Energiekostenkrise in Düsseldorf Wasser in Bädern könnte kälter werden
Düsseldorf · Auf die Stadt Düsseldorf kommen enorme Kostensteigerungen bei der Heiz-Energie zu. Ein wichtiger Faktor ist die Wasser- und Lufttemperatur in den Schwimmbädern. Auch andere Bereiche werden geprüft.
Angesichts der explodierenden Energiekosten prüft die Stadtverwaltung eine Reihe von Maßnahmen – möglicherweise auch kälteres Wasser in den Bädern. Allein dort wird mit Preissteigerungen in Millionenhöhe gerechnet. Ein entsprechendes Maßnahmenpaket soll im Mai im Aufsichtsrat Thema sein.
Die Stadtverwaltung rechnet mit teils dreistelligen Steigerungsraten der Kosten im kommenden Jahr. Mehr als 2000 Immobilien werden unterhalten, besonders viel Energie wird in den Schwimmbädern benötigt. Kernfrage lautet: Wie kann weniger Energie verbraucht werden? Damit ist auch eine Frage an die Düsseldorfer verbunden: Muss das Wasser so warm bleiben wie heute, oder dürfen es zwei Grad weniger sein?
Der Geschäftsführer der Bädergesellschaft, Christoph Schlupkothen, sieht sich in der Verantwortung, schon jetzt Energie zu sparen. „Das hilft auch für den nächsten Winter“, sagt er. Um welche Dimensionen es geht, zeigen die Planwerte für die Energiekosten für 2022, die aufgestellt wurden, als vom Ukraine-Krieg noch keine Rede war. Für Strom, Gas und Fernwärme beläuft sich die Gesamtsumme im Plan auf rund 2,9 Millionen Euro. Dabei geht es um rund 50 Schwimmbecken, denn neben den klassischen Bädern für die Öffentlichkeit gibt es auch Lehrschwimmbecken, oft an Schulen.
Die Preise für Gas und Strom sind bis Jahresende gesichert, bei der Fernwärme wurde bereits zum 1. April erhöht. Allein dadurch ergeben sich für die Bädergesellschaft Zusatzkosten in mittlerer sechsstelliger Höhe. Zum 1. Oktober kann bei der Fernwärme die nächste Preiserhöhung folgen. Kommen Mehrkosten bei Gas und Strom hinzu, ist das Plus in Millionenhöhe programmiert.
„Es ist sehr gut, dass Herr Schlupkothen einen Maßnahmenplan erarbeitet“, sagt Peter Schwabe, Chef des Stadtsportbundes und Aufsichtsratsvorsitzender der Bädergesellschaft. „Es ist besser, Energie zu sparen, als Bäder schließen zu müssen.“ Denn das droht auch, sollte die Energie wegen des Krieges rationiert oder zu teuer werden. Dass gesparte Energie weniger Geld für Putins Krieg bedeutet, spielt natürlich auch eine Rolle.
Die Düsseldorfer haben es sich in den vergangenen 30 Jahren in den Bädern immer kuscheliger gemacht. Das Wasser in den Freibädern wurde früher nur durch die Sonne erwärmt, heute wird auf 24 Grad angeheizt. Dass diese Außenbecken wahre Energieschleudern sind, versteht sich von selbst.
25 Prozent Wärmeenergie könnten gespart werden
Zudem gibt es Außenbecken an den Standorten Düsselstrand, Unterrath und Niederheid sowie an der Münstertherme. Das Kaiserbad ist ohnehin besonders warm: Die Wassertemperatur liegt dort bei 30 Grad, zwei Grad mehr als in anderen Schwimmerbecken, das Solebecken draußen kommt auf 32 Grad. Große Verbraucher sind auch Whirlpools mit 36 Grad warmem Wasser.
Dass es auch kühler geht, zeigt das 50-Meter-Becken im Rheinbad. Dieses reine Schwimmerbecken kommt auf 26 Grad, was bedeutet, dass dort auch das Heizen der Luft preiswerter ist. Denn in den Bädern gilt generell, dass die Luft in der Halle zwei Grad wärmer sein soll als das Wasser, um eine Wohlfühltemperatur zu haben – sonst frieren die Menschen nach dem Verlassen des Beckens.
Eine niedrigere Wassertemperatur hat einen großen Effekt. Senkt man sie um zwei Grad, werden bis zu 25 Prozent der Wärmeenergie gespart. „Das ist ein großer Hebel“, sagt Stadtdirektor Burkhard Hintzsche, der ebenfalls im Bäder-Aufsichtsrat sitzt. Zwei Grad weniger, das sei wohl eher das Verlassen einer Komfortzone als eine Einsparung, die schmerze, findet er.
Schlupkothen will nun alle Varianten auf den Tisch legen, damit eine Abwägung auch mit Blick auf Zielgruppen erfolgen kann (Kinder, Ältere etc). Klar ist, dass die Entscheidung nicht auf die lange Bank geschoben werden soll. Die Preise werden bei den Bädern in der Regel zum 1. Januar erhöht. Ob dies gehalten werden kann, muss ebenfalls diskutiert werden.
Auch bei der Stadt insgesamt rücken die Energiekosten in den Fokus. Sie unterhält rund 2150 Gebäude aller Art, vom Bürogebäude über Wohncontainer, Toiletten, Sporthallen bis zu Feuerwachen, Friedhofskapellen, Kitas und Schulen. Die Heizkosten liegen jährlich bei circa zwölf Millionen Euro. Die vorgeschriebenen Temperaturen sind unterschiedlich und richten sich nach der Arbeitsstättenrichtlinie. Unterrichtsräume etwa sollen 20 Grad warm sein, Büroräume und Aufenthaltsräume 19 Grad, Versammlungsstätten (Aulen etc) 17 und medizinisch genutzte Räume 24 Grad.
Eine Prognose zu den Energiekosten ist laut Stadt aufgrund der politischen Lage sehr schwierig. Den größten Kostenfaktor bei den Heizkosten machen die Gaskosten aus. Hier wird aktuell von einer Kostensteigerung im nächsten Jahr von cirka 150 Prozent ausgegangen. Bei der Fernwärme wird mit einer Steigerung von mehr als 50 Prozent gerechnet. Beim Heizöl erwartet man ein Plus von mindestens 65 und bei den Holzpellets von mindestens 75 Prozent. Zum Strom gibt es aktuell keine Schätzung. Die Stadt versucht systematisch, ihren Energieverbrauch zu senken. Das geschieht neben effektivem Neubau durch energetische Sanierungen und Optimierungen der Verbrauchssteuerung. Wichtig ist aber auch das Verhalten der Menschen, die nun weiter sensibilisiert werden sollen. Wie warm muss ich es haben? Darüber konstruktiv nachzudenken, kann sich lohnen. Die Verminderung der Raumtemperatur um ein Grad kann eine Einsparung des Energieverbrauchs von sechs Prozent bringen.