„Steinmeier ist bodenständig und volksnah“ Düsseldorfer war beim Neujahrsempfang des Bundespräsidenten dabei

Düsseldorf · Frank-Walter Steinmeier hat mehr als 60 ehrenamtlich aktive Menschen aus Deutschland ins Schloss Bellevue eingeladen. Naim Ziayee war einer von ihnen. Der 69-Jährige ist Vorsitzender des Vereins Afghanische Kinderhilfe.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r.) empfing Naim Ziayee (Mitte) aus Düsseldorf. Mit beim Empfang war auch Elke Büdenbender, Ehefrau des Bundespräsidenten.

Foto: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung/Kugler, Steffen

Naim Ziayee hat die Einladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erst für einen Scherz gehalten, als er sie in seinem Briefkasten gefunden hat. Ziayee ist Facharzt für Radiologie am Evangelischen Krankenhaus Düsseldorf – und Vorsitzender der Afghanischen Kinderhilfe. Letzteres ist der Grund für seine Teilnahme an dem Neujahrsempfang des Bundespräsidenten, der am Freitag, 10. Januar, in Berlin stattfand. Gemeinsam mit seiner Frau Elke Büdenbender hatte Steinmeier über 60 Menschen aus verschiedenen Bundesländern eingeladen, die ein besonderes Engagement leisten.

„Ich wurde sehr herzlich aufgenommen“, sagt Ziayee. Am Donnerstag sei er bereits angereist und hätte gemeinsam mit den anderen geladenen Bürgerinnen und Bürgern eine Führung durch das Schloss Bellevue bekommen. Am nächsten Morgen folgte dann der offizielle Empfang im Schloss durch Steinmeier und seine Frau. „Die beiden haben auf mich einen bodenständigen, volksnahen Eindruck gemacht“, sagt der Düsseldorfer. Steinmeier habe ihm auf die Schulter geklopft, beide hätten sich mehrmals bei ihm für seine ehrenamtliche Arbeit bedankt. „Sie haben mir auch Mut gemacht, weiterzumachen“, sagt er.

Danach sei es mit einem gemeinsamen Mittagessen weitergegangen. Zur Vorspeise gab es eine Waldpilzsuppe, als Hauptgericht wurde geschmortes Rindfleisch aufgetischt. „Der Nachtisch war ein kunstvoll gestaltetes Eis mit Honig mit Mohn“, sagt Ziayee, dem das Essen gut geschmeckt hat. Seine Sitznachbarin beim Essen war Elke Büdenbender. „Sie war erneut sehr nett und freundlich und hat sich viel für mein Ehrenamt interessiert“, sagt der 69-Jährige. Hilfsbereitschaft habe sie ihm ebenfalls signalisiert.

Der Verein Afghanische Kinderhilfe hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Lebenssituation von benachteiligten Kindern im Land zu verbessern. Ziayee war 2002 eins der Gründungsmitglieder und ist seit 18 Jahren auch Vorsitzender. Der Verein hat bisher in der Nähe von Kabul drei Kliniken und eine Mädchenschule einrichten können. Eine weitere Schule soll bald folgen, das Genehmigungsverfahren laufe. In der Schule kommen Mädchen und junge Frauen im Alter von 13 bis Anfang 20 zusammen. Sie werden in den Fächern Nähen, Sticken, PC und Englisch unterrichtet. Der Anspruch: Das Gelernte soll berufsvorbereitend sein. Der Nähkurs sei besonders beliebt, so Ziayee. „Viele der jungen Frauen fangen danach einen Job in einer Fabrik an, wo sie Uniformen nähen“, sagt er.

In der Schule kommen Mädchen und junge Frauen im Alter von 13 bis Anfang 20 zusammen.

Foto: Afghanische Kinderhilfe Deutschland e.V.

Situation für Frauen hat
sich verschlechtert

Seit der Machtübernahme der Taliban hat sich die Situation von Frauen in Afghanistan drastisch verschlechtert. Mädchen dürfen nur noch bis zur sechsten Klasse in die Schule gehen. Immer neue „Tugendgesetze“ sollen Frauen aus dem öffentlichen Leben ausschließen. Für die Afghanische Kinderhilfe mit Sitz in Düsseldorf hat sich seitdem allerdings nicht viel verändert. Ziayee beschreibt die Organisation als „unparteiisch und unpolitisch“. „Wir wollen den Menschen dort helfen und dabei ist es egal, welche Regierung gerade an der Macht ist“, so der 69-Jährige. Seit der Machtübernahme der Taliban habe man gelernt, „auch mit solchen Leuten zu verhandeln“, sagt Ziayee. Die Mädchenschule wurde 2022 von der Terrorgruppe kurzzeitig geschlossen, durfte fünf Monate später aber wieder den Betrieb aufnehmen. „Wir sind nicht wie eine normale Schule“, so der Vorsitzende. Er vermutet, dass man deshalb von der Taliban geduldet würde. „Die Behörden dort sind froh, dass jemand einen Teil ihrer Arbeit macht“, sagt Ziayee und meint damit vor allem die Arbeit der drei Kliniken, die allesamt in armutsbetroffenen Gebieten angesiedelt sind. Die Kinderhilfe wird über Spenden finanziert. „Herr Steinmeier hat mich daraufhin gefragt, wie wir denn das Geld von Deutschland nach Afghanistan kriegen“, sagt der Vorsitzende. Denn einfach so per Banküberweisung gehe das nicht. Die Antwort: Eine Person reise mit einem Koffer voller Geld mit dem Flugzeug. Der Inhalt werde vorher beim Zollamt angemeldet. „Als ich das erzählt habe, hat der Bundespräsident gelacht“, sagt Ziayee.

(lip pvk)