NRW Falscher Pilot steht wieder vor Gericht
Düsseldorf · Diesmal soll sich ein 33-Jähriger einen Richterausweis zugelegt und einen Bekannten betrogen haben.
Auch im Alter von 33 Jahren möchte dieser Mann noch immer nicht er selbst sein – sondern stattdessen jemand, der über viel Einfluss, über Macht und Geld verfügt. Als falscher Pilot hatte er ab 2012 vielfach für Aufsehen und für Strafprozesse gesorgt, hatte sich als Serienbetrüger fast 40 Alias-Namen zugelegt, war später als falscher Arzt aufgefallen, als falscher Diplomat, sogar als falscher Staatsanwalt mit dem hochtrabenden Namen „Tassilo von Hirsch“. Dafür zu langjähriger Haft verurteilt, soll der 33-Jährige aber noch längst nicht geläutert sein, denn jetzt steht beim Amtsgericht sein nächster Prozess an. Wieder wegen Betrugs – und weil er sich eigenhändig einen falschen Dienstausweis gefertigt haben soll, diesmal als angeblicher Richter.
Mit (geliehenem) Mercedes bei einer Hafen-Disko vorzufahren mit Hoheitszeichen am Kotflügel – solche Aktionen sollten ihn als Diplomaten ausweisen und ihm ungehinderten Zugang zur Welt der Schönen und Betuchten verschaffen. Dabei ist laut früheren Strafurteilen gegen ihn lediglich ein offenbar unstillbarer Geltungsdrang das herausragende Merkmal dieses 33-Jährigen.
Seine Kriminallaufbahn hatte er einst aus dem mütterlichen Haushalt in Ratingen gestartet, hatte sich (auch unter dem Namen der Mutter) aus dem Internet mit allem versorgt, was er für seine Betrüger-Touren brauchte. Zunächst waren das Piloten-Uniformen, mit denen er dann auf Kosten von Airlines tankte oder sich Zutritt zu gesperrten Flughafen-Bereichen verschaffte – stets im Bemühen, schöne Frauen auf sich aufmerksam zu machen.
Später fertigte er dann falsche Ausweise oder Briefköpfe an, um als „Doktor“ aufzutreten oder als „Staatsanwalt“. 2016 hatte ihn das Landgericht dafür zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Doch noch vor Ablauf dieser Zeit soll er laut aktueller Anklage im Mai 2017 den nächsten Coup gelandet haben: Um sich als Finanzmakler selbstständig zu machen und Investoren für ein polnisches Start-up-Unternehmen aus der Pharmaziebranche anzuwerben, bräuchte er rund 120 000 Euro – das soll er einem Bekannten vorgelogen haben. Und dieser solvente Geschäftsmann ist angeblich darauf hereingefallen. Dabei habe der Angeklagte weder ein Büro von dem Geld angemietet, noch eine berufliche Karriere damit aufgebaut oder gar an eine Rückzahlung des Betrages gedacht, so die Anklage. Zudem habe er via Internet einen gefälschten Richter-Ausweis gekauft und ihn mit einem eigenen Foto und erfundenem Namen versehen – um nach Ansicht der Staatsanwaltschaft später damit neue Betrugstaten zu begehen. Vorher aber flog sein mutmaßlich neuer Schwindel auf – und nun muss er am 31. August wieder jene Rolle einnehmen, die für ihn wohl die unangenehmste ist: Die des Angeklagten bei Gericht.