Düsseldorfer feiern Nachbarschaft auf der Straße

Acht Straßen mit acht Mottos wurden zum Fest der Nachbarschaft gesperrt.

Foto: J. Michaelis

Düsseldorf. Die Straße ist der zentrale Ort, wenn es um die Begegnung mit Mitmenschen geht. Kurz zum Büdchen an der Ecke oder zum Bäcker auf einen Kaffee mit Freunden — alles ganz alltäglich. Wenn da nicht immer die vielen Autos wären. Aus diesem Grund haben die Naturfreunde NRW und die „Zukunftsmacher“ am Sonntagnachmittag acht Straßen für den Verkehr gesperrt, damit die Anwohner die Möglichkeit hatten, die Straße als Begegnungsort zurückzuerobern.

Jede Straße quer durch die Stadt stand unter einem anderen Motto, und so gab es eine Straße der Liebe, eine der Begegnung oder eine der Demokratie. Immer unter dem Titel: „Wir machen es - auf der Straße“.

Trotz des sonnigen Wetters war der Andrang von Besuchern jedoch eher schwach. Auf der Straße der Demokratie (Grabbeplatz, Altstadt) fand sich am Mittag nur ein gutes Dutzend Interessierter am Stand ein. Dort hatten die Bürger die Möglichkeit, mit Politikern wie OB Thomas Geisel ins Gespräch zu kommen und zu diskutieren.

Die Schwerinstraße in Pempelfort wurde von den Veranstaltern kurzerhand in „Straße der Liebe“ umbenannt. Julia Hafer (40) und ihr gemeinnütziges Projekt „Spende Zeit“ waren vor Ort, um ihre Onlineplattform zu präsentieren: „Wir sind eine Ehrenamtsbörse von Düsseldorfern für Düsseldorfer. Passend zur Straße der Liebe sind wir heute als Promoter der Nächstenliebe hier.“ Die ehrenamtlichen Mitglieder bringen Menschen die helfen wollen, mit denen zusammen, die diese Hilfe benötigen, also etwa Kinder, Senioren, Flüchtlinge oder Kranke. Aber auch Organisationen, die sich für Tier- und Umweltschutz einsetzen, werden unterstützt.

Besucherin Astrid Bönemann (51) findet das Straßenfest eine gelungene Idee: „In unserer Gesellschaft liegt der mediale Fokus leider zu oft auf Mobbing und Hetze. Das Nachbarschaftsfest ist ein schönes Zeichen für unsere Wertvorstellungen von Toleranz und Demokratie.“ Die unterschiedlichen Mottos wirken auf sie wie eine Komposition: „Die einzelnen Straßen sind dabei nicht so ausdrucksstark wie das Zusammenspiel aller Straßenmottos.“

Die „Straße der Begegnung“ befand sich auf der Mozartstraße in Pempelfort. Trotz der wenigen Besucher war die Stimmung am Stand gut. Man kam sich mit lustigen Anekdoten aus dem Alltag näher. Mit von der Partie war der „Gutenachtbus“ der Initiative „Vision teilen“. Für deren Gründer Peter Amendt ist der Aspekt der Begegnung existenziell für das zwischenmenschliche Miteinander: „Wir fördern die Begegnung zwischen bedürftigen Menschen mit jenen, die das Glück des Lebens zeitweilig gepachtet zu haben scheinen. Dabei geht es uns um den direkten menschlichen Kontakt. Und dies geschieht am besten auf der Straße und in der Öffentlichkeit.“