei Trainern, Mitspielern und Freunden sehr beliebt. In Erinnerung bleibt ein junger Mensch, dessen Alltag durch pure Lebensfreude und sportlichen Ehrgeiz geprägt war. „Man muss sich die Situation mal klar machen. Vova flieht aus der Ukraine vor dem Krieg, weil er dort Angst um sein Leben hatte. Und dann kommt er in dem Land, indem er sich in Sicherheit wähnte ums Leben“, meinte Giants-Geschäftsführer Thilo von Tongelen.
Der gesamte Giants-Zweitliga-Kader inklusive Trainer-, Betreuer- und Mediziner-Team trugen so lange es ging T-Shirts mit dem Konterfei des Ukrainers und der Aufschrift „33 Volodymyr Yermakov – forever in our hearts“. Nach den Worten des Stadtdirektors erhoben sich die Zuschauer zu einer Schweigeminute, auf und neben dem Parkett senkten auch die Paderborner die Köpfe. Die Stimmung war gedrückt ja traurig, auch weil das U19-Team der Giants in der Halle war.
Doch der erbarmungslose Spielplan und die Jagd nach den Meisterschaftspunkten zwang die Spieltagsorganisatoren dazu, das Zweitliga-Meisterschaftsspiel in Gang zu setzen. Aber auch da war den Giants etwas zu Ehren Yermakovs eingefallen. Kurz vor der 33. Spielminute forderte der Hallensprecher das Publikum auf, aufzustehen und eine Minute lang zu applaudieren. Yermakov hatte die Trikotnummer 33 getragen.
Thilo von Tongelen vergaß aber auch nicht Artem Kozachenko. Er ist ebenfalls Ukrainer, Giants-Nachwuchsbundesligaspieler und war ebenfalls in den Oberhausener Überfall involviert, überlebte die Attacke aber. Kozachenko befindet sich noch im Krankenhaus und wird nach seiner Entlassung Reha-Maßnahmen benötigen.
„Wir stehen im Austausch mit Vovas Eltern, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Die Mutter wird nach Deutschland kommen, der Vater darf nicht ausreisen. Er steht wohl auf einer Reserveliste“, sagt von Tongelen. „Wir werden Vovas Familie und auch Artem und seine Angehörigen, wo es uns möglich ist, unterstützen.“
Dass die Giants mit 71:88 gegen Paderborn verloren, war an diesem Tag nicht mehr als eine Randnotiz.