Vorlesewettbewerb Zum Vorlesen kommt Paul mit seinem Glückspullover
Düsseldorf · Im Jungen Schauspielhaus zeigten Sechstklässer im Regionalentscheid des Vorlesewettbewerbs ihr Können.
Paul (11) rückt das Mikrofon zurecht und holt tief Luft. Dann beginnt er, aus J. R. R. Tolkiens „Herr der Ringe“ vorzulesen und erweckt mit seiner Stimme die Helden Gandalf, Boromir und Aragorn im fiktiven Mittelerde kurzzeitig zum Leben. Aufmerksame Stille füllt den Theatersaal des Jungen Schauspielhauses beim Regionalentscheid des 60. Vorlesewettbewerbs des Deutschen Buchhandels, bei dem fünf Schüler der 6. Klassen verschiedener städtischer und nicht städtischer Schulen am Mittwoch gegeneinander antraten, um sich für den nordrhein-westfälischen Landesentscheid zu qualifizieren.
Zur Unterstützung hat Paul nicht nur seine Familie und seine Klasse mitgebracht, sondern auch seinen schwarzen Glückspullover. Den hat er zuvor bereits während des Stadt- und Kreiswettbewerbs getragen, er hat ihm schon zweimal Glück gebracht. Auch Antonia (11) hat einen Glücksbringer dabei – eine kleine Robbe als Schlüsselanhänger. Das Urlaubsmitbringsel einer Freundin hilft ihr eigentlich bei Klassenarbeiten; heute eben beim Vorlesen.
Drei Minuten – so viel Zeit haben die fünf jungen Vorleser verschiedener Schulen während der ersten Runde, um die vierköpfige Jury von ihrer Lesefähigkeit mit einem vertrauten Text ihrer Wahl zu überzeugen. Antonia hat sich eine Passage aus dem Buch „Matilda“, geschrieben von Roald Dahl, ausgesucht. Mit leicht verstellter Stimme liest sie den Schülern eine Geschichte um die junge hochbegabte Schülerin Matilda Wurmwald vor. Nervosität merkt man ihr dabei nicht an. Ihr Mitstreiter Paul nimmt es locker: „Ein bisschen nervös ist man immer, dass gehört dazu.“ Beide Schüler haben ihre Texte zuvor mit ihren Eltern geübt. Besonders auf Kunstpausen und Fremdwörter wurde dabei geachtet.
In der zweiten Runde folgt ein zweiminütiger unbekannter Fremdtext – ein Auszug aus dem Buch „Caldera - Die Wächter des Dschungels“ von Eliot Schrefer. Das ist schon kniffliger, wird aber ebenfalls von allen Schülern erfolgreich gemeistert. Eine vierköpfige Jury aus Vertretern des Schulverwaltungsamtes, der Kinder- und Jugendbücherei der Zentralbibliothek Düsseldorf und zwei unabhängige Lehrkräfte, bewertet dabei die Interpretation der vorgelesenen Texte. Weitere Kriterien sind die Lesetechnik und die Textstellenauswahl. Schauspielerisches Können wird nicht bewertet.
Schließlich steht die Entscheidung der Jury fest: Antonia gewinnt den Vorlesewettbewerb und darf damit eine Runde weiter zum Landesentscheid. Für die übrigen Teilnehmer gibt es eine Urkunde und ein neues Buch. Neuer Lesestoff ist schließlich immer gut.