Anschläge in Paris Düsseldorf trauert um die Opfer der Terroranschläge von Paris
Kondolenzbücher, Schweigeminute — und das Video eines Düsseldorfers, der selbst vor Ort war.
Düsseldorf. Der Terror von Paris, er geht den Menschen in Düsseldorf nah. Wohl auch deshalb, weil er uns geografisch so nah ist. Was es nicht einfacher macht, die Geschehnisse zu begreifen. Das hat kaum jemand so eindrucksvoll erlebt wie Mathias Brühl. Der Düsseldorfer, der Filme über die Fortuna dreht, war am Freitag mit Freunden im Stade de France; er saß im deutschen Fanblock gleich vor der Mauer, hinter der sich der erste Attentäter in die Luft sprengte. Was da gerade passierte, wurde ihm aber erst durch besorgte Handynachrichten aus der Heimat klar.
„Ungefähr in der 15. Spielminute gab es einen lauten Knall“, berichtet Brühl. „Ich habe an gar nichts Schlimmes gedacht. Ich dachte, das wäre ein Böller.“ Etwa zehn Minuten später gab es dann den zweiten Knall. Ein Freund ging raus, der 31-Jährige folgte. Dann sahen sie vor dem Stadion Polizisten mit Maschinengewehren aufmarschieren. Wie immer filmte Brühl — jetzt ist er sicher, dass unter einer Wärmedecke, die auf seinem Video zu sehen ist, einer der toten Attentäter lag (Film im Internet: http://bit.ly/1NWPOlX).
An dem Abend selbst glaubte er noch an randalierende Jugendliche — bis plötzlich sein Telefon nicht mehr stillstand, weil Verwandte und Freunde wissen wollten, wie es ihm ging. Zu dieser Zeit war das Stadion bereits abgeriegelt. Dennoch habe später auf dem Weg ins Hotel merkwürdige Normalität in der Stadt geherrscht, sagt Brühl — nur einige weinende Menschen habe er gesehen. Erst im Zimmer wurde ihm später bewusst, „wie knapp das eigentlich war“.
Am nächsten Tag fuhren die Freunde zurück nach Düsseldorf — keiner hatte mehr Lust auf Sightseeing. Am Freitag will Mathias Brühl trotzdem bei der Fortuna im Stadion stehen: „Ich lasse mich nicht abschrecken.“
Doch dass der Schock auch in Düsseldorf nachwirkt, ist spürbar. Stadtspitze und Politiker beteiligten sich am Montag an der europaweiten Schweigeminute, danach trug sich OB Geisel in das Kondolenzbuch im Rathausfoyer ein. Bis zum Abend füllten sich 20 Seiten. „Ich empfinde das als Angriff auf die Demokratie und möchte meine Solidarität bekunden“, sagt Susanne Hamacher, als sie in das Buch schreibt. Ein weiteres liegt im Institut Français an der Bilker Straße; auch digital wird dort kondoliert (beileid@institutfrancais.de).
An der Französischen Schule in Düsseltal wurde nach WZ-Informationen Polizeischutz veranlasst. Die Schulleitung hatte kurzfristig entschieden, normalen Unterricht zu machen: „Die Lehrer sind aber darauf eingestellt, mit Schülern über die Anschläge zu sprechen, wenn Kinder den Wunsch haben“, hieß es aus dem Sekretariat.
Am Luisen-Gymnasium, dessen Schüler auch das französische Abitur erwerben können, zeigten die Schüler ihre Betroffenheit auf eine besondere Weise: Auf eigenen Wunsch gingen sie um 12 Uhr auf die Straße und bildeten eine Menschenkette. Dabei zeigten sie Bilder mit den Worten: „Nous sommes unis.“ (Wir sind vereint). Und ihre Verachtung für die Terroristen äußerten sie: „Terror hat keine Religion“, sagt Amani (16).